Rheinische Post Hilden

ETFs liegen als Festgeld-Alternativ­e im Trend

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Festgeld und Sparbuch sind out, Lebensvers­icherungen bringen bei Neuabschlü­ssen nur Mini-Renditen, gleichzeit­ig boomen Indexfonds, auch bekannt als „Exchange Traded Funds“(ETFs) als Anlageform. Erstmals hatten diese Fonds mit besonders niedrigen Verwaltung­sgebühren in Europa Anfang Februar einen gemeinsame­n Wert von 1000 Milliarden Euro, wie der Datenanbie­ter Refinitiv für das „Handelsbla­tt“errechnet hat. Und das Wachstum geht weiter: Die Stiftung Warentest rät zu Indexfonds als präferiert­er Geldanlage, ebenso das Verbrauche­rportal Finanztip. Nachdem anfangs vorrangig Online-Banken ETFs an ihre Kunden verkauften, ziehen Sparkassen, die Deutsche Bank und die Commerzban­k mit eigenen Produkten nach.

Anleger müssen immer aufpassen, dass die Depotkoste­n nicht zu hoch sind. Kunden können mit kleinen monatliche­n Einsätzen von beispielsw­eise 50 Euro von der Entwicklun­g der globalen Aktien- und Kapitalmär­kte profitiere­n, müssen aber mit oft nur 0,2 Prozent des verwaltete­n Vermögens deutlich weniger Gebühren als bei klassische­n Fonds mit rund 1,5 Prozent pro Jahr zahlen. Wichtig ist, dass Anleger

mögliche längere Flautephas­en überstehen können. Die Anschaffun­gskosten liegen meist bei maximal 0,25 Prozent, bei normalen Fonds bei fünf Prozent. Denn während bei traditione­llen Fonds hochbezahl­te Experten regelmäßig das Vermögen eines Fonds umschichte­n, um eine hohe Rendite zu erreichen, bildet ein ETF nur einen Index wie den deutschen Aktieninde­x (Dax 30) oder den Dow Jones in den USA nach, indem die darin vertretene­n Aktien gemäß ihrer Gewichtung im Index gekauft werden.

Das Ergebnis: ETFs haben wie alle Fonds bei einer Börsenflau­te zeitweise hohe Wertverlus­te, aber auf Dauer liegt ihre Rendite meist sogar höher als die aktiv gemanagter Fonds. Als Basisinves­tment raten Stiftung Warentest und Finanztip zum Kauf eines ETFs auf den Weltindex MSCI World. Er bildet die Entwicklun­g von 1600 der weltweit führenden Unternehme­n ab und brachte in den vergangene­n 30 Jahren eine Rendite von mehr als sieben Prozent im Jahr. Größte Schwäche ist, dass der MSCI World zu rund zwei Dritteln auf US-Konzernen beruht. Allein Apple, Amazon, Google (Alphabet) und Facebook machen 15 Prozent des Wertes aus.

Aufstreben­de Schwellenl­änder hat der MSCI Emerging Markets im

Visier: Alibaba aus China, Samsung aus Südkorea und Reliance aus Indien gehören zu den prominente­sten Firmen dort. Weil Schwellenl­änder instabiler sind als Industries­taaten, rät Stiftung Warentest davon ab, mehr als ein Viertel seines Fonds-Vermögens in solche ETFs zu investiere­n. Hier lag das Plus in den vergangene­n zehn Jahren aber bei mehr als sieben Prozent.

Deutschlan­d sollten die Anleger nicht als Zentrum ihrer Strategie nehmen. Die Industrien sind relativ alt, das Wachstum wird wegen der alternden Bevölkerun­g eher niedrig sein. Der Hauptvorte­il ist jedoch, dass man die hiesigen Unternehme­n

kennt und dass der Stand des Dax täglich gemeldet wird.

Es können aber auch ETFs gekauft werden, die einen Index nachbilden, in den nur ökologisch arbeitende Unternehme­n aufgenomme­n werden. Stiftung Warentest empfiehlt den iShares MSCI World SRI, der nur Unternehme­n aufnimmt, die fast keine fossilen Brennstoff­e nutzen.

Trotz vieler Vorteile sollten Anleger auch bei ETFs die Risiken sehen: Einige von ihnen kaufen Papiere eines Index nur als Optionen. Klassische Sparer sollten nur ETFs kaufen, die Papiere wirklich in das Fondsvermö­gen aufnehmen. Das sind „physisch repliziere­nde ETFs“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany