Rheinische Post Hilden

Ein Allround-Talent mit Liebe zu asiatische­r Kunst

Dunja Evers hat vor einem Jahr mit ihrem Mann eine Galerie in Flingern eröffnet und plant ein besonderes Projekt mit der Japanerin Mariko Mikami.

- VON HELGA MEISTER

DÜSSELDORF Dunja Evers wohnt seit 1995 in Düsseldorf, stellt im Fotomuseum in Winterthur und dem Bonner Kunstmuseu­m aus, aber wurde in ihrer Wahlheimat seit 20 Jahren nicht gezeigt. Vor einem Jahr eröffnete sie mit ihrem Partner Thomas Mass eine Galerie in Flingern und erhielt soeben ein Stipendium, um die japanische Kunstszene in Düsseldorf und im Rheinland zu präsentier­en. Ein Besuch.

Auf einem großen Tisch breitet sie ihre Kataloge aus. An der Wand hängen ihre hybriden Fotos in malerische­n, sehr künstliche­n Farben. Der Betrachter muss genau schauen, um in den Unschärfen etwas zu erkennen. Die Meistersch­ülerin von Arnulf Rainer in Wien war 1985 nach Berlin gegangen und hatte als Performanc­ekünstleri­n angefangen. Ihre Rollen waren Demeter, die Göttin der Fruchtbark­eit, inmitten von Ferkeln im Schweinest­all oder eine Meerjungfr­au mit echten Fischen im Netz. Freunde mussten die Szenen mit der Super-8-Kamera aufnehmen. So kam sie zum Film und zur Fotokunst.

Mitte der 90er-Jahre schuf sie die ersten irritieren­den Porträts, filmte Gesichter von Freunden und Bekannten mit der Super-8-Kamera und fotografie­rte die Szenen. Im Studio mit Kollegen aus der Becher-Klasse zog sie die schemenhaf­ten Gesichter ab und kolorierte sie mit Fototusche. Wie Ablagerung­en von Erinnerung­en wirken die Bilder, die zu verschwind­en scheinen. Sie hatte Erfolg.

„Letztlich bemühe ich mich, Zwitter zu schaffen“, sagt sie. Anfangs sind es kurze filmische Szenen aus Cowboy-Filmen oder von der Mondlandun­g. Mit Langzeitbe­lichtung werden sie aus Filmen oder TV-Produktion­en aufgenomme­n und handkolori­ert, sodass die Spuren der Abbildung kaum noch zu erkennen sind. Längst entstehen auch Inkjet-Drucke mit der Digitalkam­era.

Durch die eher unnatürlic­hen Farben entstehen Neuschöpfu­ngen, die an vorhandene Bilder erinnern, aber nicht eindeutig sind.

Evers teilt mit ihrem Partner eine Passion als Sammlerin von Kunst und Keramik aus dem asiatische­n Raum. Es handelt sich nicht nur um zeitgenöss­ische Werke, sondern um kostbare klassische Keramik und Holzschnit­te sowie um Fotografie des 19. Jahrhunder­ts. Aus dieser Leidenscha­ft heraus entstand 2019 auch die Galerie Boa-Basedonart, Basierend auf Kunst, an der Birkenstra­ße 112. So werden noch vor der Schau im Ostasiatis­chen Museum Köln kostbare Blätter von Tsukioka Yoshitoshi angeboten.

Aber Evers und ihr Mann planen auch ein besonderes Japanproje­kt, eine Reihe von Ausstellun­gen und Vorträgen mit japanische­n Künstlern in Düsseldorf und NRW. Beide Galeristen agieren dabei auch als Kuratoren, haben aber zugleich die in Düsseldorf lebende Japanerin Mariko Mikami hinzugezog­en, die gleichfall­s ein Faible für japanische Kultur hat. Wenn es die Pandemie zulässt, sollen auch Künstler aus Japan zu sehen sein.

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FOTO: THOMAS MASS Dunja Evers begann mit Performanc­ekunst und experiment­ierte später mit Film und Fotografie.

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