ETFs liegen als Festgeld-Alternative im Trend
DÜSSELDORF Festgeld und Sparbuch sind out, Lebensversicherungen bringen bei Neuabschlüssen nur Mini-Renditen, gleichzeitig boomen Indexfonds, auch bekannt als „Exchange Traded Funds“(ETFs) als Anlageform. Erstmals hatten diese Fonds mit besonders niedrigen Verwaltungsgebühren in Europa Anfang Februar einen gemeinsamen Wert von 1000 Milliarden Euro, wie der Datenanbieter Refinitiv für das „Handelsblatt“errechnet hat. Und das Wachstum geht weiter: Die Stiftung Warentest rät zu Indexfonds als präferierter Geldanlage, ebenso das Verbraucherportal Finanztip. Nachdem anfangs vorrangig Online-Banken ETFs an ihre Kunden verkauften, ziehen Sparkassen, die Deutsche Bank und die Commerzbank mit eigenen Produkten nach.
Anleger müssen immer aufpassen, dass die Depotkosten nicht zu hoch sind. Kunden können mit kleinen monatlichen Einsätzen von beispielsweise 50 Euro von der Entwicklung der globalen Aktien- und Kapitalmärkte profitieren, müssen aber mit oft nur 0,2 Prozent des verwalteten Vermögens deutlich weniger Gebühren als bei klassischen Fonds mit rund 1,5 Prozent pro Jahr zahlen. Wichtig ist, dass Anleger
mögliche längere Flautephasen überstehen können. Die Anschaffungskosten liegen meist bei maximal 0,25 Prozent, bei normalen Fonds bei fünf Prozent. Denn während bei traditionellen Fonds hochbezahlte Experten regelmäßig das Vermögen eines Fonds umschichten, um eine hohe Rendite zu erreichen, bildet ein ETF nur einen Index wie den deutschen Aktienindex (Dax 30) oder den Dow Jones in den USA nach, indem die darin vertretenen Aktien gemäß ihrer Gewichtung im Index gekauft werden.
Das Ergebnis: ETFs haben wie alle Fonds bei einer Börsenflaute zeitweise hohe Wertverluste, aber auf Dauer liegt ihre Rendite meist sogar höher als die aktiv gemanagter Fonds. Als Basisinvestment raten Stiftung Warentest und Finanztip zum Kauf eines ETFs auf den Weltindex MSCI World. Er bildet die Entwicklung von 1600 der weltweit führenden Unternehmen ab und brachte in den vergangenen 30 Jahren eine Rendite von mehr als sieben Prozent im Jahr. Größte Schwäche ist, dass der MSCI World zu rund zwei Dritteln auf US-Konzernen beruht. Allein Apple, Amazon, Google (Alphabet) und Facebook machen 15 Prozent des Wertes aus.
Aufstrebende Schwellenländer hat der MSCI Emerging Markets im
Visier: Alibaba aus China, Samsung aus Südkorea und Reliance aus Indien gehören zu den prominentesten Firmen dort. Weil Schwellenländer instabiler sind als Industriestaaten, rät Stiftung Warentest davon ab, mehr als ein Viertel seines Fonds-Vermögens in solche ETFs zu investieren. Hier lag das Plus in den vergangenen zehn Jahren aber bei mehr als sieben Prozent.
Deutschland sollten die Anleger nicht als Zentrum ihrer Strategie nehmen. Die Industrien sind relativ alt, das Wachstum wird wegen der alternden Bevölkerung eher niedrig sein. Der Hauptvorteil ist jedoch, dass man die hiesigen Unternehmen
kennt und dass der Stand des Dax täglich gemeldet wird.
Es können aber auch ETFs gekauft werden, die einen Index nachbilden, in den nur ökologisch arbeitende Unternehmen aufgenommen werden. Stiftung Warentest empfiehlt den iShares MSCI World SRI, der nur Unternehmen aufnimmt, die fast keine fossilen Brennstoffe nutzen.
Trotz vieler Vorteile sollten Anleger auch bei ETFs die Risiken sehen: Einige von ihnen kaufen Papiere eines Index nur als Optionen. Klassische Sparer sollten nur ETFs kaufen, die Papiere wirklich in das Fondsvermögen aufnehmen. Das sind „physisch replizierende ETFs“.