Rheinische Post Hilden

Christian Filusch macht Mode fürs Homeoffice

Schon oft erfand sich der Modeuntern­ehmer in der Corona-Krise neu. Dabei glaubt er fest an die Kraft der Veränderun­g.

- VON BRIGITTE PAVETIC

PEMPELFORT Der Unternehme­r Christian Filusch hat es mit seinem Standort an der Seydlitzst­raße in Pempelfort gut getroffen. „Ich bin eh 24 Stunden am Tag mit meinem Kopf im Job“, erzählt der 51-Jährige. „Das fängt schon morgens beim Zeitung lesen an. Ich mag die Schaufenst­erbummel an der Nordstraße, Leute angucken.“Er schaue sich Leute gerne intensiv an. „Das ist aus einer total positiven Motivation heraus, ich interessie­re mich brennend dafür, wie Menschen sich kleiden.“

Auch die Vielfalt seines Kosmos’ fasziniert ihn. „Normalerwe­ise hole ich mir Inspiratio­nen aus Paris, Berlin, Florenz und München, aber auch ich bin seit einem Jahr wegen Corona nicht mehr gereist. Aber langweilig wird es nicht. Schauen Sie, die Menschen an der Nordstraße – zum Beispiel im Himmel und Äd – sind ganz anders als die Leute im Olio an der Schirmerst­raße. Das Publikum an der Rethelstra­ße ist sehr gepflegt und in Stockum, wo ich lebe, gediegener als anderswo. Und Golzheim ist ein Fall für sich.“

Entlang der Kaiserswer­ther Straße sind die ganzen Showrooms, die für Filusch in zweierlei Hinsicht wichtig sind: Zum einen kommen die Einkäufer dorthin, um zu schauen, was es an neuen Kollektion­en gibt. Zum anderen ist er nun mit einer neuen Geschäftsi­dee auch an der für die internatio­nale Modebranch­e so wichtigen „KWS“vertreten.

Mit seinem „Anzugshop“ist er schon länger am Markt. Hierfür produziert Filusch seit Ende 2018 kleine

Serien für Männer. Im Zuge der Corona-Krise setzte der Unternehme­r schon einige neue Geschäftsi­deen um. Von seinem Label „ZUITABLE“erhofft er sich gute Umsätze. „Die Idee dahinter ist, dass es die Herren im Homeoffice, was ja nun in Corona-Zeiten vollkommen normal geworden ist, bequem haben und trotzdem gut angezogen sind.“Dabei setzt Filusch auf das anschmiegs­ame Jersey – das passt sich dem Körper gut an. Die Sakkos sind sportlich-elegant, die Hosen sogenannte Jogg-Pants, also nicht die klassische­n Anzughosen, sondern solche, die ein ganz klein wenig an Jogginghos­en erinnern, die man in der Hüfte zusammenbi­ndet. „Gerade ist ja Orderzeit, in der Stadt waren viele Einkäufer, die nach Ware für den Winter 2021/22 Ausschau hielten. Die Resonanz war super, der Showroom an der KWS sehr gut besucht.“Die Krise, die der Modebranch­e das Leben sehr schwer macht und die Geschäfte träge, spielt ihm ihm also gleichzeit­ig in die Hände. „Denn zu Hause arbeiten, das wird jetzt bleiben, aber da braucht es natürlich einen anderen Lifestyle, eine andere Kleidung. Das ist mein Ansatz.“

Bei P & C und Ansons, Hugo Boss und Steilmann arbeitete Filusch früher, bevor er sich 2002 in Düsseldorf selbststän­dig machte – zuvor hatte er Ausbildung­en zum Handelsfac­hund Betriebswi­rt abgeschlos­sen. Eigentlich arbeitet er für Großabnehm­er des gehobenen Einzelhand­els, für namhafte Modekonzer­ne produziert er Sakkos, Hosen und Mäntel in Littauen und in der Türkei.

„Mein Anzugshop war eigentlich immer nur mein eigener kleiner Bereich, wo ich meine Kollektion direkt an den Verbrauche­r brachte. Der Shop hat durch Corona sehr an Bedeutung gewonnen.“Zeitweise vertrieb er darüber auch Tausende von originelle­n Stoffmaske­n, durch die neuen Verordnung­en switchte er gerade aber auf den Vertrieb von FFP2-Masken um. „Bis Ende Oktober 2020 konnte ich mit den Stoffmaske­n das Umsatznive­au des Vorjahres halten, aber seit Novemer vergangene­n Jahres erreiche ich nur noch 30 Prozent des Umatzes von 2019. Ich musste mir also was Neues überlegen.“

Die Modebranch­e generell ist bekannterm­aßen in einer gewaltigen Krise. „Die Lager und Läden sind gut gefüllt. Es wird weniger gekauft. Auch die Einkäufer in den Showrooms ordern nur halb so viel wie sonst, weil einfach auch kaum jemand weiß, wie es weitergeht.“

An die Produktion von T-Shirts hat Filusch auch schon gedacht. Aber erst einmal will er schauen, wie seine bequemen Anzüge ankommen. „Homeoffice wird bleiben, und die Bürokultur wird anders zurückkehr­en. Eine gewisse Kleiderord­nung wird es immer geben, aber die Anmutung insgesamt ist lässiger. Außerdem werden die Männer mutiger und modischer.“

Seine Geduld sei sehr strapazier­t, sagt Filusch. „Das zehrt schon alles sehr an der Eigenmotov­ation. Dennoch: Statik ist schlecht, da setze ich doch lieber auf die Kraft der Veränderun­g. Und im Moment musst du dich jeden Tag neu erfinden.“Am allerschön­sten sei es natürlich, „wenn ich Leute auf der Straße sehe, die meine Kleidung tragen. So wie letztens am Carlsplatz. Da erblickte ich einen Mann, der das Sakko Modell Bronko trug. Ich sprach ihn an, und wir amüsierten uns köstlich bei unserem kleinen Modetalk.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Christian Filusch ist Modeuntern­ehmer mit Sitz in Pempelfort. Herrenmode ist sein Hauptgesch­äft.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Christian Filusch ist Modeuntern­ehmer mit Sitz in Pempelfort. Herrenmode ist sein Hauptgesch­äft.

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