Ein Bürgerbus für Unterbach?
Der Weg ins Düsseldorfer Zentrum und wieder zurück mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist alles andere als optimal. Weil der Bus On Demand aber erst einmal nicht kommt, sucht die Politik nach Alternativen.
UNTERBACH/ERKRATH Unterbach ist schlecht angebunden, findet Bezirksbürgermeisterin Dagmar von Dahlen (CDU). Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber im Augenblick wird auch wenig dafür getan, dass die Unterbacher besser ins Düsseldorfer Zentrum kommen und wieder zurück. Zwar gab es konkrete Planungen, einen Bus On Demand für den Stadtteil einzurichten, eine Art großes Sammel-Taxi, das auf Anruf kommt. Wegen der Folgen von Corona ist das Projekt aber auf Eis gelegt worden, noch bevor der erste Bus fuhr. Und momentan ist nicht sicher, ob das Rufsystem überhaupt noch eingeführt wird.
Von Dahlen wünscht sich eine schnelle und bürgernahe Lösung und hat schon ein Konzept im Auge, das die Nachbarn aus Erkrath seit mehr als zehn Jahren sehr erfolgreich praktizieren. Seit 2010 fährt dort ein Bürgerbus, der die höher gelegenen Wohngebiete von Alt-Erkrath mit dem Einkaufszentrum verbindet. Acht Sitzplätze hat der Bus, Stauraum für Rollatoren, Einkaufstrolleys, Kinderwagen und -sitze gibt es, „und der Linienplan ist mit der Rheinbahn abgestimmt“, sagt Harald Mars, Vorsitzender des Bürgerbusvereins. Mars ist einer von derzeit 21 Fahrern, die im Wechsel ehrenamtlich von montags bis samstags stündlich mehr als 40 Haltestellen anfahren. Wer Fahrer werden will, der muss einen Personenbeförderungsschein machen, „die Prüfung nimmt die Rheinbahn ab“, sagt Mars.
Die Initiative sei vom Seniorenrat ausgegangen, sagt Harald Mars, „man kauft ja auch nicht einfach so einen Bus und fährt los“. Dann wurden engagierte Bürger gesucht, die einen Verein gründen. „Die Route musste mit der Rheinbahn abgesprochen
werden“, sagt der Vereinsvorsitzende. Zusatzverkehr wurde gestattet, Parallelverkehr ist untersagt. Auch der Stadtrat musste der Idee zustimmen, weil er dem Verein zu Anfang finanziell unter die Arme greifen sollte.
Bis zu 3000 Fahrgäste zählte der Bürgerbusverein vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Monat, knapp 370.000 Kilometer hat der erste Bürgerbus inzwischen auf dem Tacho. „Nach sieben Jahren konnten wir uns einen neuen Bus kaufen, bekamen dafür einen Zuschuss vom Land“, sagt Harald Mars, „und der ist auch schon wieder 100.000 Kilometer gefahren“. Das alte Modell hat der Verein nicht ausrangiert, sondern setzt es freitags zusätzlich ein, wenn Wochenmarkt in Alt-Erkrath ist. 1,50 Euro kostet die Fahrt im Bürgerbus, ganz egal, nach wie vielen Stationen der Passagier aussteigen will.
Um herauszufinden, ob ein solcher Bürgerbus auch in Unterbach funktionieren kann, will Dagmar von Dahlen nun den Bürger- und Heimatverein ins Boot holen. Eine Bürgerbefragung gab es damals auch in Erkrath, „und wir müssen wissen, ob bei Unterbachern die
Bereitschaft besteht, einen Verein zu gründen“, sagt die Bezirksbürgermeisterin. „Ein Bürgerbus funktioniert nur mit einem gut organsierten Verein und ausreichend vielen ehrenamtlichen Fahrern“, sagt auch eine Sprecherin der Rheinbahn, die darauf verweist, dass das Angebot des Verkehrsunternehmens in Unterbach im Verhältnis zu der Nachfrage im Stadtteil gut sei. In den letzten Jahren habe man auch einige Beschlüsse und Forderungen umgesetzt, um das Angebot weiter zu verbessern. Trotzdem sperre sich die Rheinbahn nicht gegen solche Initiativen, ein Bürgerbus könne als ergänzendes Angebot funktionieren. Neben Erkrath gebe es auch in Heiligenhaus einen solchen Bus.
„Das Verkehrsministerium NRW unterstützt die Vereine mit einer jährlichen Organisationspauschale und fördert die Anschaffung eines Fahrzeugs mit einem Festbetrag“, sagt die Rheinbahn-Sprecherin, „wir unterstützen den Bürgerbus fachlich, also zum Beispiel bei der Planung des Linienwegs und des Fahrplans.“Dagmar von Dahlen jedenfalls ist überzeugt von dem Konzept und sagt: „Wenn Erkrath das schafft, schaffen wir das auch.“