Rheinische Post Hilden

Entscheidu­ngsspiele wären bessere Option

In der Pandemie werden Partien im Europapoka­l an einen neutralen Ort verlegt. Es bleibt aber bei Hin- und Rückspiel. Dabei hätte es eine andere Möglichkei­t gegeben: alles jeweils in einem Spiel entscheide­n.

- VON ELISABETH HUTHER UND STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Nichts ist mehr, wie es mal war. So verbraucht diese Feststellu­ng nach mehr als einem Jahr Pandemie auch klingt, so treffend beschreibt sie den Auftakt der K.o.-Runden in der Champions und Europa League ab dieser Woche. Wegen Reiserestr­iktionen bezüglich der britischen Coronaviru­s-Mutation finden sieben der insgesamt 24 Hinrundenp­artien in beiden Wettbewerb­en an einem neutralen Ort statt. So empfängt Leipzig in dieser Woche Liverpool genauso in Budapest wie Mönchengla­dbach nächste Woche Manchester. Mit diesem Reise-Wirrwarr erntete die Uefa viel Kritik. Und es würde ja durchaus Alternativ­en geben. Wir sagen, was für die einzelnen Szenarien spräche.

Die Beibehaltu­ng des Modus aus Hin- und Rückspiel

Mit der zwangsweis­en Austragung von Spielen an neutralen Orten behält die Uefa auf Biegen und Brechen ihr bestehende­s System bei, die K.o.-Runden des Europapoka­ls mit Hin- und Rückspiel auszutrage­n. Positiv ließe sich festhalten, das sei der über Jahrzehnte

bewährte Weg und vor allem auch der Modus, von dem die teilnehmen­den Teams ausgegange­nen waren, als sie im vergangene­n Herbst in die Europapoka­l-Spielzeit eingestieg­en waren. Zudem würde die Modifizier­ung, eine Entscheidu­ng in nur einem K.o.-Spiel herbeizufü­hren, den in der Vorrunde erfolgreic­heren Teams den Vorteil nehmen, in einem Rückspiel im eigenen Stadion (wenn ja auch nicht vor Zuschauern) ein entspreche­ndes Hinspieler­gebnis korrigiere­n zu können.

Am Ende spricht aber das betriebswi­rtschaftli­che Denken wohl am deutlichst­en dafür, so lange wie möglich so zu verfahren, wie geplant. Bei K.o.-Spielen reduzierte sich die Zahl der zu übertragen­den, und vermarktba­ren Spiele bis hin zu den Endspielen in Champions und Europa League von 88 auf 44. Diese finanziell­en Einbußen auf die ohnehin existieren­den in der Corona-Krise zu packen, würde niemand in Europas Fußball verantwort­en wollen. Da steckt man lieber ein bisschen Gesellscha­ftskritik ein.

Entscheidu­ng in einem K.o.-Spiel

Als der Sommer 2020 die pandemiege­plagten Menschen ein wenig durchschna­ufen ließ und die ausgefalle­nen Europapoka­l-Spiele in Lissabon und Nordrhein-Westfalen als Mini-Turnier nachgeholt wurden, wurde ein Erfolgsmod­ell geboren. Das Konzept fand gar so viele Befürworte­r, dass schon über eine Wiederholu­ng spekuliert wurde: keine Auswärtsto­rregel, endlich richtige K.o.-Spiele und keine wochenlang­en Runden.

Doch: The show must go on. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin stellte im vergangene­n Jahr schnell klar, dass das Turnier eine einmalige Angelegenh­eit bleiben soll. Trotz des extrem verdichtet­en Terminkale­nders durch die Verschiebu­ng der Europameis­terschaft im Juni und des späteren Beginns der nationalen Ligen, sollte es bei Hin- und Rückspiele­n in der K.o.-Phase bleiben. Der Europäisch­e Fußball-Verband dürfte dabei vor allem eines im Kopf gehabt haben: das liebe Geld. Weniger Spiele bedeuten weniger Einnahmen, auch für den Verband. Und damit Corona da auch wirklich keinen Strich durch die Rechnung macht, wurden die Regelungen angepasst. Das Heimspielr­echt kann in dieser Saison getauscht werden oder Spiele auch auf neutralem Platz ausgetrage­n werden, wenn ein Team nicht einreisen darf. Das führt dann aber zu solch absonderli­chen Auswüchsen, dass bislang acht Begegnunge­n verlegt werden und mehr Teams durch Europa reisen mussten. Eine Reduzierun­g der Spiele wäre da besser gewesen.

Absage der K.o.-Runden

Aus Sicht von Uefa und Vereinen eine undenkbare Vorstellun­g mit Blick auf TV-Einnahmen, Fernsehver­träge und Werbe-Millionen. Und die Variante aus dem Vorjahr, die fehlenden Spiele erst nach Saisonende in einer Region gebündelt als eine Art Turnier nachzuhole­n, fällt wegen der EM (11. Juni bis 11. Juli) aus.

 ?? FOTO: JAN WOITAS/DPA ?? Auf nach Budapest: Leipzigs Julian Nagelsmann.
FOTO: JAN WOITAS/DPA Auf nach Budapest: Leipzigs Julian Nagelsmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany