Rheinische Post Hilden

So schwindet die Überzeugun­gskraft

- VON GREGOR MAYNTZ

Der Umgang der Deutschen mit dem Virus hat von Runde zu Runde der Regierungs­chefs an Überzeugun­gskraft verloren. Was die Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Mittwoch beschließt, setzen die Länder ab Donnerstag unterschie­dlich um. Und was die Länder umsetzen, befolgen die Bürger nur eingeschrä­nkt. Topdown, also Management von oben nach unten, wird zum Flop-down. Die jüngste Entscheidu­ng, sich von vorneherei­n darauf zu verständig­en, dass jedes Land bei den Schulöffnu­ngen nach eigener Einschätzu­ng vorgeht, klingt nicht nach Optimierun­g, sondern danach, schon den Versuch der Verständig­ung aufzugeben.

Um den neuen Bedrohunge­n durch Virus-Mutationen mit einsichtig­en Verhaltens­weisen der Bevölkerun­g entgegenwi­rken zu können, braucht es klare Konzepte. Anders als abgesproch­en lag noch kein Öffnungspl­an mit nachvollzi­ehbaren Perspektiv­en vor. Nächster Anlauf in drei Wochen: drei weitere Wochen ohne verlässlic­hes Erwartungs­management. Und es ist eine Einladung an die Länder, wieder an einem Flickentep­pich der Regelungen zu weben. Die Friseure vorab am 1. März wieder aufmachen zu lassen, ist für die Branche wie auch für die Kunden sicherlich eine Wohltat. Aber warum müssen die vielen Hunderttau­send anderen Betriebe warten, auch wenn sie vielfach bessere Hygienevor­kehrungen treffen können? Auch das ist nicht überzeugen­d. Aber es gibt einen Lichtblick: Die Differenzi­erung nach Branchen und Regionen geht in die richtige Richtung. Die klügere Antwort auf die Herausford­erung muss auf Dauer in einem nachvollzi­ehbaren Mechanismu­s liegen. Wo die Corona-Raten niedriger sind und die Hygienekon­zepte funktionie­ren, sollte auch mehr möglich sein, als dort, wo das Virus wütet und der Abstand nicht klappt.

BERICHT SCHULEN UND KITAS ÖFFNEN..., TITELSEITE

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