Lasst beim Impfstoff den Markt machen
Der Vormarsch der Mutationen macht deutlich, wie wichtig die Impfkampagne für Deutschland ist. Auch wenn viele Mutanten nicht gefährlicher sind als das ursprüngliche Virus, so sind sie doch ansteckender. Und mit einer höheren Zahl an Infizierten steigen die Zahl der Schwerkranken und die Belastung des Gesundheitssystems. Darum sind alle Anstrengungen wichtig, um das Impfen voranzubringen. Noch ist der Mangel an Impfstoff das größte Problem. Doch in ein paar Wochen könnte sich das Blatt wenden. Wenn mehr Hersteller am Markt und genug Impfstoffe vorhanden sind, kommt die Nagelprobe für die Organisation: Man kann nur hoffen, dass die Verteilung der Menschen und Impfstoffe auf die Impfzentren besser klappt als die Terminvergabe. Dass sich jetzt der Pharmahersteller Biontech auch mit Logistik-Software beschäftigt, spricht für wenig Vertrauen in staatliche Fähigkeiten. Wichtig ist, dass Bund und Länder lernen: keine unerfüllbaren Erwartungen wecken, aber auf Strukturen zurückgreifen, die sich am Markt bewährt haben. Womöglich wäre die Terminvergabe bei Einsatz erprobter Ticketsoftware weniger chaotisch verlaufen. Gewiss aber bekommt die Kampagne Schwung, wenn genug Impfstoffe vorhanden sind und niedergelassene Ärzte impfen können, wie sie es beim Grippeschutz vormachen. Umso wichtiger, dass dann die Logistik läuft.
Eines aber, was nun Hilfsorganisationen fordern, brauchen wir nicht: Zwangslizenzen, die Biontech zwingen, sein Rezept anderen zu überlassen. Erstens löst das kein Problem – Biontech kooperiert ja, es gibt nur zu wenig Produktionsstätten. Und zweitens gingen davon riskante Fehlanreize aus: Welcher Hersteller würde noch einmal die teure Pharmaentwicklung auf sich nehmen, wenn er den Verlust seiner Lizenz fürchten muss? Lasst auch hier den Markt machen.
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