Ruf nach Meldestelle für Gewalt
Athletenvereinigung schlägt ein unabhängiges Zentrum für sicheren Sport vor.
FRANKFURT (dpa) Enthüllungen über sexuellen Missbrauch und Gewalt im Sport sind schockierend. Verbände und Vereine im organisierten Sport in Deutschland sind im Umgang mit diesem Thema oft überfordert. Deshalb schlägt die Vereinigung Athleten Deutschland die Schaffung eines unabhängigen „Zentrums für Safe Sport“vor. „Der Sport kann und sollte den Kampf gegen Gewalt und Missbrauch nicht allein führen“, sagte Maximilian Klein von der Athletenvereinigung und Mitautor des Impulspapiers.
„Der organisierte Sport steht vor der Herausforderung, dass er sich trotz aller Anstrengungen unzureichend selbst beaufsichtigen kann“, heißt es in der Studie. „Im Sinne einer effektiven Gewaltenteilung müssen wir in Deutschland unabhängige Strukturen im Kampf gegen Gewalt und Missbrauch im Sport diskutieren.“Ein öffentliches Hearing der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung hatte im Oktober 2020 gezeigt, dass Kinder und Jugendliche im Sport nicht ausreichend geschützt sind. 93 Sportler hatten der Kommission über sexuelle Gewalt im Sport berichtet.
Große Aufmerksamkeit erregte zuletzt die Aufdeckung von mentalen Misshandlungen im Turnen am Olympiastützpunkt Chemnitz. Auch im Boxen und Judo waren Fälle von Missbrauch bekanntgeworden.
Bestehende Instrumente wie Selbstverpflichtungen und Eigenerklärungen zu Schutz- und Präventionskonzepten seien richtige und gute Schritte der Sportorganisationen und des Bundes. Sie seien gleichzeitig jedoch nicht ausreichend, so Athleten Deutschland. Außerdem würden die vom organisierten Sport benannten Melde- und Anlaufstellen oftmals nicht als unabhängig wahrgenommen.