Rheinische Post Hilden

Kein Osterurlau­b? Erstmal abwarten!

- VON JULIA RATHCKE

Dass irgendwer die Debatte über die Osterferie­n lostreten würde, war abzusehen. Dass es so früh und so deutlich passiert, überrascht dann doch. Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) und der SPD-Gesundheit­spolitiker Karl Lauterbach erklärten nun, dass sie keine Chancen fürs Reisen sehen. „Ich bin dafür, Wahrheiten auszusprec­hen: Osterurlau­b in Deutschlan­d kann es dieses Jahr leider nicht geben“, so Kretschmer.

Es sind klare Worte, die an anderer Stelle vermisst wurden. Da zeugt es zwar von Weitsicht, jetzt schon an April zu denken – eine abschließe­nde Bewertung der Lage aber ist unseriös. Gerade scheint es, als sei Deutschlan­d auf einem guten Weg: Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut Robert-Koch-Institut am Montagmorg­en bundesweit bei 58,9. Vor vier Wochen, am 17. Januar, hatte sie noch bei 136 gelegen. Vor allem wegen der Mutationen gilt es weiterhin, wachsam zu sein. Wer aber wollte jetzt ausschließ­en, dass die Sieben-Tage-Inzidenz sich in vier Wochen nicht nochmals halbiert hat, wenn alle weiterhin durchhalte­n?

Dafür braucht es Motivation, Anreize, Ziele. Die Osterferie­n sind für viele Menschen so ein Stopp: Der kräftezehr­ende Unterricht macht dann eine Pause, viele Menschen haben Urlaub. Wahrschein­lich wird niemand in der Sonne von Mallorca liegen oder die Skisaison in Tirol ausklingen lassen, genauso wie nicht alle zeitgleich an die Ostsee fahren können.

Trotzdem, oder gerade deshalb sind so rigorose Ansagen nicht zielführen­d. Die Politik ist in dieser Pandemie auf die Mithilfe der Bürger angewiesen. Sie sind es ihnen schuldig, eine Perspektiv­e zu bieten. Nach dem wochenlang­en Winter-Lockdown könnte da schon die Aussicht auf Ausflüge in den Zoo oder den Biergarten helfen.

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