Entscheidungsspiele wären bessere Option
In der Pandemie werden Partien im Europapokal an einen neutralen Ort verlegt. Es bleibt aber bei Hin- und Rückspiel. Dabei hätte es eine andere Möglichkeit gegeben: alles jeweils in einem Spiel entscheiden.
DÜSSELDORF Nichts ist mehr, wie es mal war. So verbraucht diese Feststellung nach mehr als einem Jahr Pandemie auch klingt, so treffend beschreibt sie den Auftakt der K.o.-Runden in der Champions und Europa League ab dieser Woche. Wegen Reiserestriktionen bezüglich der britischen Coronavirus-Mutation finden sieben der insgesamt 24 Hinrundenpartien in beiden Wettbewerben an einem neutralen Ort statt. So empfängt Leipzig in dieser Woche Liverpool genauso in Budapest wie Mönchengladbach nächste Woche Manchester. Mit diesem Reise-Wirrwarr erntete die Uefa viel Kritik. Und es würde ja durchaus Alternativen geben. Wir sagen, was für die einzelnen Szenarien spräche.
Die Beibehaltung des Modus aus Hin- und Rückspiel
Mit der zwangsweisen Austragung von Spielen an neutralen Orten behält die Uefa auf Biegen und Brechen ihr bestehendes System bei, die K.o.-Runden des Europapokals mit Hin- und Rückspiel auszutragen. Positiv ließe sich festhalten, das sei der über Jahrzehnte
bewährte Weg und vor allem auch der Modus, von dem die teilnehmenden Teams ausgegangenen waren, als sie im vergangenen Herbst in die Europapokal-Spielzeit eingestiegen waren. Zudem würde die Modifizierung, eine Entscheidung in nur einem K.o.-Spiel herbeizuführen, den in der Vorrunde erfolgreicheren Teams den Vorteil nehmen, in einem Rückspiel im eigenen Stadion (wenn ja auch nicht vor Zuschauern) ein entsprechendes Hinspielergebnis korrigieren zu können.
Am Ende spricht aber das betriebswirtschaftliche Denken wohl am deutlichsten dafür, so lange wie möglich so zu verfahren, wie geplant. Bei K.o.-Spielen reduzierte sich die Zahl der zu übertragenden, und vermarktbaren Spiele bis hin zu den Endspielen in Champions und Europa League von 88 auf 44. Diese finanziellen Einbußen auf die ohnehin existierenden in der Corona-Krise zu packen, würde niemand in Europas Fußball verantworten wollen. Da steckt man lieber ein bisschen Gesellschaftskritik ein.
Entscheidung in einem K.o.-Spiel
Als der Sommer 2020 die pandemiegeplagten Menschen ein wenig durchschnaufen ließ und die ausgefallenen Europapokal-Spiele in Lissabon und Nordrhein-Westfalen als Mini-Turnier nachgeholt wurden, wurde ein Erfolgsmodell geboren. Das Konzept fand gar so viele Befürworter, dass schon über eine Wiederholung spekuliert wurde: keine Auswärtstorregel, endlich richtige K.o.-Spiele und keine wochenlangen Runden.
Doch: The show must go on. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin stellte im vergangenen Jahr schnell klar, dass das Turnier eine einmalige Angelegenheit bleiben soll. Trotz des extrem verdichteten Terminkalenders durch die Verschiebung der Europameisterschaft im Juni und des späteren Beginns der nationalen Ligen, sollte es bei Hin- und Rückspielen in der K.o.-Phase bleiben. Der Europäische Fußball-Verband dürfte dabei vor allem eines im Kopf gehabt haben: das liebe Geld. Weniger Spiele bedeuten weniger Einnahmen, auch für den Verband. Und damit Corona da auch wirklich keinen Strich durch die Rechnung macht, wurden die Regelungen angepasst. Das Heimspielrecht kann in dieser Saison getauscht werden oder Spiele auch auf neutralem Platz ausgetragen werden, wenn ein Team nicht einreisen darf. Das führt dann aber zu solch absonderlichen Auswüchsen, dass bislang acht Begegnungen verlegt werden und mehr Teams durch Europa reisen mussten. Eine Reduzierung der Spiele wäre da besser gewesen.
Absage der K.o.-Runden
Aus Sicht von Uefa und Vereinen eine undenkbare Vorstellung mit Blick auf TV-Einnahmen, Fernsehverträge und Werbe-Millionen. Und die Variante aus dem Vorjahr, die fehlenden Spiele erst nach Saisonende in einer Region gebündelt als eine Art Turnier nachzuholen, fällt wegen der EM (11. Juni bis 11. Juli) aus.