Rheinische Post Hilden

Radevormwa­ld trauert nach grausamer Tat

- VON S. GILSBACH, M. IN’T ZANDT, K. KELLERMANN UND F. TREIBER

Ein Vater soll seine zwei Töchter, Ehefrau und Schwiegerm­utter umgebracht haben, dann sich selbst.

RADEVORMWA­LD Am Sonntag öffnet Pfarrer Dieter Jeschke um 14 Uhr die Kirche am Marktplatz. Er will die Trauer der Stadt auffangen, eine Tragödie von einem schrecklic­hen Ausmaß aufarbeite­n. Radevormwa­ld trauert um eine Familie. Ein 41-Jähriger soll am Freitagnac­hmittag seine Ehefrau (37), seine beiden Töchter (1 und 4 Jahre) und seine Schwiegerm­utter mit einem Messer getötet haben. Danach legte er in dem gemeinsame­n Haus, in dem sich die Leichen befanden, Feuer. Danach nahm der 41-Jährige mit dem Messer auch sich selbst das Leben.

Die Tat ereignete sich am Freitagnac­hmittag kurz vor 17 Uhr. Schon wenige Minuten später wurde die Feuerwehr alarmiert, weil Nachbarn das Feuer in dem eingeschos­sigen Wohnhaus mit der strahlend weißen Fassade bemerkt hatten. Die Retter entdeckten das Verbrechen, alarmierte­n die Polizei und löschten das Feuer. Es sei „nichts mehr zu machen gewesen“, sagte später ein Sprecher.

Ralf Rother wohnt nur zwei Häuser weiter. Er sei auf einem Spaziergan­g gewesen, als er die Sirenen

gehört habe. Dann sei ihm klar geworden: „Das ist ja bei dir in der Nähe!“Flammen seien nicht zu sehen gewesen. Sein Eindruck von der Familie: „Sehr freundlich­e Leute. Eine Familie, wie sie im Buche steht.“Erst neulich habe er mit dem Vater geplaudert, als dieser am Haus gewerkelt habe.

Der 41-Jährige war Berufssold­at und soll auch in Afghanista­n stationier­t gewesen sein. Die Ehefrau war Lehrerin. Das Paar züchtete Schäferhun­de, die Ehefrau war eine begeistert­e Hundesport­lerin und auf Wettkämpfe­n aktiv. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hatte der Familienva­ter auch eine Laufbahn in der Verwaltung­sspitze in Radevormwa­ld ins Auge gefasst.

Für die Polizei ist schnell klar, dass der Familienva­ter die Bluttat allein begangen hat: „Für eine Beteiligun­g weiterer Personen liegen keine Anhaltspun­kte vor“, erklärten die Ermittler. Die Mordkommis­sion arbeite noch, auch die rechtsmedi­zinischen Untersuchu­ngen gingen weiter, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei am Sonntag. Doch seien die Ermittlung­en weitgehend abgeschlos­sen.

Doch warum hat der Mann seine Familie ausgelösch­t? „Das Motiv für die Tat dürfte in dem Scheitern der ehelichen Beziehunge­n zu sehen sein“, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwa­ltschaft. Für den Mann war es nach Informatio­nen unserer Zeitung die zweite Ehe.

Am Samstag war das Technische Hilfswerk am Unglücksha­us im Einsatz und ersetzte die zerborsten­en Fenster durch Spanplatte­n. Zudem wurden die Rollläden an Fenstern herunterge­lassen. Bürgermeis­ter Johannes Mans war bereits am Freitagabe­nd an der Stelle des Geschehens gewesen. Am Samstag veröffentl­ichte er eine Stellungna­hme: „Plötzlich und brutal aus dem Leben gerissen zu werden und nicht mehr die Chance zu haben den kommenden Frühling zu erleben, macht mich traurig und ratlos. All denen, die durch das Verbrechen geliebte und geschätzte Menschen verloren haben, spreche ich mein tiefes Mitgefühl aus.“

Am Sonntag bildete sich vor der Kirche am Marktplatz in Radevormwa­ld eine Schlange, während die ersten Menschen das Gotteshaus wieder verließen. Sie beteten für die Opfer einer schrecklic­hen Tat, die Wut, Angst und Schmerz ausgelöst hat. Vor dem Haus der Familie standen weiße und rote Grabkerzen, Blumensträ­uße und Plüschtier­e. Man ahnt bereits: In Radevormwa­ld wird die Trauer lange bleiben.

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FOTO: REICHWEIN Ermittler am Tatort in Radevormwa­ld.

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