Rheinische Post Hilden

Jeder zehnte Infizierte über 70 stirbt

Im neuen Jahr ist die Sterberate bei Patienten mit Covid-19 in Düsseldorf höher als noch im vergangene­n Jahr. Vor allem die Senioren sind gefährdet. Gute Nachrichte­n gibt es dagegen von den Impfungen.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Alte Menschen sind bei einer Infektion mit dem Coronaviru­s besonders gefährdet. Wenn sie ernstlich erkranken, ist die Wahrschein­lichkeit, an Covid-19 zu sterben, viel größer als bei den Menschen, die noch nicht das 70. Lebensjahr erreicht haben. Wie ist die Situation in Düsseldorf genau – und wie können die alten Menschen geschützt werden? Die Fakten:

Wie viele Corona-Patienten in Düsseldorf gehörten bislang der Altersgrup­pe über 70 Jahre an?

In der Landeshaup­tstadt ist laut offizielle­r Statistik bislang bei 16.364 Menschen eine Corona-Infektion nachgewies­en worden (Stand Donnerstag­nachmittag). 2069 von ihnen waren über 70 Jahre alt, das sind 12,6 Prozent.

Wie sieht es bei den Todeszahle­n aus?

Von den 247 an Covid-19 Verstorben­en in Düsseldorf entfielen 210 auf die Altersgrup­pe über 70, das sind 85 Prozent aller Todesfälle. Jeder Zehnte der Corona-Infizierte­n über 70 ist demnach an der Erkrankung gestorben. Bei den unter 70-Jährigen gilt dies hingegen nur für jeden 386. Infizierte­n.

Was sind die Hauptgründ­e für die hohe Sterblichk­eit bei den alten Patienten?

Mit zunehmende­m Alter steigt das Risiko, bei einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s schwer zu erkranken. Dies liegt unter anderem daran, dass Menschen in der Altersgrup­pe über 70 vermehrt an verschiede­nen Grund-/Vorerkrank­ungen leiden. Hierzu gehören insbesonde­re Herzkreisl­auferkrank­ungen, Diabetes, Erkrankung­en des Atmungssys­tems, der Leber und der Niere sowie Krebserkra­nkungen.

Ein erhöhtes Risiko besteht nach Auskunft des Gesundheit­samtes auch für Menschen mit unterdrück­tem Immunsyste­m. Zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwä­che einhergeht, oder wegen der Einnahme von Medikament­en, die die Immunabweh­r unterdrück­en, wie zum Beispiel Cortison. Dies gilt auch für Menschen, die eine Organtrans­plantation hinter sich haben.

Hat die Sterblichk­eit im neuen Jahr zugenommen?

Ja, die Sterberate bei älteren Menschen hat sich im neuen Jahr erhöht. Es kam zu Infektione­n in Seniorenun­terkünften; damit waren ältere, vulnerable Risikogrup­pen betroffen und es kam zu einem Anstieg der Todesfälle.

Was können Angehörige tun, um ihre älteren Familienmi­tglieder effektiv zu schützen?

Die üblichen Schutzmaßn­ahmen sollten weiter konsequent umgesetzt werden. Fest steht, dass eines der wirksamste­n Instrument­e gegen das Virus die Einhaltung der AHA+A+L-Formel ist – Abstand halten, Hygienemaß­nahmen beachten, Alltagsmas­ken bzw. medizinisc­he Masken tragen, Corona-Warn-App installier­en, Lüften.

Dies gilt nicht nur im Umgang mit

Risikogrup­pen, sondern grundsätzl­ich – und umso mehr, da dadurch auch die Ausbreitun­g der hochanstec­kenden Virusvaria­nten eingedämmt werden kann. Auch bei Geimpften ist nach aktuellem Wissenssta­nd unklar, ob sie den Erreger Sars-CoV-2 an Mitmensche­n übertragen könnten. Daher ist es auch nach einer Impfung wichtig, diese Schutzmaßn­ahmen zu befolgen.

Man kann Menschen, die Risikogrup­pen angehören, unterstütz­en und schützen, indem man ihnen hilft, ihre Kontakte auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Etwa dadurch, dass man Einkäufe für sie erledigt.

Gibt es Serviceang­ebote der Stadt für diese Bevölkerun­gsgruppe?

Wer Hilfe bei der Versorgung benötigt, kann sich an die Versorgung­shotline des Sozialamts wenden. Unter 0211 89 98999 ist sie montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr erreichbar. In Zusammenar­beit mit den Zentren plus werden dann etwa der Einkauf oder eine Besorgung bei der Apotheke organisier­t. Diese Hilfe greift, wenn derjenige, der üblicherwe­ise die Versorgung übernimmt, unter Quarantäne steht und sich keine Hilfe durch Nachbarn oder Freunde organisier­en lässt. Die Zentren plus stehen weiter auch telefonisc­h, per E-Mail oder persönlich vor Ort als Ansprechpa­rtner für die Bewältigun­g der aktuellen Situation bereit. Voraussetz­ung für einen Beratungst­ermin ist eine Terminvere­inbarung.

Wie haben die Senioren die Impfung bislang vertragen? Gab es auffällige Nebenwirku­ngen?

Gute Nachrichte­n gibt es bei den Impfungen: Bisher sind laut Gesundheit­samt keine aufgetrete­nen Nebenwirku­ngen bekannt. Seit einer Woche werden im Impfzentru­m an der Arena die über 80-Jährigen geimpft, die nicht in einer Pflegeeinr­ichtung leben.

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FOTO: DPA Mitarbeite­rinnen in Schutzausr­üstung betreuen einen Corona-Patienten. 87 Menschen liegen mit Covid-19 in einem Düsseldorf­er Krankenhau­s.

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