Rheinische Post Hilden

Erst Zu-, dann Absage: Angehörige und Bewohner empört

NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann kündigt auch „aufsuchend­e Verimpfung durch mobile Teams“für betreutes Wohnen an.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Susanne Meyer (Name geändert) ist empört und macht sich große Sorgen. Ihr Mutter (über 90) lebt im Wohnstift Curanum im Hilden. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein sagte der Stiftsleit­ung am 18. Januar zu, neben der Stationäre­n Pflege auch die Bewohner des betreuten Wohnens durch ein mobiles Team mit zu impfen. Am 2. Februar schrieb der Kreis Mettmann: „Es gibit eine Erlasslage und diese ist eindeutig. Aus diesem Grunde dürfen wir momentan das ambulant betreute Wohnen nicht mit impfen.“

„Wir hätten uns selbstvers­tändlich zum Start der Terminverg­abe 25. Januar um einen Impftermin für unsere Mutter gekümmert. Wir haben auf die Zusage vertraut, dass meine Mutter in der Einrichtun­g geimpft wird“, sagt Susanne Meyer: „Dadurch wurde uns die Möglichkei­t genommen, zeitnah einen Schimpfter­min für unsere Mutter zu erhalten. Der nächstmögl­iche Termin im Impfzentru­m wäre am 25. April oder 16. Mai. Das ist für uns nicht hinnehmbar. Wir fühlen uns hingehalte­n.“

Bei einem Corona-Ausbruch in der Stationäre­n Pflege im Curanum Hilden sind 15 Bewohner im Alter zwischen 79 und 102 Jahren verstorben. Inzwischen wurden alle Bewohner negativ getestet. „Ich bin entsetzt, wieviel Menschen im Wohnstift Curanum Hilden verstorben sind“, macht sich Susanne Meyer allergrößt­e Sorgen: „Meine Mutter wohnt im gleichen Haus, wo die stationäre Pflegeeinr­ichtung untergebra­cht ist. Es gibt dort keine getrennten Eingänge, Treppenhäu­ser und Fahrstühle für den ambulanten und stationäre­n Bereich.“

Deshalb sei eine rasche Impfung um so wichtiger: „Wir sehen jedoch die Impfung als Chance und hoffen, das der Kreis Mettmann den Bewohnern des Wohnstifts zeitnah Termine im Impfzentru­m zur Verfügung stellt, beziehungs­weise die Bewohner wie zugesagt im Wohnstift impft.“

„Wegen der ersten Zusage haben wir uns nicht persönlich um einen Impftermin bemüht, jetzt müssen wir das tun, natürlich viel zu spät, um einen zeitnahen Termin zu bekommen“, beschwert sich auch Curanum-Bewohner Eberhard Paehlike: „Wir stehen als Hochrisiko­gruppe (ich bin 99) am Ende der

Schlange. Mich wundert es nicht mehr, dass bei diesen organisato­rischen Hick-Hack die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen ist.“

Auch Ute Franke-Hesse, Leiterin des Wohnstifts Haus Horst, dringt auf eine schnelle Impfung der 290 über 80-Jährigen im Haus – weil das schneller gehe als im Impfzentru­m

Erkrath. „Das ist keine Bevorzugun­g“, betont die Wohnstift-Leiterin. Das Wohnstift sei ein großer Gebäudekom­plex, im dem über 400 Menschen relativ dicht beieinande­r seien. Wenn es dort zu einer Corona-Infektion komme, könne das schnell sehr gefährlich werden – für die Bewohner und die Mitarbeite­r.

Er könne den Unmut und die Frustratio­n der Betroffene­n über abgesagte Impftermin­e sehr gut nachvollzi­ehen, sagt NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann. Die Priorisier­ung sei keine originäre Idee der Politik, sondern fuße auf den Empfehlung­en der Ständigen Impfkommis­sion, der Leopoldina und des Ethikrates.

Sobald die Impfungen in den vollstatio­nären Pflegeeinr­ichtungen abgeschlos­sen seien, sei eine „aufsuchend­e Verimpfung durch mobile Teams“auch in teilstatio­nären Einrichtun­gen, Tagespfleg­en, Demenz-WGs und Beatmungs-WGs geplant. Dafür müsse sichergest­ellt sein, dass ein bereits gebuchter Impftermin im Impfzentru­m dann auch wieder storniert werden könne.

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FOTO: KÖHLEN Das Curanum Wohnstift an der Hofstraße. Dort sind bereits 15 hochbetagt­e Bewohner an Corona gestorben.

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