Junta in Myanmar verschärft Vorgehen gegen Demonstranten
Das Militär geht mit zunehmender Härte gegen die Aufständischen vor. Die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi muss bald vor Gericht.
NAYPYIDAW (dpa) Mit dem Mut der Verzweiflung protestieren Zehntausende Menschen in Myanmar trotz wachsender Militärpräsenz gegen den Putsch und die neue Junta. Einsatzkräfte gingen auch am Montag brutal gegen friedliche Demonstranten vor. In der nördlichen Stadt Mandalay fielen Berichten zufolge Schüsse. Auch in vielen anderen Landesteilen, darunter in der größten Stadt Rangun, trotzten Menschen den Drohungen der Armee. Sie forderten, die zivile Regierung von Aung San Suu Kyi wieder einzusetzen. Eine für Montag geplante Anhörung der entmachteten und festgesetzten Regierungschefin wurde auf Mittwoch verschoben, hieß es – geplant ist offenbar eine Videoschalte.
Die Angst vor einer Eskalation der Militärgewalt wächst. Das Nachrichtenportal „Frontier Myanmar“zitierte einen Reporter, wonach Polizisten und Soldaten in Mandalay auch in Häuser geschossen hätten. Auf Fotos in sozialen Netzwerken waren blutende Menschen zu sehen. Ob es Tote gab, war zunächst unklar. Der Reporter berichtete auch von Festnahmen.
Bereits am Sonntag hatten Sicherheitskräfte in Myitkyina im Norden des Landes auf Teilnehmer einer Kundgebung geschossen, die in Panik flüchteten. In Rangun waren am Wochenende Panzer aufgefahren, auch in anderen Landesteilen waren Militärfahrzeuge auf den Straßen – offensichtlich, um die Bevölkerung einzuschüchtern. In der Nacht zum Montag war zudem das Internet gesperrt worden. Zahlreiche Bürger riefen die internationale Gemeinschaft auf, ihrem Land zu helfen. „Bitte hört die Stimme des Volkes von Myanmar“, „Helft uns“ und „Tagsüber schießen sie, nachts kidnappen sie“, war auf Schildern von Demonstranten zu lesen.
Schon in der Vergangenheit schlug das Militär, das das südostasiatische Land fast fünf Jahrzehnte lang mit eiserner Hand regiert hatte, jeden Widerstand brutal nieder. Erst vor zehn Jahren wurden zaghafte demokratische Reformen eingeleitet – bis zum Putsch in der Nacht zum 1. Februar. Auslöser sollen angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Parlamentswahl im November gewesen sein, die Suu Kyi klar gewonnen hatte.