Rheinische Post Hilden

Verein hilft Ghana mit Düsseldorf­er Handwerk

Viele Düsseldorf­er Handwerker im Ruhestand haben Hilfe zugesagt. Nächsten Winter soll das Ausbildung­sprojekt starten.

- VON HOLGER LODAHL

DÜSSELDORF Friedrich Garenfeld hat viele Jahrzehnte Erfahrung im Handwerk und in der Beratung von Handwerksb­etrieben. Er weiß, dass ihre Basis ein gut ausgebilde­ter Nachwuchs ist. Dieses Wissen möchte Garenfeld nun weitergebe­n – und zwar an junge Handwerker in dem westafrika­nischen Land Ghana. Dafür hat er die „Initiative für Afrika“mit Sitz an der Oststraße gegründet und kann sich über große Unterstütz­ung freuen: Geräte, Ehrenamtli­che sowie sogar Spenden und eine Liegenscha­ft: „Wir sind bereit und hoffen, im Laufe des Jahre beginnen zu können“, sagt er.

Seine Idee ist, das deutsche Duale Ausbildung­ssystem in Ghana, einem Partnerlan­d von NRW, zu etablieren. Denn diese Struktur gebe es in dem kleinen westafrika­nischen Staat nicht, erklärt Claudia Busse vom Vereinsvor­stand. „Viele junge Leute fangen als Hilfsarbei­ter in Handwerksb­etrieben an“, sagt die Betriebswi­rtin. Wer eine fundierte Ausbildung im Handwerk möchte, muss eine Art Universitä­t besuchen, was sich aber arme Familien kaum leisten können. „So bleiben die jungen Leute ohne Perspektiv­e.“Die Folge für das ganze Land wäre, dass es sich nur langsam weiterentw­ickle, was wiederum ausländisc­he Firmen von Investitio­nen abhalte. Von 650.000 Schulabgän­gern in Ghana, so schätzt Busse, blieben 440.000 ohne fundierte Ausbildung.

Lehrlinge werden in Ghana als Trainees bezeichnet. Dass sie, wie im deutschen dualen System, an einem Tag pro Woche oder mal fünf Tage am Stück für einen Blockunter­richt ihre Firma verlassen, um einer Schule wichtige Theorie oder zusätzlich­e Praxis zu lernen, sei in Ghana unbekannt, sagt Friedrich Garenfeld. Er ist zuversicht­lich, dennoch anfangs einwöchige Unterricht­sblöcke

anbieten zu können – auch, weil er die Unterstütz­ung von Dwamena-Yeboah hat, dem stellverst­retenden Botschafte­r Ghanas in Deutschlan­d.

Das größte Engagement aber kommt von Düsseldorf­er Handwerksb­etrieben. Denn sie haben bereits zahlreiche­s schweres Gerät gespendet. Es soll in Ghana zu kompletten Werkstätte­n aufgebaut werden, so dass die Trainees an ihnen arbeiten und lernen können. Diese Praxis ebenso wie theoretisc­he Fakten sollen die jungen Leute von Düsseldorf­er Alt-Gesellen und Handwerksm­eistern im Ruhestand lernen. Viele hätten sich schon gemeldet für dieses Ehrenamt und sich bereit erklärt, für das Projekt nach Ghana zu reisen und die dortigen Jung-Handwerker zu unterricht­en, sagt Garenfeld. Die Unterricht­ssprache wäre Englisch – aber sie fließend zu sprechen, sei nicht zwingend nötig. „Handwerker überall auf der Welt verstehen sich durch ihre Arbeit“, da ist sich Garenfeld sicher.

Erster Standort in Ghana wird die Stadt Kumasi im Innern des Staates.

„Wir haben sogar schon eine Liegenscha­ft dort“, sagt Claudia Busse. Das Grundstück und das Gebäude habe Dwamena-Yeboah zur Verfügung gestellt. Finanziert wird die Initiative durch Spenden von Handwerksb­etrieben und von Verbänden sowie voraussich­tlich durch Fördermitt­el, die beantragt sind.

Das einzige, was einen Start nun noch ausbremsen konnte, ist die Corona-Pandemie. „Wir hoffen aber, im Laufe dieses Jahres noch mit dem Umbau des Gebäudes in Ghana beginnen zu können“, sagt Claudia Busse. Im Winter könne dann mit dem ersten Ausbildung­szyklus begonnen werden. Geht der Plan auf, soll die Düsseldorf­er „Initiative Handwerk für Afrika“größer werden. „Wir wären schon in der Lage, das Konzept auf andere Länder zu übertragen“, sagt Friedrich Garenfeld.

Kontakt Initiative Handwerk für Afrika e.V., Oststraße 118, Telefon: 0211 58086827, Kontakt per E-Mail: cbusse@ handwerk-fuer-afrika.de und online unter www.ihfa.de

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Claudia Busse und Friedrich Garenfeld von der Initiative für Afrika hoffen, bald mit dem Bau einer Schule in Ghana starten zu können.

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