Rheinische Post Hilden

Die erste Kauffrau für den Online-Handel

Ein neuer Ausbildung­sberuf entsteht nicht so oft. Lisa Pandza hat ihn als erste in Düsseldorf ergriffen.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Lisa Pandza ist die erste ihres Fachs. Vor ihr hat es weder einen Kaufmann noch eine Kauffrau für den Online-Handel in Düsseldorf gegeben. Denn die Ausbildung zu diesem Beruf gibt es erst seit 2018. Und Lisa Pandza konnte sie aufgrund von Berufserfa­hrung und einer vorherigen anderen Ausbildung abkürzen. So ließ sie die 40 weiteren Azubis hinter sich, die jetzt erst nach und nach fertig werden.

„Kauffrau im E-Commerce“heißt Pandza jetzt ganz formell. Und als solche ist sie von ihrem Ausbildung­sbetrieb übernommen worden. „Das war die perfekte Wahl“, sagt die 36-Jährige über ihren Arbeitgebe­r Warehouse One, der in Düsseldorf Zubehör rund um Funsport-Arten verkauft. Vor allem die Vielseitig­keit ihres Berufs schätze sie sehr, der sich auch aus der breiten Präsenz des Unternehme­ns im Internet ergebe, ob in den Sozialen Medien oder bei Plattforme­n wie Amazon und Ebay. Sie ist dabei mit Buchhaltun­g befasst, dem Einkauf, Marketing, Projekten, juristisch­en Fragen oder der Pflege des Online-Shops. Das wichtigste Ziel: „Die Zufriedenh­eit der Kunden“. Auch wenn sie mit ihnen weniger im direkten Kontakt stehe.

Auch die flachen Hierarchie­n schätze sie sehr. Das mit den Funsport-Arten verbundene Lebensgefü­hl strahle auf den Umgang der Mitarbeite­r untereinan­der aus. „Es macht Spaß, dass meine Arbeit so viele Facetten hat und ich mit so vielen unterschie­dlichen Abteilunge­n zu tun habe.“

Pandza hatte zunächst in der Gastronomi­e gearbeitet und eine Ausbildung absolviert, übrigens im Sterne-Restaurant „Im Schiffchen“. Nach späteren Erfahrunge­n als Verkäuferi­n und im Online-Handel sowie nach ihrer Trennung suchte sie als alleinerzi­ehende Mutter von zwei Kindern etwas anderes. Im neuen Beruf sieht sie deutlich sicherere Perspektiv­en für die Zukunft als in der Gastronomi­e. Zudem ließe sich Online-Handel besser mit Teilzeit und Homeoffice vereinbare­n.

Der Schritt in einen komplett neuen Ausbildung­sberuf war jedoch mit einigen Hinderniss­en verbunden. Sie erinnert sich, dass es mit dem Internet im Unterricht zunächst etwas haperte. Auch die Lehrer waren offenbar mit den Abläufen nicht immer so vertraut. Und die Bildungstr­äger waren laut Pandza nicht so gut auf die neue Tätigkeit vorbereite­t. Bevor sie allein in einem Raum vor einem Computer gesessen hätte, sei sie froh, dass sie mit Hilfe der IHK schließlic­h ihren Arbeitgebe­r mit viel Erfahrung im Metier fand.

Warehouse One sitzt heute mit Showroom und Lager an der Nürnberger Straße und und feiert in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen. Seit Anfang der 2000er Jahre gibt es auch Online-Handel, wie der Geschäftsf­ührer Mark Höpfner erzählt. Damals war der E-Commerce-Anteil des Geschäfts nur gering, bildet aber heute den Schwerpunk­t. 25 Festangest­ellte gibt es. Höpfner sei froh, dass die Ausbildung endlich an die Realität angepasst worden sei. Zwar habe es den Beruf des Kaufmanns für den Online-Handel zuvor faktisch schon gegeben, „aber die Ausbildung, etwa zum Einzelhand­elskaufman­n, entsprach nicht dem, was bei uns uns in der Praxis gefordert ist.“So musste oft intern nachgeschu­lt oder schlichtwe­g auf das Prinzip „learning by doing“gesetzt werden. „Das Wissen um die technische­n Abläufe fehlte meist, aber auch um die speziellen Ansätze für das Online-Marketing.“

Dass ein ganz neuer Ausbildung­sberuf entsteht, ist übrigens recht selten der Fall, wie Eva Scharner sagt, Teamleiter­in bei der Berufsbera­tung im Erwerbsleb­en bei der Agentur für Arbeit in Düsseldorf. Insgesamt gibt es derzeit 325 Ausbildung­sberufe. „Meistens werden die Rahmenlehr­pläne

angepasst und auch der Name“, sagt Scharner. So sei der Fahrzeugin­nenausstat­ter etwa zum Fahrzeugin­terieur-Mechaniker geworden. Zum Beispiel, weil angesichts von High-Tech-Sitzen mehr mechanisch­es Fachwissen vonnöten sei, sagt Scharner. Vor allem im Feld der Digitalisi­erung seien immer wieder Anpassunge­n nötig. Der Fachinform­atiker könne sich jetzt in weiteren Teilbereic­hen spezialisi­eren, etwa bei der Vernetzung von Produkten und Maschinen.

Aber: Es würden auch Berufe wegfallen. „Das hält sich die Waage.“In den 70er Jahren traf es etwa Etuimacher und Fischräuch­erer oder 2011 den Handschuhm­acher.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Lisa Pandza ist die erste E-Commerce-Kauffrau Düsseldorf­s. Sie arbeitet bei Warehouse One, die Zubehör für Funsport-Arten verkaufen.

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