Diese Aktien könnten sich an der Börse lohnen
Technologie-Papiere bleiben vermutlich ein Renner, zyklische Werte könnten von einem Konjunkturaufschwung profitieren.
DÜSSELDORF 2021 war eine Woche alt, da hatte der Deutsche Aktien-Index (Dax) das von vielen vorher formulierte Jahresziel von 14.000 Punkten bereits erreicht. Seither ist es nicht mehr sehr weit aufwärts gegangen, aber die 15.000-Punkte-Marke erscheint aus Sicht von Experten in diesem Jahr auf jeden Fall erreichbar. Anders als andere Fachleute, die die Grenze als Jahresendstand 2021 ins Auge fassen, glaubt Chris-Oliver Schickentanz aber, dass sie schon bis zum Sommer geknackt werden könnte. Grund: „Wir werden im zweiten Quartal einen deutlichen konjunkturellen Aufschwung erheben“, sagt der Chefanlagestratege der Commerzbank.
Was diesen Aufschwung gefährden könnte: Mutationen, gegen die Impfstoffe nicht wirken würden. Sobald aber Risikogruppen ausreichend geimpft seien und das Gesundheitssystem nicht überlastet sei, spreche wenig gegen die Erholung.Rückschlagpotenzial an der Börse sieht Schickentanz in der zweiten Jahreshälfte, in der es nach vielen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen Anlass genug für ein neues Kursfeuerwerk geben könnte. Ein Blick auf einzelne Branchen:
Technologie Die Tech-Aktien standen 2020 im Mittelpunkt. „Homeoffice und die damit verbundene Beschleunigung der Digitalisierung haben die Kurse angeschoben“, so Schickentanz. Das dürfte sich in diesem Jahr fortsetzen – eine Branche quasi im Dauerwachstum. Das sieht auch Karsten Tripp, Leiter der Vermögensabteilung von HSBC Deutschland, so: „In erster Linie sind wir weiter Fans von Technologieaktien. Obwohl sie teuer sind, halten wir das Potenzial weiterhin für nicht ausgeschöpft.“Aus gutem Grund hätten die meisten Unternehmen der Branche über Erwarten gut über 2020 berichtet und gute Ausblicke für 2021 gegeben.Tripp rät aber davon ab, nur auf einzelne bekannte Titel zu setzen: „Viele dieser Aktien sind in der Tat schon zu teuer. In der zweiten Reihe und in weniger bekannten Segmenten wie dem Gesundheitswesen finden sich dagegen weiter aussichtsreiche Werte.“
Gesundheit Die Diskussion über die Impflogistik war 2020 eines der beherrschenden Themen in der Pandemie. Aber: „In gleichem Maße, in dem die Pandemie womöglich an Schrecken verliert, könnte auch das Kurspotenzial der Impfstoff-Anbieter schwinden“, so Schickentanz. Und: Impfstoffe brächten viel Umsatz, seien aber nicht immer der profitabelste Bereich, sagen Branchenkenner. Fazit: Gesundheit bleibt attraktiv, aber die großen Kursfantasien könnten bald erst mal Vergangenheit sein.
Industrie/Chemie/Maschinenbau In jedem Konjunkturhoch profitieren diese Werte von der wirtschaftlichen Entwicklung. Das wird auch im nächsten Hoch so sein. Große Hoffnungen ruhen etwa bei den Maschinenbauern
auf China, das die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie längst nicht mehr spürt. Den Industrieund Rohstoffaktien fülle der beginnende Konjunkturaufschwung die Auftragsbücher, sagt
HSBC-Experte Tripp. Rohstoffpreise seien bereits stark gestiegen. „Viele der Werte sind zwar bereits angesprungen, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Diese Branchen sind weiterhin nicht besonders hoch bewertet“, urteilt Tripp.
Versorger „Eine interessante Branche“, so Schickentanz. Vorteile: stabiles Geschäftsmodell, gut prognostizierbare Cash-Flows, Dividendensicherheit, gute Ertragschancen im Geschäft mit den erneuerbaren Energien. Nachteil: „Wenn die Konjunktur anzieht und die zyklischen Werte in den Vordergrund treten, sind die Versorger eher langweilig.“
Autobranche Die Autobauer stehen vor strukturellen Herausforderungen. Nicht nur, was die E-Mobilität angeht, sondern auch eine veränderte Einstellung vor allem Jüngerer. „Ein eigenes Auto wird für die jüngere Generation immer unwichtiger“, sagt Schickentanz. Dafür gilt es Lösungen zu finden. Dass die gerade verfügten Grenzschließungen nach Tschechien den Autofabriken wegen ausbleibender Teile-Lieferungen Probleme bereiten könnten, glaubt er nicht. Sprich: Solange globale Lieferketten nicht eingeschränkt sind, könnten auch die Auto-Aktien von einer Erholung profitieren.
Banken Viel wird spekuliert, was bei den Geldhäusern passiert, wenn nach der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht eine Pleitewelle käme. „Die Banken sind vorbereitet“, glaubt Schickentanz. Zudem hätten die Kunden das Wertpapiergeschäft offensichtlich neu entdeckt, und am langen Ende stiegen
die Zinsen. Also: ein bisschen mehr Ertragspotenzial in Sicht.
Tourismus/Gastronomie Auch hier gilt aus Expertensicht: Je weniger Covid-19 das Leben beeinflusst, desto besser. Kein Megatrend, aber nach der Öffnung für ein paar Monate womöglich wieder ein rentables Investment.