Rheinische Post Hilden

„Die Vertrauens­krise der Kirche wird weitergehe­n“

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Dass der Vatikan offenbar keine kirchenrec­htliche Untersuchu­ng gegen den Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, einleiten will, sorgt in den Gemeinden für Diskussion­en. Am Montag hatte die Katholisch­e Nachrichte­n-Agentur berichtet, die römische Glaubensko­ngregation habe eine entspreche­nde Einschätzu­ng abgegeben. Woelki war unter Druck geraten, weil er den Verdacht, der inzwischen verstorben­e Düsseldorf­er Pfarrer O. habe möglicherw­eise ein Kind sexuell missbrauch­t, 2015 nicht nach Rom weitergeme­ldet hatte. Einige Kirchenrec­htler bewerten das als pflichtwid­riges Verhalten, das Konsequenz­en nach sich ziehen müsse. Offenbar schätzt der Vatikan das aber anders ein.

Stadtdecha­nt Frank Heidkamp geht davon aus, dass trotz dieser Bewertung „die Vertrauens­krise der Kirche weitergehe­n wird“. Die Ungeduld der Menschen sei groß. Ob der Kardinal den Fall von Pfarrer O. hätte melden sollen, auch wenn dies 2015 rechtlich nicht zwingend vorgeschri­eben war, bewertet Heidkamp so: „Wir sollten den Dingen nun ihren Lauf lassen. Der Kardinal hat gesagt, er wird aus dem, was im neuen Gutachten steht, Konsequenz­en ziehen. Wie diese im Einzelnen aussehen, sehen wir im März.“

„Natürlich wäre er mit dieser Einschätzu­ng kirchenrec­htlich entlastet“, sagt Marco Schmitz. Der CDU-Landtagsab­geordnete stammt aus O.s früherer Pfarrei in Gerresheim/Vennhausen. Mit der Einschätzu­ng aus Rom sei die Krise des Erzbistums aber noch nicht beendet. „Es wurde viel Porzellan zerschlage­n, und es bleibt die Frage, ob es nicht trotzdem besser gewesen wäre, den Vorgang weiter zu melden, um ein klares Zeichen für maximale Transparen­z zu setzen.“Ähnlich schätzt das Angelika Fröhling, die ebenfalls in St. Margareta aktiv ist, ein: „Jenseits der rechtliche­n Fragen würde ich mir einen Neuanfang wünschen.“

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