130 Jahre altes Haus am Carlsplatz seit Jahren leer
Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist nicht mehr bewohnt. Die Politik wurde stutzig. Jetzt soll sich etwas tun.
CARLSTADT Zwischen 1890 und 1894 muss das Haus mit der Nummer 6 am Carlsplatz gebaut worden sein. Vier Etagen plus Dachgeschoss, dreieckige und halbrunde Ziergiebel über den Fenstern und verschnörkelte Ornamente an der Wand – ein Schmuckstück in bester Lage mit Blick auf den beliebten Markt. Solche Häuser im Jugendstil sind nicht mehr allzu oft zu finden in Düsseldorf. Seit mehr als 35 Jahren steht es unter Denkmalschutz und seit ein paar Jahren auch leer, was Peter Klein (Die Linke) aus der Bezirksvertretung 1 bedauert. „Das Gebäude soll einer
Erbengemeinschaft gehören“, sagt Klein, die oberen Geschosse seien seit etwa drei Jahren nicht mehr bewohnt. „Dieser
Leerstand ist der
Verwaltung seit zwei Jahren bekannt“, sagt Klein, der im Dezember eine Anfrage in der Sitzung der Bezirksvertretung stellte. Er wollte unter anderem wissen, ob die Verwaltung Kenntnis hat zu Umbau- oder Umnutzungsplänen oder über einen Eigentümerwechsel.
Damals hieß es in einer schriftlichen Mitteilung, dass nichts davon bekannt sei. Das Amt für Wohnungswesen, Fachbereich Wohnungsaufsicht, habe bei Ermittlungen den Leerstand des Gebäudes im Juni 2020 erneut überprüft und bestätigt. Auf Grundlage der Wohnraumschutzsatzung sollte im Januar 2021 ein ordnungsbehördliches Verfahren gegen den Eigentümer begonnen werden, in dem er zu den Gründen des andauernden Leerstands befragt wird.
Doch soweit kommt es nun nicht, denn seit einigen Tagen steht ein Bauzaun samt Baustellenschild
vor der Tür. „Es sollen wohl Balkone und im Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss ein Café errichtet werden“, sagt Peter Klein. Nun bestätigt auch die Stadt, dass eine Umbaumaßnahme vorgesehen ist, „für die am 17. Juli 2019 eine Baugenehmigung erteilt worden ist“, sagt ein Sprecher. „Im Dezember konnte die Ankündigung und Aufnahme dieses Bauvorhabens durch ein entsprechendes Baustellenschild am Haus festgestellt werden“, so der Sprecher weiter. Warum im selben Monat aber eine Anfrage der Linken in der Bezirksvertretung
anders beantwortet wurde, ist trotz Nachfrage bislang nicht geklärt.
Fest steht: Die Einleitung eines Ordnungsverfahrens wegen fortgesetzten Leerstandes ist hinfällig geworden. „Der Fortschritt der Bauarbeiten wird vom Fachbereich Wohnungsaufsicht bis zur Neuvermietung der Wohnungen routinemäßig überwacht“, sagt der Stadtsprecher.
Die Stadt hatte lange Zeit wenig Handhabe gegen Eigentümer, die ihre Immobilien verfallen ließen. Mehr als zehn Jahre versuchten die Politik und die Verwaltung im Stadtbezirk 2, den Besitzer des Hauses an der Dorotheenstraße/Ecke Birkenstraße dazu zu bewegen, das Haus instandzusetzen. Weil es zwischenzeitlich sogar nicht mehr verkehrssicher war, musste die Stadt auf eigene Kosten ein Gerüst anbringen. Mittlerweile wurde das Haus saniert. Im Sommer 2019 beschloss der Rat der Stadt Düsseldorf dann die Wohnraumschutzsatzung, mit der gegen Zweckentfremdung oder Leerstand vorgegangen werden kann.