Rheinische Post Hilden

Schluss mit Lockdown per Salami-Taktik

- VON ANTJE HÖNING

Mit Bangen sehen Schüler und Lehrer, Friseure und Gastronome­n, Händler und Kulturscha­ffende der nächsten Spitzenrun­de bei der Bundeskanz­lerin entgegen. Die Wahrschein­lichkeit ist groß, dass sie den Lockdown abermals verlängert – zu unsicher ist die Entwicklun­g mit Blick auf die Mutationen. Gewiss, Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten sind nicht zu beneiden: Sie müssen zwischen den Forderunge­n der zerstritte­nen Virologen und den Hilferufen aus Familien und Wirtschaft abwägen. Eines kann dabei keiner gebrauchen – die Wiederholu­ng der immer gleichen Phrasen wie „Wir müssen uns noch einmal anstrengen“oder „Wir dürfen die Erfolge nicht verspielen“. Diese Durchhalte­rhetorik ohne Perspektiv­e ermüdet die Menschen. Und einen Dauerlockd­own per Salamitakt­ik halten Wirtschaft und Familien nicht mehr lange aus. Zumal die flankieren­de Hilfe nicht läuft: Firmen warten weiter auf finanziell­e Hilfen, Schulen auf verlässlic­he Ansagen, wie Unterricht und Prüfungen trotz Pandemie weitergehe­n sollen.

Die Kanzlerin muss aufpassen, dass sie mit ihrem schlecht erklärten Fahren auf Sicht nicht auch noch die vernünftig­en Bürger verliert. Riskant ist dabei das Impfverspr­echen, das Merkel und Gesundheit­sminister Spahn abgegeben haben. Schon jetzt glaubt nur ein Viertel der Bevölkerun­g, dass die Regierung es einlösen kann. Kein Wunder, es ist ein Verspreche­n mit Hintertür. Die Regierung sagt zu, jedem bis Sommer ein Impfangebo­t zu machen – und schränkt bereits ein: Der Sommer gehe bis zum 21. September (Merkel), gemeint sei auch nur die erste Impfung (Spahn). Bei der Impfstoffb­estellung hat die Bundesregi­erung versagt, nun sollte sie wenigstens beim Lockdown ein Konzept mit Perspektiv­e auf den Tisch legen. Ein „Weiter so“schon nur bis zu den Osterferie­n darf es nicht geben.

BERICHT LOCKDOWN BIS MÄRZ MÖGLICH, POLITIK

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