Katar macht Werbung für die WM
Das Emirat will bei der Klub-Weltmeisterschaft mit perfekter Organisation glänzen.
KATAR Das Emirat Katar nutzt die Fifa-Vereinsweltmeisterschaft mit Bayern München als Werbung für die WM im kommenden Jahr. In Katar herrschten „perfekte Bedingungen“, sagte Bayern-Trainer Hansi Flick vor dem Finale der Vereins-WM an diesem Donnerstag gegen Tigres aus Mexiko. Wie schon das Halbfinale der Bayern findet auch das Finale in einem Stadion statt, das bei der WM im kommenden Jahr als Austragungsort dienen soll. Die Gastgeber wollen zeigen, wie weit sie bei der Vorbereitung für die erste WM in einem arabischen Land bereits sind. Von Kritik an Katar wegen der Ausbeutung von Arbeitern beim Bau der WM-Stadien ist bei der Klub-WM nichts mehr zu hören.
Hinter dem schönen Schein verbergen sich himmelschreiende Zustände, sagen Menschenrechtler. Amnesty International spricht von einer „WM der Schande“und prangert die an „Sklaverei grenzenden“Arbeitsbedingungen von Arbeitern aus Bangladesch, Indien und Nepal an. Die Bayern gerieten einst ebenfalls ins Schussfeld, weil sie in Katar ihr Wintertraining absolvieren und die Fluggesellschaft Qatar Airways als Sponsor wählten. Die Vergabe
der WM an Katar ist weiterhin umstritten.
Auch die Austragung der KlubWM mitten in der Pandemie wird kritisiert. Aus dem deutschen Lockdown flogen die Bayern-Spieler in ein Land, das in jüngster Zeit einen neuen Anstieg von Corona-Infektionen erlebt. Besonders die wachsende Zahl der Corona-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, bereitet den Behörden Sorge. Wenn der Trend anhalte, werde Katar die Corona-Beschränkungen verschärfen müssen, erklärte das Gesundheitsministerium laut der Zeitung „The Peninsula“. Schon jetzt verbietet Katar alle Menschenansammlungen von mehr als 15
Personen.
Dennoch sah das Emirat keinen Grund, die Begegnungen der internationalen Teams als Geisterspiele zu veranstalten: Leere Stadien hätten nicht zu dem Bild gepasst, das Katar mit der Vereins-WM in der Welt verbreiten wollte. Deshalb entschied sich der Gastgeber dazu, die Zuschauer-Kapazität der Stadien auf 30 Prozent zu begrenzen; Tickets waren nur mit negativem Corona-Test zu haben. Außerdem mussten die Fans Masken tragen und eine Corona-Warn-App herunterladen, mit der ihre Kontakte nachverfolgt werden können.
Die Klub-WM ist für Katar auch politisch ein Erfolg. So wäre die Reise des Halbfinal-Gegners der Bayern aus Ägypten nach Katar noch vor wenigen Monaten kaum möglich gewesen. Erst Anfang des Jahres hatten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten ihren jahrelangen Streit mit Katar beendet und ihre Blockade des Emirats aufgegeben. Jetzt hoffen die Kataris auf viele Zuschauer aus den Nachbarstaaten bei der WM, weil die Grenzen wieder offen und die Flugverbindungen wieder hergestellt sind. Die Generalprobe für die WM dürfte in Katar deshalb als voller Erfolg gewertet werden.