Wenn ein Promi zum Einhorn wird
Mit der Show „The Masked Singer“hat der TV-Sender Prosieben ein Erfolgsformat aus der Taufe gehoben. An diesem Dienstag startet die neue Staffel. Auf einige Kritikpunkte der Fangemeinde wurde nun reagiert.
DÜSSELDORF Eines haben die Macher der Show „The Masked Singer“schon verstanden. Die neuen Folgen der vierten Staffel, die an diesem Dienstag um 20.15 Uhr auf Prosieben startet, sollen kürzer werden. Das teilte Senderchef Daniel Rosemann bei der Auftakt-Pressekonferenz der Show mit. Um 30 Minuten wird „The Masked Singer“nun zusammengestampft. So soll der Promi, der rausfliegt, bereits um 23.30 Uhr demaskiert werden. Ob jetzt 30 Minuten weniger Sendezeit die Kritiker nun tatsächlich verstummen lassen, sei dahingestellt.
Weniger Kritik gibt es an dem Format an sich und dem Zuspruch, die die Sendung, die von Matthias Opdenhövel moderiert wird, erfährt. Die Quote ist nämlich beachtlich. Gleich mit den ersten Folgen entwickelte sich „Masked Singer“zu einem Zuschauer-Magneten und holte – im Corona-freien Jahr 2019 – satte Quoten. 2020 ging es dann prompt im ersten Lockdown weiter, auch diese Staffel erreichte das Virus mit seinen Krallen. Wegen einiger Corona-Fälle im Produktionsteam musste zwischenzeitlich für zwei Wochen ausgesetzt werden. In der Regel schalteten bis zu drei Millionen Zuschauer ein.
Es ist auch die A-Prominenz, die die Zuschauer vor den Fernseher lockt und die man im restlichen TV-Programm oft vergeblich sucht. Um nur einige zu nennen: Veronika Ferres, Didi Hallervorden, Heinz Hoenig, Marcus Schenkenberg, Stefanie Heinzmann, Franziska Knuppe, Wigald Boning, Max Mutzke, Sarah Lombardi, Tom Beck und und und. Bergen die vielen Ausgaben binnen kurzer Zeit kein Abnutzungspotenzial, wie es viele Zuschauer befürchten? Senderchef Daniel Rosemann sieht das gelassen.
„Ich glaube, dass es entscheidend ist, dass die Dosierung bei sechs Wochen bleibt“, so Rosemann. „The Masked Singer“müsse ein „Event“bleiben, das sich nicht endlos ziehe. „So lange das immer nur eine kleine
Dosis ist, kann man die auch sehr, sehr gut zweimal im Jahr vertragen.“
Wie groß der Anziehungsfaktor auch für Ex-Teilnehmer ist, sieht man an der Jury. Mit Bülent Ceylan und Sonja Zietlow nahmen zwei ehemalige Kandidaten aus den vorherigen Staffeln vergangenes Jahr auf dem Ratestuhl im Studio Platz. In der neuen Staffel wird das Expertengremium nun wieder von zwei anderen ehemaligen Bekannten geleitet: Ruth Moschner (schon in Staffel 1 und 2 dabei) und Sänger Rea Garvey (ebenfalls Staffel 1 und 2).
Auch Moschner sieht keine große Abnutzung der Sendung: „Ich weiß, dass unser Team sehr hart dafür arbeitet, dass „The Masked Singer“so aussieht wie der Kindergeburtstag, von dem man nicht mal gewagt hätte zu träumen. Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass sich die Show nicht so schnell abnutzen wird“, so Moschner.
Einem weiteren Kritikpunkt ist Prosieben laut eigener Angaben auch entgegengekommen. Die Indizien zu den Promis sollen deutlich schwieriger werden – was auch immer das bedeuten mag. So gab es bis auf ein, zwei Ausnahmen keine großen Überraschungen bei der Demaskierung der Promis in der Vergangenheit.
Und so konzentriert sich alles auf die Promis der ersten Ausgabe 2021. Neben dem Schwein im Regenmantel gibt es zum Beispiel ein übergewichtiges Quokka (eine Beuteltierart), ein kuscheliges Küken, einen Stier in American-Football-Montur und einen Dino, den man auch „Teeno“nennen kann, weil er einem Teenager gleich eine Zahnspange trägt. Die Gerüchte, wer unter den Kostümen stecken könnte, schlagen bereits Funken. Herbei orakelt wird etwa Komiker Luke Mockridge, der schon in der vergangenen Staffel eine Art Dauer-Tipp war. Als Fanliebling vor dem Start kristallisiert sich eine Schildkröte heraus, die mit Piratenhut und Dreadlocks massiv an Captain Jack Sparrow alias Superstar Johnny Depp aus dem Film „Fluch der Karibik“erinnert. Ein schneller Blick in die Prosieben-App, in der die Fans abstimmen können, zeigt: Die „Community“tippt bei dem Kröten-Kapitän zu fast zehn Prozent auf – Johnny Depp. Der Kreis derjenigen, die die wahre Identität der Teilnehmer kennen, ist auf gerade einmal acht Leute verteilt. Plaudern? Nicht erlaubt. Hermetisch werden die Promis vor jeder Show abgeschottet, mit Masken ins TV-Studio gebracht, wo sie sich bis zu ihrem Auftritt in ihrer Garderobe verstecken. Wer dieses Jahr in den Kostümen steckt? Eine Prominente wird es in jedem Fall nicht sein: Dschungelkönigin Evelyn Burdecki, die ja bekanntlich bei RTL unter Vertrag steht. Seit der ersten Staffel schließt Senderchef Rosemann Burdecki in der Namensverlosung kategorisch aus. Und so könnte sich unter dem Stier zum Beispiel Detlef D! Soost verbergen, der am Wochenende in einem Interview mit der „Bild“-Redaktion einige Andeutungen zu seiner Teilnahme gab. Der absolute „Burner“in der Teilnehmerliste wäre laut JuryChefin Ruth Moschner der Linken-Politiker Gregor Gysi, wie sie in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur verriet. „Ich würde aber auch SportlerInnen sehr begrüßen, Anni Friesinger-Postma oder Kati Witt! Oder einen Sänger aus einem anderen Genre, wie zum Beispiel Rolando Villazón. Nach Dieter Hallervorden und Veronica Ferres ist doch die Grenze nach oben offen“, meint Moschner. So bleibt bis Dienstagabend, 23.30 Uhr (hoffentlich) nur die Spekulation. Vielleicht steckt ja wirklich Gregor Gysi in einem Kostüm – oder eben nicht.