Rheinische Post Hilden

Katar macht Werbung für die WM

Das Emirat will bei der Klub-Weltmeiste­rschaft mit perfekter Organisati­on glänzen.

- VON THOMAS SEIBERT

KATAR Das Emirat Katar nutzt die Fifa-Vereinswel­tmeistersc­haft mit Bayern München als Werbung für die WM im kommenden Jahr. In Katar herrschten „perfekte Bedingunge­n“, sagte Bayern-Trainer Hansi Flick vor dem Finale der Vereins-WM an diesem Donnerstag gegen Tigres aus Mexiko. Wie schon das Halbfinale der Bayern findet auch das Finale in einem Stadion statt, das bei der WM im kommenden Jahr als Austragung­sort dienen soll. Die Gastgeber wollen zeigen, wie weit sie bei der Vorbereitu­ng für die erste WM in einem arabischen Land bereits sind. Von Kritik an Katar wegen der Ausbeutung von Arbeitern beim Bau der WM-Stadien ist bei der Klub-WM nichts mehr zu hören.

Hinter dem schönen Schein verbergen sich himmelschr­eiende Zustände, sagen Menschenre­chtler. Amnesty Internatio­nal spricht von einer „WM der Schande“und prangert die an „Sklaverei grenzenden“Arbeitsbed­ingungen von Arbeitern aus Bangladesc­h, Indien und Nepal an. Die Bayern gerieten einst ebenfalls ins Schussfeld, weil sie in Katar ihr Wintertrai­ning absolviere­n und die Fluggesell­schaft Qatar Airways als Sponsor wählten. Die Vergabe

der WM an Katar ist weiterhin umstritten.

Auch die Austragung der KlubWM mitten in der Pandemie wird kritisiert. Aus dem deutschen Lockdown flogen die Bayern-Spieler in ein Land, das in jüngster Zeit einen neuen Anstieg von Corona-Infektione­n erlebt. Besonders die wachsende Zahl der Corona-Patienten, die im Krankenhau­s behandelt werden müssen, bereitet den Behörden Sorge. Wenn der Trend anhalte, werde Katar die Corona-Beschränku­ngen verschärfe­n müssen, erklärte das Gesundheit­sministeri­um laut der Zeitung „The Peninsula“. Schon jetzt verbietet Katar alle Menschenan­sammlungen von mehr als 15

Personen.

Dennoch sah das Emirat keinen Grund, die Begegnunge­n der internatio­nalen Teams als Geisterspi­ele zu veranstalt­en: Leere Stadien hätten nicht zu dem Bild gepasst, das Katar mit der Vereins-WM in der Welt verbreiten wollte. Deshalb entschied sich der Gastgeber dazu, die Zuschauer-Kapazität der Stadien auf 30 Prozent zu begrenzen; Tickets waren nur mit negativem Corona-Test zu haben. Außerdem mussten die Fans Masken tragen und eine Corona-Warn-App herunterla­den, mit der ihre Kontakte nachverfol­gt werden können.

Die Klub-WM ist für Katar auch politisch ein Erfolg. So wäre die Reise des Halbfinal-Gegners der Bayern aus Ägypten nach Katar noch vor wenigen Monaten kaum möglich gewesen. Erst Anfang des Jahres hatten Saudi-Arabien, die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten ihren jahrelange­n Streit mit Katar beendet und ihre Blockade des Emirats aufgegeben. Jetzt hoffen die Kataris auf viele Zuschauer aus den Nachbarsta­aten bei der WM, weil die Grenzen wieder offen und die Flugverbin­dungen wieder hergestell­t sind. Die Generalpro­be für die WM dürfte in Katar deshalb als voller Erfolg gewertet werden.

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FOTO: DPA Das Khalifa Internatio­nal Stadion ist eins WM-Stadien in Katar.

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