Rheinische Post Hilden

Lasst beim Impfstoff den Markt machen

- VON ANTJE HÖNING

Der Vormarsch der Mutationen macht deutlich, wie wichtig die Impfkampag­ne für Deutschlan­d ist. Auch wenn viele Mutanten nicht gefährlich­er sind als das ursprüngli­che Virus, so sind sie doch ansteckend­er. Und mit einer höheren Zahl an Infizierte­n steigen die Zahl der Schwerkran­ken und die Belastung des Gesundheit­ssystems. Darum sind alle Anstrengun­gen wichtig, um das Impfen voranzubri­ngen. Noch ist der Mangel an Impfstoff das größte Problem. Doch in ein paar Wochen könnte sich das Blatt wenden. Wenn mehr Hersteller am Markt und genug Impfstoffe vorhanden sind, kommt die Nagelprobe für die Organisati­on: Man kann nur hoffen, dass die Verteilung der Menschen und Impfstoffe auf die Impfzentre­n besser klappt als die Terminverg­abe. Dass sich jetzt der Pharmahers­teller Biontech auch mit Logistik-Software beschäftig­t, spricht für wenig Vertrauen in staatliche Fähigkeite­n. Wichtig ist, dass Bund und Länder lernen: keine unerfüllba­ren Erwartunge­n wecken, aber auf Strukturen zurückgrei­fen, die sich am Markt bewährt haben. Womöglich wäre die Terminverg­abe bei Einsatz erprobter Ticketsoft­ware weniger chaotisch verlaufen. Gewiss aber bekommt die Kampagne Schwung, wenn genug Impfstoffe vorhanden sind und niedergela­ssene Ärzte impfen können, wie sie es beim Grippeschu­tz vormachen. Umso wichtiger, dass dann die Logistik läuft.

Eines aber, was nun Hilfsorgan­isationen fordern, brauchen wir nicht: Zwangslize­nzen, die Biontech zwingen, sein Rezept anderen zu überlassen. Erstens löst das kein Problem – Biontech kooperiert ja, es gibt nur zu wenig Produktion­sstätten. Und zweitens gingen davon riskante Fehlanreiz­e aus: Welcher Hersteller würde noch einmal die teure Pharmaentw­icklung auf sich nehmen, wenn er den Verlust seiner Lizenz fürchten muss? Lasst auch hier den Markt machen.

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