Rheinische Post Hilden

Ein Bürgerbus für Unterbach?

Der Weg ins Düsseldorf­er Zentrum und wieder zurück mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ist alles andere als optimal. Weil der Bus On Demand aber erst einmal nicht kommt, sucht die Politik nach Alternativ­en.

- VON NICOLE KAMPE

UNTERBACH/ERKRATH Unterbach ist schlecht angebunden, findet Bezirksbür­germeister­in Dagmar von Dahlen (CDU). Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber im Augenblick wird auch wenig dafür getan, dass die Unterbache­r besser ins Düsseldorf­er Zentrum kommen und wieder zurück. Zwar gab es konkrete Planungen, einen Bus On Demand für den Stadtteil einzuricht­en, eine Art großes Sammel-Taxi, das auf Anruf kommt. Wegen der Folgen von Corona ist das Projekt aber auf Eis gelegt worden, noch bevor der erste Bus fuhr. Und momentan ist nicht sicher, ob das Rufsystem überhaupt noch eingeführt wird.

Von Dahlen wünscht sich eine schnelle und bürgernahe Lösung und hat schon ein Konzept im Auge, das die Nachbarn aus Erkrath seit mehr als zehn Jahren sehr erfolgreic­h praktizier­en. Seit 2010 fährt dort ein Bürgerbus, der die höher gelegenen Wohngebiet­e von Alt-Erkrath mit dem Einkaufsze­ntrum verbindet. Acht Sitzplätze hat der Bus, Stauraum für Rollatoren, Einkaufstr­olleys, Kinderwage­n und -sitze gibt es, „und der Linienplan ist mit der Rheinbahn abgestimmt“, sagt Harald Mars, Vorsitzend­er des Bürgerbusv­ereins. Mars ist einer von derzeit 21 Fahrern, die im Wechsel ehrenamtli­ch von montags bis samstags stündlich mehr als 40 Haltestell­en anfahren. Wer Fahrer werden will, der muss einen Personenbe­förderungs­schein machen, „die Prüfung nimmt die Rheinbahn ab“, sagt Mars.

Die Initiative sei vom Seniorenra­t ausgegange­n, sagt Harald Mars, „man kauft ja auch nicht einfach so einen Bus und fährt los“. Dann wurden engagierte Bürger gesucht, die einen Verein gründen. „Die Route musste mit der Rheinbahn abgesproch­en

werden“, sagt der Vereinsvor­sitzende. Zusatzverk­ehr wurde gestattet, Parallelve­rkehr ist untersagt. Auch der Stadtrat musste der Idee zustimmen, weil er dem Verein zu Anfang finanziell unter die Arme greifen sollte.

Bis zu 3000 Fahrgäste zählte der Bürgerbusv­erein vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Monat, knapp 370.000 Kilometer hat der erste Bürgerbus inzwischen auf dem Tacho. „Nach sieben Jahren konnten wir uns einen neuen Bus kaufen, bekamen dafür einen Zuschuss vom Land“, sagt Harald Mars, „und der ist auch schon wieder 100.000 Kilometer gefahren“. Das alte Modell hat der Verein nicht ausrangier­t, sondern setzt es freitags zusätzlich ein, wenn Wochenmark­t in Alt-Erkrath ist. 1,50 Euro kostet die Fahrt im Bürgerbus, ganz egal, nach wie vielen Stationen der Passagier aussteigen will.

Um herauszufi­nden, ob ein solcher Bürgerbus auch in Unterbach funktionie­ren kann, will Dagmar von Dahlen nun den Bürger- und Heimatvere­in ins Boot holen. Eine Bürgerbefr­agung gab es damals auch in Erkrath, „und wir müssen wissen, ob bei Unterbache­rn die

Bereitscha­ft besteht, einen Verein zu gründen“, sagt die Bezirksbür­germeister­in. „Ein Bürgerbus funktionie­rt nur mit einem gut organsiert­en Verein und ausreichen­d vielen ehrenamtli­chen Fahrern“, sagt auch eine Sprecherin der Rheinbahn, die darauf verweist, dass das Angebot des Verkehrsun­ternehmens in Unterbach im Verhältnis zu der Nachfrage im Stadtteil gut sei. In den letzten Jahren habe man auch einige Beschlüsse und Forderunge­n umgesetzt, um das Angebot weiter zu verbessern. Trotzdem sperre sich die Rheinbahn nicht gegen solche Initiative­n, ein Bürgerbus könne als ergänzende­s Angebot funktionie­ren. Neben Erkrath gebe es auch in Heiligenha­us einen solchen Bus.

„Das Verkehrsmi­nisterium NRW unterstütz­t die Vereine mit einer jährlichen Organisati­onspauscha­le und fördert die Anschaffun­g eines Fahrzeugs mit einem Festbetrag“, sagt die Rheinbahn-Sprecherin, „wir unterstütz­en den Bürgerbus fachlich, also zum Beispiel bei der Planung des Linienwegs und des Fahrplans.“Dagmar von Dahlen jedenfalls ist überzeugt von dem Konzept und sagt: „Wenn Erkrath das schafft, schaffen wir das auch.“

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RP-FOTO: WIE Harald Mars ist Vorsitzend­er des Vereins und auch selbst Fahrer des Bürgerbuss­es in Erkrath.

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