Es muss mehr gebaut werden
Grundstücke erwerben, um Spekulationen wie etwa beim Glasmacherviertel vorzubeugen. Darüber hinaus soll etwa mit dem Land über den Ankauf von Belegungsbindungen verhandelt werden, um Sozialwohnungen zu generieren. Viele andere Punkte sind im Kooperationspapier aufgezählt, vieles allerdings wenig konkret formuliert.
CDU-Fraktionschef Rolf Tups will auch die Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen voranbringen. „Düsseldorf kann nicht unendlich wachsen“, sagt er. Die Zahl der Flächen sei gering. Man wisse, dass zum Beispiel viele Familien längst ins Umland abwandern, und müsse mit den umliegenden Kommunen eine bessere Abstimmung bei Wohnungsbau und Verkehrsanbindung erreichen.
Die SPD zeigt sich wenig überzeugt von den Plänen. Anstatt allen Gruppen gleichermaßen Flächen zu ermöglichen, wie es SchwarzGrün postuliere, müsse dort angesetzt werden, wo der Mangel am größten sei, so Fraktionschef Markus Raub. „Und dies sind bezahlbare Mietwohnungen.“
Bei der SPD gibt es Sympathien für stärkere Eingriffe in den Markt, etwa durch Schutzsatzungen. Die fordert auch die Linkspartei. SPD und Linke würden sich auch mehr sozialen Wohnungsbau wünschen. Der DGB springt ihnen bei. „Die aktuellen Beschlüsse zur Wohnungspolitik reichen bei weitem nicht aus“, heißt es in einer Stellungnahme. Düsseldorf müsse „mit einem kraftvollen Investitionsprogramm“für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen.
Auch die FDP vermisst Engagement – und zeigt sich angesichts der Preisexplosion ungewöhnlich offen für Eingriffe in den Markt. Die Liberalen fordern, dass die Stadt mit Baugenossenschaften in eine große Mietwohnungsoffensive investiert. Schwarz-Grün gebe „keine Antwort“, attestiert Fraktionschef Manfred Neuenhaus.
Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski weist die Kritik der ehemaligen Partner zurück. An der FDP seien im Ampel-Bündnis Milieuschutzsatzungen gegen die Verdrängung von sozial Schwächeren gescheitert, die CDU zeige sich dafür offen. Und ausgerechnet SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel habe sich für den Verkauf städtischer Grundstücke stark gemacht. „Mich irritiert daher die Kritik.“Czerwinski zeigt sich optimistisch, dass die Pläne von Schwarz-Grün wirken werden. „Wir werden nicht die Preise senken, aber wir können den Anstieg verlangsamen.“
Das schwarz-grüne Ratsbündnis will sich um mehr Belegungsrechte für Sozialwohnungen kümmern und das bestehende Handlungskonzept Wohnen nachschärfen. Beides ist richtig, wenn man weiterhin auch Wohnungen für Nicht-Topverdiener in Düsseldorf haben will. Allein: Es ist nicht genug.
Denn so wie die Pläne formuliert sind, liegt nicht genug Gewicht auf dem wirksamsten Mittel für (zumindest vergleichsweise) bezahlbare Mieten: Bauen, Bauen, Bauen. Und vielleicht obendrein noch: Bauen! Stephan Kellers Vorgänger als Oberbürgermeister hat das mit Vehemenz gepredigt. Der neue Stadtchef hingegen legt ausdrücklichen Wert auf „Qualität vor Quantität“, was klingt, als könne man nicht beides gleich stark haben. Vielleicht wäre für eine Stadt wie Düsseldorf aber eben „Quantität mit Qualität“die bessere Wahl. Wer Verdichtung sagt, der muss damit nicht aneinander gereihte Hochhäuser im Sardinenbüchsen-Stil meinen. Die künftigen
Mieter wünschen sich das auch anders!
Klar ist: Die extreme Nachfrage nach Wohnungen im hochbegehrten Düsseldorf wird nicht abreißen – obwohl wegen verbesserter Homeoffice-Möglichkeiten das Wohnen im Speckgürtel für manchen nun wieder attraktiver werden dürfte. Immobilienexperten betonen seit Jahren, dass mit einer zu geringen Leerstandsquote die Mieten schnell explodieren. Neu entstehende Wohnungen (übrigens auch die nicht ganz günstigen) nehmen hingegen Druck vom Markt, wenn sie in ausreichender Zahl entstehen. Dass die Infrastruktur dabei mit wachsen muss, damit bisherige Anwohner nicht unter der Verdichtung leiden, versteht sich dabei.
Dass es für Schwarz-Grün gerne auch Einfamilienhäuser sein sollen, darf man kritisch sehen. In einer flächenmäßig bereits so eingeschränkten Stadt wie Düsseldorf sind sie zumindest definitiv Luxus – und ohnehin nur noch für eine sehr kleine Zielgruppe überhaupt bezahlbar.