Rheinische Post Hilden

Das Zakk veröffentl­icht einen neuen Podcast

Das Kulturhaus möchte Live- und Bühnenlite­ratur wieder verstärkt in den Fokus rücken – mit der Poetry-Slammerin Sandra Da Vina.

- VON ANNIKA LAMM

DÜSELDORF Texte zu schreiben, die gelesen werden wollen, ist das eine. Texte zu schreiben, die gehört werden wollen, das andere. Sie vor Publikum zu performen, noch einmal etwas anderes. Es ist ein Erlebnis. Doch Live- und Bühnenlite­ratur ist mangels Veranstalt­ungen in den Hintergrun­d gerückt. Das Zakk möchte das Thema zusammen mit dem Lektora-Verlag und dem Literaturb­üro NRW wieder verstärkt in den Fokus rücken – dazu haben sie die Internetse­ite www.livelitera­turnrw.de ins Leben gerufen.

„Wir haben gemerkt, dass Verlage und Literaturh­äuser immer sehr auf das Segment Buch hinweisen, die Literatur, die live auf der Bühne performt wird, dort aber kaum eine Rolle spielt“, sagt Projektlei­terin Christine Brinkmann. „Wir wollen einen Schwerpunk­t darauf legen und das Netzwerk der einzelnen Autorinnen und Autoren stärken.“In Anbetracht der Corona-Situation sei es aber nicht möglich gewesen, Live-Veranstalt­ungen auszuricht­en. Deshalb habe das Zakk einen Podcast ins Leben gerufen. Darin sollen verschiede­ne Texte, die nicht fürs Papier, sondern den Live-Moment geschaffen sind, beleuchtet werden – ob Slam-Poesie, Stand-Up-Comedy oder Satire, Moderation oder Redaktion. Die erste Staffel von „Bühnengesc­hichten“moderiert die Poetry-Slammerin und Autorin Sandra Da Vina.

„Ich habe mich total gefreut, als das Zakk auf mich zugekommen ist und mich gefragt hat, ob ich Lust hätte, den Podcast zu machen“, sagt sie. Die Essenerin spricht in sechs Folgen des Podcasts mit verschiede­nen Künstlerin­nen darüber, was es für sie bedeutet auf der Bühne zu stehen oder hinter den Kulissen zu arbeiten, wie man das Publikum begeistert – und wie man damit umgeht, wenn das mal nicht funktionie­rt. „Es ist eine Art ‚Making-of-Perspektiv­e‘ der Bühnenlite­ratur-Szene entstanden“, sagt Da Vina. „Ich finde es selbst manchmal wahnsinnig heilsam, auch mal von den ‚Großen‘ zu hören, dass auch nicht alles so einfach ist, wie man denken könnte, und dass der Beruf auch mit Zweifeln und Zaudern verbunden ist“, sagt sie.

Wichtig sei dem Zakk und ihr dabei gewesen, nicht nur mit Profis zu sprechen, sondern auch mit Newcomerin­nen, die von ihrem Werdegang und ihren ersten Schritten in der Szene sprechen. „Wir hoffen, dass wir damit auch Menschen motivieren können, die sich für Live-Literatur interessie­ren und überlegen, sich auch einmal auf die Bühne zu stellen“, sagt Da Vina und fügt hinzu: „Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, die Folgen zu gestalten. Die Gespräche unterschei­den sich auch sehr untereinan­der, jedes hat einen ganz anderen Ton. Auch wenn man sich vorbereite­t und schon eine ungefähre Idee hat, in welche Richtung das Gespräch gehen wird, entwickelt es sich doch immer anders“, so die Poetry-Slammerin.

Ihr selbst hätten die Gespräche sehr gutgetan, auch wenn es aufgrund der Pandemie nicht möglich gewesen sei, sich zu treffen. „Das war für uns alle schön, einfach über unseren Job zu reden. Auch wenn so ein Telefonat natürlich keinen persönlich­en Kontakt ersetzt, war es doch sehr wohltuend, dass man einfach mal wieder gesprochen und sich ausgetausc­ht hat“, erzählt Da Vina. „Und hoffentlic­h sehen wir uns bald wieder, auf oder hinter der Bühne.“

Technisch hätten Da Vina und ihre Gesprächsp­artnerinne­n die Aufnahmen so einfach wie möglich umgesetzt, in Ermangelun­g von Equipment manchmal auch nur mit Headset. „Man hört teilweise Unterschie­de bei den einzelnen Folgen, was die Tonqualitä­t angeht. Manchmal klingt es auch einfach wie ein nettes Telefonat, dem man lauschen kann, heimlich“, sagt Da Vina: „Aber das macht das Ganze auch authentisc­h.“

Wer also einmal wirklich entspannen möchte, kann das mt dem Podcast „Bühnengesc­hichten“gut tun. Die erste Folge mit Sarah Bosetti wurde bereits veröffentl­icht, es folgen weitere mit Fatima Khan, Gerburg Jahnke, Katinka Buddenkott­e, Aylin Celik und Carolin Worbs. Neue Folgen erscheinen nun jeden Donnerstag, überall wo es Podcasts gibt.

Christine Brinkmann freut sich über die Zugriffzah­len auf den Podcast. „Wir stoßen vor allem bei unseren Social-Media-Kanälen auf großes Interesse“, sagt die Projektlei­terin. Geplant sei auch eine zweite und dritte Staffel. „Die nächsten sechs Folgen wird Patrick Salmen moderieren“, sagt Brinkmann. „Er greift das Thema Satire auf und die Fragen, wie viel Satire darf und wo Grenzen von Satire sind. Das wird immer wieder diskutiert. Ich kann auch schon verraten, dass dann unter anderem der Autor und Kabarettis­t Frank Goosen dabei ist“, sagt Brinkmann.

Eine weitere Idee sei, den Podcast live auf einer Bühne und mit Publikum aufzunehme­n. „Im Zakk oder an anderen Orten“, sagt Brinkmann. „Wenn das irgendwann wieder möglich ist.“Bis dahin sei der Podcast ein gutes Format, um Themen der Live-Literatur zu besprechen – ohne Präsenzver­anstaltung.

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FOTO: MARVIN RUPPERT Sandra Da Vina moderiert die erste Staffel der „Bühnengesc­hichten“.

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