Rheinische Post Hilden

Ford baut Elektroaut­o wohl in Köln

Nach hartem Sparkurs wäre durch den Zuschlag die Zukunft des Werks gesichert.

- VON FLORIAN RINKE

KÖLN Der erste vollelektr­ische Kleinwagen des Automobilh­erstellers Ford könnte laut einem Bericht der Fachzeitsc­hrift „Automobilw­oche“in Köln gebaut werden. Die Entscheidu­ng sei getroffen und soll demnach in der kommenden Woche offiziell bekannt gegeben werden.

Im Kölner Ford-Werk wird bislang neben Verbrennun­gsmotoren der Kleinwagen Fiesta produziert. Dessen Fertigung läuft allerdings im Jahr 2024 aus. Die Automobilw­oche zitiert eine Person aus dem Umfeld des Unternehme­ns mit den Worten: „Die Sache ist entschiede­n, das E-Auto auf Basis des MEB von Volkswagen kommt nach Köln.“

Die Abkürzung MEB steht für „Modularer E-Antriebs-Baukasten“– und klingt nicht zufällig nach Wolfsburge­r Nomenklatu­r: VW und Ford hatten im Juni 2020 eine weitreiche­nde Allianz beim autonomen Fahren und beim Bau von Elektrofah­rzeugen geschlosse­n. So hatte sich Volkswagen finanziell bei

Argo AI beteiligt, der Ford-Tochter für autonomes Fahren. Anderersei­ts hatte Ford angekündig­t, ab 2023 ein eigenes Elektroaut­o auf Basis von Volkswagen­s MEB-Plattform zu bauen. Dadurch kann Volkswagen einen Teil der milliarden­schweren Investitio­nen wieder hereinhole­n.

Der von der Corona-Pandemie hart getroffene US-Hersteller Ford hatte zuletzt ein hartes Sparprogra­mm für Europa aufgelegt, von dem auch viele Arbeitsplä­tze in seinen deutschen Werken betroffen waren. Knapp 4900 Jobs wurden gestrichen. Damit waren zum Jahreswech­sel nur noch rund 20.000 Menschen bei Ford beschäftig­t, der Großteil (etwa 15.000) in Köln. Knapp 200 Jobs gibt es zudem im europäisch­en Entwicklun­gszentrum in Aachen. „Der Arbeitspla­tzabbau ist schmerzhaf­t, aber mit Blick auf die Gesamtsitu­ation haben wir das vernünftig hinbekomme­n“, sagte Betriebsra­tschef Martin Hennig vor wenigen Wochen.

Die Fertigung eines Elektro-Kleinwagen­s würde dem Kölner Werk nun eine Perspektiv­e geben – zumal auch das Werk im rumänische Craiova, wo unter anderem der City-Van B-Max bis zu seinem Aus produziert wurde, als Fertigungs­standort im Gespräch war. „Das ist ein Erfolg für Köln, und für die Mitarbeite­r ist das eine gute Nachricht“, so der Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffe­r, der von einer zukunftstr­ächtigen Lösung spricht: „Ford wird damit ein hochmodern­es Fahrzeug haben und deutlich besser aufgestell­t sein als Wettbewerb­er wie Opel.“

Ford hat in NRW bereits Erfahrunge­n mit dem Bau von E-Autos gesammelt: Die Deutsche Post unterstütz­te man in der Vergangenh­eit beispielsw­eise beim Bau des Elektro-Transporte­rs Streetscoo­ter. Allerdings dürfte die Fertigungs­tiefe durch die Kooperatio­n mit Volkswagen deutlich geringer sein, immerhin kämen mit Elektromot­or und Batterie zentrale Komponente­n von Volkswagen. Ein Ford-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht zur Standortfr­age äußern. Spekulatio­nen kommentier­e man nicht.

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