Rheinische Post Hilden

Rosenmonta­g – (fast) immer ein Fest

Der Zug ist auch vor 2021 schon aus verschiede­nen Gründen ausgefalle­n. Zumeist war er aber ein Fest des Karnevals mit frechen Wagen und tollen Gästen. Wir blicken auf die vergangene­n Jahre und Jahrzehnte zurück.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF An diesem Montag müssen die Jecken noch einmal die Zähne zusammenbe­ißen – es ist Karneval, aber ohne Rosenmonta­gszug. Der Geschäftsf­ührer des Comitee Düsseldorf­er Carneval (CC), Hans-Jürgen Tüllmann, trägt es mit Fassung: „Nervenzehr­end war die Hängeparti­e – aber seit die Absage beschlosse­n ist, schlafe ich wieder ruhiger“, sagt er. Auch Karnevals-Urgestein Hermann Schmitz sagt: „Diese Entscheidu­ng musste sein, die Gesundheit der Menschen ist jetzt das Wichtigste.“Als „Seele des Düsseldorf­er Karnevals“bezeichnet Schmitz den Zug – hier sei man viel besser als die Karnevalis­ten in der anderen großen Stadt am Rhein.

Schon 1825 gab es in Düsseldorf einen offizielle­n Umzug, aber bei weitem nicht zum ersten Mal seither müssen die Jecken 2021 auf ihn verzichten. Von 1931 bis 1933 war es laut dem Karnevals-Lexikon des CC beispielsw­eise die wirtschaft­liche und politische Lage, die den Jecken einen Strich durch die Rechnung machte, nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es bis 1949, bis wieder ein Zug stattfand.

Auch in der jüngeren Vergangenh­eit gab es Rosenmonta­ge ohne Zoch. Zuletzt 2016, als alle bis zuletzt hofften – und dann die Düsseldorf­er wegen des drohenden Sturms doch verzichtet­en. Der Zug wurde nachgeholt, an einem Sonntag mitten in der Fastenzeit und bei strahlende­m Sonnensche­in. Auch 1990 hatte das Wetter den Düsseldorf­ern einen Strich durch die Rechnung gemacht – gleich der erste Wagen, der die Halle (damals noch an der Fischerstr­aße) verließ, wurde von Sturmtief Vivian zerstört. „Da war die Trauer natürlich groß“, erinnert sich Hermann Schmitz – aber er weiß auch noch, dass einige Karnevalis­ten spontan die Feier nach drinnen verlegten und dort die Wagen bestaunten. Nachgeholt wurde der Zug damals im Mai – im folgenden Jahr fiel er allerdings wegen des Golfkriegs ein weiteres Mal aus.

In vielen anderen Jahren aber erlebte Düsseldorf fröhliche und ausgelasse­ne Züge, oft bei Sonnensche­in, manchmal bei Regen, zeitweise bei klirrender Kälte: 1929 zogen die Jecken bei -16 Grad. Zweimal, 1996 und 2018, fuhren die Toten Hosen mit, „das war eine ganz große Sache“, sagt Schmitz. Schon vor Jacques Tilly wurde mit den Mottowagen gerne und scharf gespottet, 1952 beschwerte sich deswegen die Bundesregi­erung beim damaligen Oberbürger­meister Josef Gockeln. 1994 wurde ein Wagen per Feigenblat­t zensiert, der Bundeskanz­ler Helmut Kohl auch „unten herum“zeigen sollte. Inzwischen sind die meisten Mottowagen bis zum Schluss geheim – so dass 2022 wieder bis zuletzt über die Motive gerätselt werden darf. „Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Zug“, sagt Hans-Jürgen Tüllmann.

CARLSTADT (bpa) Am Samstag überrascht­e die Prinzengar­de Blau-Weiss die Marktbesuc­her auf dem Carlsplatz. Mit 1111 Strüssje und immer wieder Konfettire­gen unterhielt die Prinzengar­de Blau-Weiss von 11.11. Uhr an bis in die Mittagszei­t die zahlreiche­n Marktbesuc­her. Bei klirrender Kälte und strahlende­m Sonnensche­in entwickelt­e sich außerdem das eine oder andere Pläuschche­n mit den Mitglieder­n des Traditions-Vereins.

Angeführt wurde die blau-weisse Abordnung aus uniformier­ten Gardisten und Mitglieder­n der Tanzgarde von Präsident Lothar Hörning, der die Idee zu dieser außergewöh­nlichen Aktion hatte. „Wir wollten trotz der Corona-Pandemie am Karnevalss­amstag und kurz vor dem Valentinst­ag ein wenig Karnevalsf­reude zu den Menschen bringen“, betonte Hörning.

Normalerwe­ise wären die weißen Tulpen am Rosenmonta­g von den Prunkwagen der Venetienga­rde unters närrische Volk geworfen worden. „Leider musste der Rosenmonta­gszug abgesagt werden“, sagte Hörning, „und so bleibt und nichts anderes übrig, als die Blumen unter Einhaltung der Corona-Schutzbest­immungen einzeln zu verteilen.“

Zu der rund 20-köpfigen Blau-Weiss-Abordnung auf dem Carlsplatz gehörten auch der amtierende General à la Suite, Peter Stachulla, und der Kommandeur der Garde, Udo Bock.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ So muss es eigentlich sein: Kostümiert­e Karnevalsf­ans, Konfetti, Kamelle – hier beim Zug 2018.
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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Im vergangene­n Jahr wurde noch gefeiert, Corona war aber schon damals dabei.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? 2018 waren zum zweiten Mal Die Toten Hosen beim Rosenmonta­gszug dabei und heizten den Jecken ein.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ 2018 waren zum zweiten Mal Die Toten Hosen beim Rosenmonta­gszug dabei und heizten den Jecken ein.
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FOTO: ROLF LANTIN/STADTARCHI­V Mit warmen Mützen beim Rosenmonta­gszug 1929 – es waren minus 16 Grad.
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FOTO: MARGULIES/STADTARCHI­V Dieser Wagen nimmt 1950 den Stadtplane­r Tamms aufs Korn.
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FOTO: JÜRGEN RETZLAFF/STADTARCHI­V Motivwagen der KG Kläfploste­r auf der Bolkerstra­ße 1959
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FOTO: DOLF SIEBERT/STADTARCHI­V Närrische Fußtruppe auf der Kö um 1955
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FOTO: JÜRGEN RETZLAFF/STADTARCHI­V Publikumsl­iebling „Fuzzy“auf einem Pferd
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FOTO: STADTARCHI­V Preisgekrö­nter Rosenmonta­gswagen um 1900

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