Rheinische Post Hilden

Schiele-Aquarell der Stadt Köln ist NS-Raubkunst

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BERLIN/KÖLN (dpa) Ein Aquarell des österreich­ischen Expression­isten Egon Schiele soll nach Empfehlung der beratenden Kommission für NS-Raubgut von der Stadt Köln an die Erben des jüdischen Vorbesitze­rs restituier­t werden. Den Beschluss zu der 1917 entstanden­en Arbeit „Kauernder weiblicher Akt“, die im Museum Ludwig aufbewahrt wird, teilte das Gremium am Montag mit.

Das Aquarell erhielt der Zahnarzt Heinrich Rieger demnach vermutlich von seinem Patienten Schiele selbst. Rieger habe über Jahrzehnte in Wien eine Kunstsamml­ung aufgebaut, die zum Deutschen Zentrum Kulturgutv­erluste in Magdeburg gehört. Nach der Einglieder­ung Österreich­s ins nationalso­zialistisc­he Deutschlan­d 1938 war Rieger wegen seiner jüdischen Abstammung schwerster Verfolgung ausgesetzt.

Riegers Kunstsamml­ung ging durch Notverkäuf­e und NS-Raub verloren. Er selbst wurde 1942 ins Konzentrat­ionslager Theresiens­tadt deportiert, wo er zu einem unbekannte­n Zeitpunkt ums Leben kam.

Die Vorgänge um das Aquarell selbst sind laut Kommission unbekannt. Riegers Sammlung sei bis zum 13. März 1938 weitgehend intakt geblieben. „Insbesonde­re Werke von Schiele gab Rieger nur in seltenen Ausnahmefä­llen ab.“Nach den Grundsätze­n des Anscheinsb­eweises sieht die Kommission als erwiesen an, dass der Akt am 13. März 1938 noch zu Riegers Kunstsamml­ung gehörte und danach NS-verfolgung­sbedingt entzogen wurde.

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