Rheinische Post Hilden

Zu viele Nachlader fürs deutsche Team

Eine WM-Medaille in jedem Staffelren­nen – so die Vorgabe des Bundestrai­ners. Doch schon die erste Chance nutzt die Mannschaft nicht und wird Siebte zum Auftakt der Weltmeiste­rschaft in Slowenien.

- VON THOMAS WOLFER UND SANDRA DEGENHARDT

POKLJUKA (dpa) Dem verpatzten WM-Auftakt ließ Erik Lesser die schonungsl­ose Analyse folgen. „Ich bin einfach nur mega enttäuscht über meine eigene Leistung“, sagte der Biathlet nach dem bitteren siebten Platz mit der Mixed-Staffel. Die deutschen Skijäger hatten am Mittwoch im slowenisch­en Pokljuka eigentlich auf eine Medaille gehofft, doch die blieb nach 4x7,5 Kilometern und insgesamt elf Nachladern in weiter Ferne. Auch, weil der Staffel-Altmeister nicht in die Nähe seiner Bestform kam. „Es ist sicher nicht das Ergebnis, das wir uns alle erhofft und gewünscht haben“, sagte Lesser, der zu seiner letzten Laufrunde sagte: „Da war ich mehr Opfer als Akteur.“

Das deutsche Quartett mit Lesser, Arnd Peiffer, Denise Herrmann und Franziska Preuß hatte einen Rückstand von 1:04,9 Minuten auf Sieger Norwegen, das sich wie erwartet das erste Gold der Titelkämpf­e sicherte. Silber ging überrasche­nd an Österreich, Bronze an Schweden. „Ich weiß gar nicht, mit was ich zuerst unzufriede­n sein soll“, sagte Lesser derweil. Und so geht das Warten auf das erste deutsche Mixed-Gold seit 2017 weiter.

„Erik ist zum Glück so ein Charakter, der kann das schnell wieder abschüttel­n“, sagte Preuß, die als Schlussläu­ferin bei starkem Schneetrei­ben nichts retten konnte. „Das hat schon jeder von uns erlebt und keiner nimmt da jemandem was übel. Wir bauen ihn jetzt auf“, betonte Preuß. In allen Staffelwet­tbewerben hatte Bundestrai­ner Mark Kirchner eine Medaille als Ziel ausgegeben, bei der ersten Möglichkei­t waren die Deutschen jedoch erschrecke­nd chancenlos. „In der Mixed-Staffel laufen eigentlich die vier Besten, ich gehöre heute nicht dazu“, sagte Lesser (32).

Erstmals liefen die Männer in einer WM-Mixed-Staffel zuerst. Doch Lesser geriet auf der 1350 Meter hohen Hochebene Pokljuka gleich unter Druck. Der für seine Schnellfeu­ereinlagen bekannte Routinier konnte im Stehendsch­ießen gerade so die Strafrunde vermeiden und schickte nach insgesamt vier Nachladern seinen Freund Arnd Peiffer mit bereits 1:02,0 Minuten Rückstand als 17. in die Loipe. „Die Nachlader dürfen mir nicht passieren“, sagte Lesser, der auch auf der Strecke

nicht mithalten konnte und viel Zeit verlor.

Der bereits mit sieben Mixed-Medaillen dekorierte Peiffer blieb zwar mit einem Nachlader stehend im Soll, aber läuferisch hinter seinen Möglichkei­ten. So wuchs der Rückstand auf die führenden Norweger auf 1:41,9 Minuten an. „Ich war erschrocke­n, als ich den Rückstand gesehen habe. Ich hatte gehofft, Denise auf einer besseren Position zu übergeben“, sagte der Sprint-Olympiasie­ger (33). Denise Herrmann (32) bestätigte zwar auf der Strecke die Entscheidu­ng der Trainer, sie trotz ihrer schwankend­en Schießleis­tungen zu nominieren. Nach einem fehlerfrei­en Liegendans­chlag brauchte die 32-Jährige stehend dann aber alle Nachlader und konnte keinen Boden auf die Medaillenr­änge gutmachen. „Beim dritten Nachlader habe ich schon etwas gezittert. Es war auch schwierig zu laufen“, sagte die Ex-Weltmeiste­rin. Franziska Preuß (26) konnte nichts mehr ausrichten, auch weil die Konkurrenz keine Fehler machte.

Für Aufregung vor dem WM-Auftakt sorgte der Corona-Fall des österreich­ischen Herren-Cheftraine­rs Ricco Groß. Der 50-jährige gebürtige Sachse wurde positiv getestet. Bei den Sportlern waren alle Tests vor dem Auftakt negativ ausgefalle­n.

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FOTO: DARKO BANDIC/AP/DPA Erik Lesser liegt nach seinem Einsatz in der Mixed-Staffel enttäuscht und erschöpft im Ziel.

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