„Aus“für Miegel-Weg und Nolde-Straße
Im Haupt- und Finanzausschuss prallten jetzt erneut die kontroversen Ansichten zur Umbenennung historisch belasteter Straßennamen aufeinander. Am Ende gab es zwar eine Entscheidung, die Debatte aber dürfte weitergehen.
HAAN Seit über einem Jahr beschäftigen sich verschiedene Ausschüsse damit, ob – und wenn ja, welche – Straße in Haan umbenannt werden soll, weil der Namensgeber geschichtlich belastet ist. Im Hauptund Finanzausschuss prallten jetzt erneut die kontroversen Ansichten aufeinander. Zwar wurde ein Beschluss gefasst, doch gerade damit wird das Thema auch künftig ein Dauerbrenner bleiben. Denn die Politiker entschieden, dass sich der Ausschuss in vier Jahren erneut mit der Martin-Luther-Straße, dem Hermann-Löns-Weg und der Robert-Koch-Straße befassen soll.
Fest steht seit Dienstag, dass der Agnes-Miegel-Weg und die Emil-Nolde-Straße umbenannt werden. Die Verwaltung wird dazu mit den betroffenen Anwohnern sprechen, unter anderem, um Vorschläge für neue Straßennamen zu sammeln. Abgelehnt wurde die Umbenennung der Moltkestraße. Sie soll aber einen Hinweis auf den Namensgeber Helmuth James Graf von Moltke erhalten, der ein deutscher Jurist, Kämpfer gegen den Nationalsozialismus sowie Begründer der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis war und deshalb nicht zu verwechseln ist mit Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke.
Ihren Namen behalten werden bis auf weiteres die Richard-Wagner-Straße, die Blücherstraße, die Jahn- und die Körnerstraße. Die „Schlachtenstraßen“werden mit Hinweis- bzw. Legendenschildern versehen, auf denen der Opfer der Schlacht gedacht werden soll. Außerdem prüft die Stadtverwaltung die Möglichkeit, QR-Codes bei diskussionswürdigen Straßennamen zu nutzen.
Die FDP stimmte gegen die Umbenennung von Agnes-Miegel-Weg und Emil-Nolde-Straße, die WLH enthielt sich. WLH-Ratsfrau Meike Lukat kritisierte vor allem, dass noch nicht alle örtlichen Straßennamen historisch neu bewertet wurden und die Diskussion deshalb noch lange nicht beendet sei. Sie plädierte dafür, „dass man nur einmal eine grundsätzliche Vorgehensweise zu allen Straßennamen in Haan im Hinblick auf eine Belastung durch
Kolonialismus, Militarismus, Antisemitismus, Rassismus und biographische Bezüge zur NS-Diktatur mit Beteiligungsmöglichkeit aller Interessierten hier in Haan abstimmt.“
Die FDP lehnte die Vorschläge ab, weil auch sie den Haanern mehr Diskussions- und Beteiligungsmöglichkeiten bieten wollte. Außerdem sagte Fraktionschef Michael Ruppert: „Stattdessen sollen jetzt Namen auf den Index, für die Räte votiert haben, die genauso frei und demokratisch gewählt waren, wie der neue Rat, und vermutlich auch nicht dümmer oder klüger waren. Etwas mehr Respekt vor deren Entscheidung sollten wir schon haben – auch wenn wir sie heute anders treffen würden“.
Erheblicher Widerspruch von SPD und GAL: „Ausgerechnet in dieser Zeit sollten wir darauf achten, dass nur Vorbilder geehrt werden“, forderte Bernd Stracke (SPD). Andreas Rehm (GAL) betonte: „Kein Schritt nach rechts! Wir lernen dazu, und wenn wir jetzt die Möglichkeit zur Umbenennung haben, sollten wir es tun.“