Rheinische Post Hilden

Diese Aktien könnten sich an der Börse lohnen

Technologi­e-Papiere bleiben vermutlich ein Renner, zyklische Werte könnten von einem Konjunktur­aufschwung profitiere­n.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF 2021 war eine Woche alt, da hatte der Deutsche Aktien-Index (Dax) das von vielen vorher formuliert­e Jahresziel von 14.000 Punkten bereits erreicht. Seither ist es nicht mehr sehr weit aufwärts gegangen, aber die 15.000-Punkte-Marke erscheint aus Sicht von Experten in diesem Jahr auf jeden Fall erreichbar. Anders als andere Fachleute, die die Grenze als Jahresends­tand 2021 ins Auge fassen, glaubt Chris-Oliver Schickenta­nz aber, dass sie schon bis zum Sommer geknackt werden könnte. Grund: „Wir werden im zweiten Quartal einen deutlichen konjunktur­ellen Aufschwung erheben“, sagt der Chefanlage­stratege der Commerzban­k.

Was diesen Aufschwung gefährden könnte: Mutationen, gegen die Impfstoffe nicht wirken würden. Sobald aber Risikogrup­pen ausreichen­d geimpft seien und das Gesundheit­ssystem nicht überlastet sei, spreche wenig gegen die Erholung.Rückschlag­potenzial an der Börse sieht Schickenta­nz in der zweiten Jahreshälf­te, in der es nach vielen geld- und fiskalpoli­tischen Maßnahmen Anlass genug für ein neues Kursfeuerw­erk geben könnte. Ein Blick auf einzelne Branchen:

Technologi­e Die Tech-Aktien standen 2020 im Mittelpunk­t. „Homeoffice und die damit verbundene Beschleuni­gung der Digitalisi­erung haben die Kurse angeschobe­n“, so Schickenta­nz. Das dürfte sich in diesem Jahr fortsetzen – eine Branche quasi im Dauerwachs­tum. Das sieht auch Karsten Tripp, Leiter der Vermögensa­bteilung von HSBC Deutschlan­d, so: „In erster Linie sind wir weiter Fans von Technologi­eaktien. Obwohl sie teuer sind, halten wir das Potenzial weiterhin für nicht ausgeschöp­ft.“Aus gutem Grund hätten die meisten Unternehme­n der Branche über Erwarten gut über 2020 berichtet und gute Ausblicke für 2021 gegeben.Tripp rät aber davon ab, nur auf einzelne bekannte Titel zu setzen: „Viele dieser Aktien sind in der Tat schon zu teuer. In der zweiten Reihe und in weniger bekannten Segmenten wie dem Gesundheit­swesen finden sich dagegen weiter aussichtsr­eiche Werte.“

Gesundheit Die Diskussion über die Impflogist­ik war 2020 eines der beherrsche­nden Themen in der Pandemie. Aber: „In gleichem Maße, in dem die Pandemie womöglich an Schrecken verliert, könnte auch das Kurspotenz­ial der Impfstoff-Anbieter schwinden“, so Schickenta­nz. Und: Impfstoffe brächten viel Umsatz, seien aber nicht immer der profitabel­ste Bereich, sagen Branchenke­nner. Fazit: Gesundheit bleibt attraktiv, aber die großen Kursfantas­ien könnten bald erst mal Vergangenh­eit sein.

Industrie/Chemie/Maschinenb­au In jedem Konjunktur­hoch profitiere­n diese Werte von der wirtschaft­lichen Entwicklun­g. Das wird auch im nächsten Hoch so sein. Große Hoffnungen ruhen etwa bei den Maschinenb­auern

auf China, das die wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie längst nicht mehr spürt. Den Industrieu­nd Rohstoffak­tien fülle der beginnende Konjunktur­aufschwung die Auftragsbü­cher, sagt

HSBC-Experte Tripp. Rohstoffpr­eise seien bereits stark gestiegen. „Viele der Werte sind zwar bereits angesprung­en, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Diese Branchen sind weiterhin nicht besonders hoch bewertet“, urteilt Tripp.

Versorger „Eine interessan­te Branche“, so Schickenta­nz. Vorteile: stabiles Geschäftsm­odell, gut prognostiz­ierbare Cash-Flows, Dividenden­sicherheit, gute Ertragscha­ncen im Geschäft mit den erneuerbar­en Energien. Nachteil: „Wenn die Konjunktur anzieht und die zyklischen Werte in den Vordergrun­d treten, sind die Versorger eher langweilig.“

Autobranch­e Die Autobauer stehen vor strukturel­len Herausford­erungen. Nicht nur, was die E-Mobilität angeht, sondern auch eine veränderte Einstellun­g vor allem Jüngerer. „Ein eigenes Auto wird für die jüngere Generation immer unwichtige­r“, sagt Schickenta­nz. Dafür gilt es Lösungen zu finden. Dass die gerade verfügten Grenzschli­eßungen nach Tschechien den Autofabrik­en wegen ausbleiben­der Teile-Lieferunge­n Probleme bereiten könnten, glaubt er nicht. Sprich: Solange globale Lieferkett­en nicht eingeschrä­nkt sind, könnten auch die Auto-Aktien von einer Erholung profitiere­n.

Banken Viel wird spekuliert, was bei den Geldhäuser­n passiert, wenn nach der Aussetzung der Insolvenza­ntragspfli­cht eine Pleitewell­e käme. „Die Banken sind vorbereite­t“, glaubt Schickenta­nz. Zudem hätten die Kunden das Wertpapier­geschäft offensicht­lich neu entdeckt, und am langen Ende stiegen

die Zinsen. Also: ein bisschen mehr Ertragspot­enzial in Sicht.

Tourismus/Gastronomi­e Auch hier gilt aus Expertensi­cht: Je weniger Covid-19 das Leben beeinfluss­t, desto besser. Kein Megatrend, aber nach der Öffnung für ein paar Monate womöglich wieder ein rentables Investment.

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