So sah Haan vor 100 Jahren aus
immer mal wieder interessante Belege für das anstehende Jubiläum beiseite gelegt.“Veranstaltungen wird es corona-bedingt nicht geben, aber eine Chronik der Stadt, die Birgit Markley gemeinsam mit Stadt-Sprecherin Sonja Kunders aufgelegt hat (Bericht folgt).Vor 100 Jahren war Haan geprägt von Industrie, vor allem metallverarbeitender, aber auch von Webereien. Überall, auch im Stadtzentrum, gab es teils riesige Fabriken wie die Berrenberg-Werkzeugfabriken oder die Bettfedern-Fabrik, die viele Jahrzehnte lang die größten Arbeitgeber Haans waren. „Das ist teilweise sogar heute noch zu sehen“, sagt Birgit Markley. „Die Villen der Fabrikanten stehen noch an der Düsseldorfer Straße. Und blickt man in die Zufahrten hinein, sieht man, dass es hinter ihnen Fabrikhallen gab.“Die Bevölkerung bestand dementsprechend hauptsächlich aus Arbeitern, Handwerkern und ihren Familien mit im Schnitt vier bis fünf Kindern. Zudem gehörte die Straßenbahn zum Straßenbild, die bis 1961 durch Haan fuhr und dann durch Busse ersetzt wurde. Vor der Zeit des Aufbaus und der Erholung kam nach 1921 die große Inflation, „auch in Haan wurde 1923 Notgeld gedruckt, auch hier kostete ein Brot plötzlich mehrere Millionen. Das war sicher keine einfache Zeit.“Autos fuhren zur damaligen Zeit aus heutiger Perspektive unvorstellbar wenige: 23 Pkw und elf Lkw waren 1914 angemeldet, 1926 nur wenig mehr (40 Pkw und 28 Lkw).Wie die Leute ihre Freizeit verbrachten? „Da sechs Tage pro Woche gearbeitet wurde und es keinen Acht-Stunden-Tag gab, war die Freizeit begrenzt“, informiert Markley. Sonntags waren Kirchgang und Betstunden angesagt, teils auch zweimal am Tag. In der kargen Freizeit engagierten sich viele in Vereinen, in Musikoder Sportvereinen vor allem, auch im Gartenbauverein oder in der Freiwilligen Feuerwehr. „In Haan gab es schon immer außergewöhnlich
viele Vereine, gerade das Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit der Vereinsgründungen.“Ab 1920 gab es zudem in der VHS die ersten Kurse, „und zwar im Sinne einer richtigen Volksbildung: Gesundheitslehre, Himmelskunde und Buchführung zum Beispiel. Alle Kurse waren wohl außerordentlich gut besucht.“Eine im Hinblick auf die Corona-Epidemie, deren Auswirkungen
manchmal mit der Spanischen Grippe verglichen wird, die 1918/1919 wütete, interessanten Bericht zitiert Birgit Markley: „In den Verwaltungsberichten steht, dass bis 1926 keinerlei Epidemien ausgebrochen sind. Haan scheint von der Spanischen Grippe also verschont geblieben zu sein.“