So schwindet die Überzeugungskraft
Der Umgang der Deutschen mit dem Virus hat von Runde zu Runde der Regierungschefs an Überzeugungskraft verloren. Was die Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch beschließt, setzen die Länder ab Donnerstag unterschiedlich um. Und was die Länder umsetzen, befolgen die Bürger nur eingeschränkt. Topdown, also Management von oben nach unten, wird zum Flop-down. Die jüngste Entscheidung, sich von vorneherein darauf zu verständigen, dass jedes Land bei den Schulöffnungen nach eigener Einschätzung vorgeht, klingt nicht nach Optimierung, sondern danach, schon den Versuch der Verständigung aufzugeben.
Um den neuen Bedrohungen durch Virus-Mutationen mit einsichtigen Verhaltensweisen der Bevölkerung entgegenwirken zu können, braucht es klare Konzepte. Anders als abgesprochen lag noch kein Öffnungsplan mit nachvollziehbaren Perspektiven vor. Nächster Anlauf in drei Wochen: drei weitere Wochen ohne verlässliches Erwartungsmanagement. Und es ist eine Einladung an die Länder, wieder an einem Flickenteppich der Regelungen zu weben. Die Friseure vorab am 1. März wieder aufmachen zu lassen, ist für die Branche wie auch für die Kunden sicherlich eine Wohltat. Aber warum müssen die vielen Hunderttausend anderen Betriebe warten, auch wenn sie vielfach bessere Hygienevorkehrungen treffen können? Auch das ist nicht überzeugend. Aber es gibt einen Lichtblick: Die Differenzierung nach Branchen und Regionen geht in die richtige Richtung. Die klügere Antwort auf die Herausforderung muss auf Dauer in einem nachvollziehbaren Mechanismus liegen. Wo die Corona-Raten niedriger sind und die Hygienekonzepte funktionieren, sollte auch mehr möglich sein, als dort, wo das Virus wütet und der Abstand nicht klappt.
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