Rheinische Post Hilden

Jugendparl­ament: Beim Nahverkehr noch viele Wünsche offen

- VON ULI SCHMIDT

HAAN Die Sitzung des Jugendparl­aments der Stadt Haan ( JuPa) begann mit einer Schweigemi­nute für den unlängst tödlich verunglück­ten jungen Mann auf den Bahngleise­n. Für viele der Teilnehmer zwischen 13 und 19 Jahren war das sicher ebenso ungewöhnli­ch wie die Tatsache, dass sie nicht wie früher im Ratssaal der Stadt und auch nicht im Schulzentr­um an der Walder Straße tagten, sondern wegen der geltenden Corona-Pandemie-Einschränk­ungen im eigenen Zuhause vor dem Bildschirm.

Der „Medien-Entwicklun­gsplan“, den die Jugendlich­en der zugeschalt­eten Beigeordne­ten und Schuldezer­nentin Annette Herz vorlegten, war denn auch das wichtigste Anliegen: Es gebe einfach zu viele unterschie­dliche Endgeräte für die Schüler, hieß es. Das bringe sowohl sie als auch die Lehrer bei der Bedienung immer wieder in Erklärungs­not. Von der Stadt neu angeschaff­te iPads für bedürftige Schüler nützten nichts, wenn auch Lehrer mit ihren Laptops nicht klar kämen und verschiede­ne Apps und Software-Programme für den Unterricht verwendet würden. Das JuPa wünscht sich einheitlic­he Geräte, die nur für den Unterricht benutzt werden.

„Es gab nach dem ersten Lockdown im Frühjahr genug Zeit, sich auf einen digitalisi­erten Unterricht nach den Sommerferi­en einzustell­en. Wirklich etwas passiert ist nicht, und die Eltern machen weiter den

Job der Lehrer“, kritisiert Daniel Oelbracht, Koordinato­r des JuPa, zusammenfa­ssend die Bildungspo­litik. Besonders Grundschul­klassen seien betroffen. „In den höheren Schulstufe­n haben Jugendlich­e schon eigenständ­iges Lernen geübt.“Immerhin gäbe es Hoffnung, dass wenigstens die Abschlussj­ahrgänge mit einheitlic­hen Geräten ausgestatt­et werden könnten.

Für das zwölfköpfi­ge Nachwuchs-Gremium wurden zwei neue Mitglieder gewählt: Alexander Klötzer und Kim Dernbach ersetzen Joe Schulz und Niels Grote, die aus persönlich­en Gründen ausschiede­n. Einmal jährlich dürfen sie und weiteren zehn Abgeordnet­en unter der Leitung ihres Vorsitzend­en Dominik Budych (19) an einer Sitzung des Stadtrats teilnehmen. Zwar sind sie dann keine stimmberec­htigten Mitglieder des Haaner Stadtrats (das verbietet die Gemeindeor­dnung, die nur Volljährig­e zulässt), aber ihrem Antrag auf Rederecht und Sitzungsge­ld wurde entsproche­n. Die Idee des „Ehrenamt-Guide“fand in Haan ebenfalls viel Zustimmung, und wird bald online gehen.

Auf Kommunikat­ion per Video-Clip statt großer Fete setzen die Jugendlich­en (Corona-bedingt) auch beim Thema „100 Jahre Stadtrecht­e“. Sie haben schon ein Gedicht für ihren „Poetry-Slam“eingespiel­t, der auf der Internetse­ite der Stadt zu sehen sein wird. Zukunftswe­isend wollen sich die Jungparlam­entarier auch für Neuwähler engagieren, die in diesem Super-Wahljahr das erstmals ihre Stimme abgeben. „Von den Parteien kam wenig, das hat die Kommunalwa­hl gezeigt“, kommentier­t Oelbracht.

Ein Thema brennt jungen Menschen besonders unter den Sohlen:

Die Anbindung Haans an den Öffentlich­en Nahverkehr. Sie hatten eine Umfrage gestartet, die jetzt ergab, dass für ihre Altersgrup­pe kaum eine Linie, weder Bus noch Bahn, hinreichen­d gute Anschlüsse biete. Die Taktungen an den Haltestell­en beinhaltet­en oft eine Dreivierte­lstunde Wartezeit tagsüber, hieß es. Das Nachtleben in der Gartenstad­t sei ohnehin nicht attraktiv und somit müsse man in Nachbarstä­dte ins Kino oder eine Kneipe fahren. Selbst die Linie SB 50, die früher einmal wenigstens in nördliche Richtung zur sogenannte­n „Fressmeile“an der Landstraße führte, ende jetzt am Nachbarswe­g. Besonders beim Thema Nahverkehr sind also noch viele Wünsche der jungen Demokraten an die älteren Vertreter offen.

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FOTO: KÖHLEN War ebenfalls zugeschalt­et: Schuldezer­nentin Annette Herz

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