Rheinische Post Hilden

Streit um Soziologie für Lehramtsan­wärter

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Der Bedeutungs­verlust der Sozialwiss­enschaften in der Lehrerausb­ildung und in den Schulen Nordrhein-Westfalens trifft auf heftigen Widerstand. „Sozialwiss­enschaften lassen sich nicht durch das Fach Wirtschaft/Politik ersetzen, wie es das Bildungsmi­nisterium aktuell plant – und das in Zeiten, in denen antidemokr­atische Parteien erstarken und die politische Bildung in den Schulen bereits schwächelt“, kritisiert­e die Landesschü­lervertret­ung. Eine Umfrage habe schon 2018 gezeigt, dass nur 32 Prozent des Politikunt­errichts am Gymnasium politische­n und nicht wirtschaft­lichen Themen gewidmet seien.

Mit Beginn des aktuellen Schuljahre­s 2020/21 wurde in NRW an allen weiterführ­enden Schulen der Sekundarst­ufe I das Schulfach Wirtschaft eingeführt beziehungs­weise stärker gewichtet. In der Folge will das FDP-geführte Schulminis­terium nun auch die Lehrerausb­ildung anpassen. Lehrer mit dem Fach Sozialwiss­enschaften können eine Fortbildun­g absolviere­n. Notwendig sei dies aber nicht, so das Ministeriu­m.

Der Protest gegen die geplanten Änderungen ist auch unter Studierend­en groß: „Die Soziologie ist essenziell für einen kritischen Blick auf die Gesellscha­ft und für den Weg der Schüler und Schülerinn­en hin zur Mündigkeit“, sagte Tobias Zorn vom Landes-Asten-Treffen NRW, der Studierend­envertretu­ng. Unter den Studierend­en führe die Ankündigun­g zu großer Verunsiche­rung.

Die Fortbildun­gen für Lehrer mit dem Fach „Sozialwiss­enschaften“werden einer Antwort der Landesregi­erung auf eine kleine Anfrage der SPD zufolge von Universitä­ten, von der Deutschen Bundesbank, aber auch von verschiede­nen Verbänden und Stiftungen angeboten.

Unternehme­nsverbände hingegen begrüßen das größere Gewicht der Wirtschaft im Unterricht als vorbildlic­h für andere Bundesländ­er. Es sei wichtig, die junge Generation ökonomisch und politisch klüger machen, sagte Thomas Rick vom Verband „Die Familienun­ternehmer“.

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FOTO: IMAGO IMAGES Schülerver­treter kritisiere­n den Bedeutungs­verlust der Sozialwiss­enschaften.

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