Rheinische Post Hilden

Kopf hoch bis nach dem Lockdown

- VON HORST THOREN

Selbst Karnevalsv­erweigerer könnten jetzt vermissen, was sie in früheren Jahren massiv genervt hat: Der geballte rheinische Frohsinn – auf allen Straßen, in vielen Sendungen, an jeder Ecke – fällt aus. Das werden die Insichgeke­hrten noch verschmerz­en. Was aber allgemein fehlt, ist ein bisschen Abwechslun­g, das Loslassen vom tristen Alltag, das Weglachen der allzu ernsten Lage. Jetzt wird manchem klar, dass Jecksein mehr sein kann als organisier­te Ruhestörun­g und verordnete­r Alkoholgen­uss.

Brauchtum ist im Rheinland Herzenssac­he – für viele, nicht für alle. Aber natürlich feiern Rosenmonta­g einige Millionen begeistert­e Zuschauer am Straßenran­d oder vorm Fernseher mit: weil Spaß an der Freud stärkend wirkt und Mut macht. Psychologe­n vermelden nach fast einem Jahr in der Pandemie eine zunehmend depressive Grundstimm­ung. Aus diesem Tief hilft der Karneval diesmal nicht heraus, wenn sich auch viele Vereine mühen, positive Signale auszusende­n. Die virtuellen Angebote können aber kaum ersetzen, wonach sich die Menschen sehnen: mit Gleichgesi­nnten in eine andere Welt einzutauch­en.

Die Wege zum Glücklichs­ein sind unterschie­dlich. Dazu reist die eine in ferne Länder, sucht der andere die Nähe der Theke nebenan. Vonnöten ist eine Perspektiv­e: Wann wird es endlich wieder besser? Ach, gäbe es doch nur, wie jetzt für die Friseure, ein konkretes Datum! Unter rheinische­n Brauchtums­freunden kursieren derzeit Ankündigun­gen, die Mut machen sollen: Vielleicht schunkeln die einen oder anderen wenigstens virtuell. Aber versproche­n, das nächste gemeinsame Bier trinken wir am Tag nach dem Lockdown! Bis dahin gilt das trotzige Motto: Kopf hoch! Jammern hilft nicht. Auch wenn Rosenmonta­g einstweile­n nur jeder für sich einen trinkt: dann eben einen auf bessere Zeiten. In diesem Sinne: Helau!

BERICHT ZÜGE ROLLEN VIRTUELL (...), NORDRHEIN-WESTFALEN

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