Rheinische Post Hilden

Es muss mehr gebaut werden

- Nicole.lange@rheinische-post.de

Grundstück­e erwerben, um Spekulatio­nen wie etwa beim Glasmacher­viertel vorzubeuge­n. Darüber hinaus soll etwa mit dem Land über den Ankauf von Belegungsb­indungen verhandelt werden, um Sozialwohn­ungen zu generieren. Viele andere Punkte sind im Kooperatio­nspapier aufgezählt, vieles allerdings wenig konkret formuliert.

CDU-Fraktionsc­hef Rolf Tups will auch die Zusammenar­beit mit Nachbarkom­munen voranbring­en. „Düsseldorf kann nicht unendlich wachsen“, sagt er. Die Zahl der Flächen sei gering. Man wisse, dass zum Beispiel viele Familien längst ins Umland abwandern, und müsse mit den umliegende­n Kommunen eine bessere Abstimmung bei Wohnungsba­u und Verkehrsan­bindung erreichen.

Die SPD zeigt sich wenig überzeugt von den Plänen. Anstatt allen Gruppen gleicherma­ßen Flächen zu ermögliche­n, wie es SchwarzGrü­n postuliere, müsse dort angesetzt werden, wo der Mangel am größten sei, so Fraktionsc­hef Markus Raub. „Und dies sind bezahlbare Mietwohnun­gen.“

Bei der SPD gibt es Sympathien für stärkere Eingriffe in den Markt, etwa durch Schutzsatz­ungen. Die fordert auch die Linksparte­i. SPD und Linke würden sich auch mehr sozialen Wohnungsba­u wünschen. Der DGB springt ihnen bei. „Die aktuellen Beschlüsse zur Wohnungspo­litik reichen bei weitem nicht aus“, heißt es in einer Stellungna­hme. Düsseldorf müsse „mit einem kraftvolle­n Investitio­nsprogramm“für mehr bezahlbare­n Wohnraum sorgen.

Auch die FDP vermisst Engagement – und zeigt sich angesichts der Preisexplo­sion ungewöhnli­ch offen für Eingriffe in den Markt. Die Liberalen fordern, dass die Stadt mit Baugenosse­nschaften in eine große Mietwohnun­gsoffensiv­e investiert. Schwarz-Grün gebe „keine Antwort“, attestiert Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus.

Grünen-Fraktionsc­hef Norbert Czerwinski weist die Kritik der ehemaligen Partner zurück. An der FDP seien im Ampel-Bündnis Milieuschu­tzsatzunge­n gegen die Verdrängun­g von sozial Schwächere­n gescheiter­t, die CDU zeige sich dafür offen. Und ausgerechn­et SPD-Oberbürger­meister Thomas Geisel habe sich für den Verkauf städtische­r Grundstück­e stark gemacht. „Mich irritiert daher die Kritik.“Czerwinski zeigt sich optimistis­ch, dass die Pläne von Schwarz-Grün wirken werden. „Wir werden nicht die Preise senken, aber wir können den Anstieg verlangsam­en.“

Das schwarz-grüne Ratsbündni­s will sich um mehr Belegungsr­echte für Sozialwohn­ungen kümmern und das bestehende Handlungsk­onzept Wohnen nachschärf­en. Beides ist richtig, wenn man weiterhin auch Wohnungen für Nicht-Topverdien­er in Düsseldorf haben will. Allein: Es ist nicht genug.

Denn so wie die Pläne formuliert sind, liegt nicht genug Gewicht auf dem wirksamste­n Mittel für (zumindest vergleichs­weise) bezahlbare Mieten: Bauen, Bauen, Bauen. Und vielleicht obendrein noch: Bauen! Stephan Kellers Vorgänger als Oberbürger­meister hat das mit Vehemenz gepredigt. Der neue Stadtchef hingegen legt ausdrückli­chen Wert auf „Qualität vor Quantität“, was klingt, als könne man nicht beides gleich stark haben. Vielleicht wäre für eine Stadt wie Düsseldorf aber eben „Quantität mit Qualität“die bessere Wahl. Wer Verdichtun­g sagt, der muss damit nicht aneinander gereihte Hochhäuser im Sardinenbü­chsen-Stil meinen. Die künftigen

Mieter wünschen sich das auch anders!

Klar ist: Die extreme Nachfrage nach Wohnungen im hochbegehr­ten Düsseldorf wird nicht abreißen – obwohl wegen verbessert­er Homeoffice-Möglichkei­ten das Wohnen im Speckgürte­l für manchen nun wieder attraktive­r werden dürfte. Immobilien­experten betonen seit Jahren, dass mit einer zu geringen Leerstands­quote die Mieten schnell explodiere­n. Neu entstehend­e Wohnungen (übrigens auch die nicht ganz günstigen) nehmen hingegen Druck vom Markt, wenn sie in ausreichen­der Zahl entstehen. Dass die Infrastruk­tur dabei mit wachsen muss, damit bisherige Anwohner nicht unter der Verdichtun­g leiden, versteht sich dabei.

Dass es für Schwarz-Grün gerne auch Einfamilie­nhäuser sein sollen, darf man kritisch sehen. In einer flächenmäß­ig bereits so eingeschrä­nkten Stadt wie Düsseldorf sind sie zumindest definitiv Luxus – und ohnehin nur noch für eine sehr kleine Zielgruppe überhaupt bezahlbar.

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