„Konzertgelände ist unwahrscheinlich“
Die schwarz-grüne Ratsmehrheit lehnt den Open-Air-Park auf den Messeparkplätzen nicht ab, will dafür aber zunächst keine Planungsressourcen einsetzen. Die FDP hält das für einen Fehler.
STOCKUM Die Zukunft des geplanten Open-Air-Geländes auf den Messeparkplätzen in Stockum wird auf die lange Bank geschoben. Die neue schwarz-grüne Ratsmehrheit formuliert dazu in ihrer Kooperationsvereinbarung: „Wir halten die Realisierung eines Open-Air-Geländes auf dem Messeparkplatz P1 für unwahrscheinlich.“Eine Ablehnung des Projektes soll damit aber nicht ausgedrückt sein, sagt Grünen-Fraktionssprecher Norbert Czerwinski. Er ist jedoch der Meinung, „dass dieses Vorhaben jetzt niemand braucht und die Planungsverwaltung ihre Ressourcen besser anders einsetzen soll“. Man müsse schauen, ob sich die Eventbranche überhaupt erhole, wenn dies geschehe, könnte man die Planungen wieder aufnehmen. Bei der Opposition im Stadtrat stößt diese Haltung auf Kritik.
Die Pläne für das Areal sorgten im Frühjahr 2018 für hitzige Diskussionen. Der britische Superstar Ed Sheeran suchte einen neuen Spielort, weil sein Konzert auf dem Flughafengelände Essen-Mülheim nicht stattfinden konnte. Versagungsgründe waren der Tierschutz (die Präsenz der Feldlerche) und Bombenfunde. Da D.Live, Veranstaltungstochter der Stadt Düsseldorf, ohnehin für 2019 die Open-Air-Fläche auf den Messeparkplätzen entwickeln wollte, ging es darum, Ed Sheeran im Vorgriff auftreten zu lassen – vor 80.000 Fans. Der Plan scheiterte krachend. Viele Bürger im Norden probten ebenso den Aufstand
wie Umweltverbände wegen der vorgesehenen Fällung von mehr als 100 Bäumen. Schließlich einigte man sich auf ein ordentliches Planund Genehmigungsverfahren.
Politisch ist das Konzertgelände gefährliches Terrain. Der damalige Oberbürgermeister Thomas Geisel setzte sich massiv für das Sheeran-Konzert ein. Die CDU-Opposition stellte sich an die Seite der Protestler und kritisierte das Hauruckverfahren. Gleichzeitig sagte man, im Prinzip nichts gegen die Konzertfläche zu haben. Je nach Wahlkreis und politischer Betroffenheit war die Meinung bei CDU und Grünen geteilt. Das ist heute noch so, wie CDU-Fraktionschef Rolf Tups bestätigt. Stefan Golißa, CDU-Bezirksbürgermeister im Norden, ist eher skeptisch, sein Parteifreund und Gastronom Giuseppe Saitta votierte stets für den OpenAir-Park, in den bereits 400.000 Euro an Planungskosten geflossen sind.
Die neue Ratsmehrheit schreibt in ihrem Vertrag fest, dass die Vorgaben des gesetzlichen Natur- und Artenschutzes sowie die Belange des Lärmschutzes umzusetzen seien. Letzterer spielte auch beim Open-Air-Kino auf den Messeparkplätzen eine Rolle, einige Anlieger beschwerten sich. Die Zahl der Baumfällungen will Schwarz-Grün auf höchstens 60 verringert sehen, als Ausgleich seien über das Stadtbaumkonzept 1000 zusätzliche neue Bäume notwendig. Letzteres hat D. Live bereits zugesagt.
Diese Forderungen werden auch von der Ratsopposition mitgetragen. SPD/Volt-Fraktionschef Markus Raub sagt darüber hinaus, man halte die Konzertfläche grundsätzlich für wünschenswert, wolle jetzt aber die vertiefte Prüfung der Pläne abwarten. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus spricht sich klar für das Projekt aus. Es gehe um ganz bestimmte Konzerte, die nirgendwo sonst in NRW möglich seien. „Das wäre ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für Düsseldorf.“Nach der Pandemie werde es einen scharfen Wettbewerb der Kommunen um Standortvorteile geben, man solle das Verfahren deswegen jetzt nicht verlangsamen.
D.Live ist 2018 vom Stadtrat beauftragt worden, ein ordentliches Bebauungsplanverfahren voranzutreiben. Dafür haben 2019 ein Bürgerforum und eine Bürgerbeteiligung stattgefunden. Das Gelände wird inzwischen mit einer festen Infrastruktur für Strom, Wasser und Abwasser geplant, wie es von der Fläche für die Rheinkirmes bekannt ist. Der Grundwasserschutz soll auf diese Weise sichergestellt werden. Unter anderem gibt es ein Verkehrskonzept und ein Verkehrsgutachten, eine Lärmprognose mit Gutachten, ein Sicherheitskonzept und einen Umweltbericht, der Grünordnungsplan wird aktuell überarbeitet. Die Konzertbranche selbst hofft auf das Ende der Pandemie und hat laut D. Live bereits 80 Prozent der möglichen Termine für 2022 in Düsseldorf geblockt. Auch Anfragen für die Open-Air-Fläche liegen vor, unter anderem vom Veranstalter des Festivals Rock in Rio.