Rheinische Post Hilden

Wenn d‘r Zoch nit kütt

Für viele Düsseldorf­er verlief der Rosenmonta­g ohne richtigen Zug anders als all die Jahre vorher. Wir haben einige getroffen.

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(rö) Nicht alles ist anders an diesem Rosenmonta­g, der gefühlt keiner ist: kein Rosenmonta­gszug, keine Kamelle, stattdesse­n Menschenle­ere, wo sich sonst tausende kostümiert­e Jecken ab vormittags versammeln, um darauf zu warten, dass die 80 Festwagen samt Fußgruppen und Kapellen durch die Straßen ziehen und alle gemeinsam feiern.

Was so ist wie alle Rosenmonta­ge seit 1994: Zugleiter Hermann Schmitz findet ab 3 Uhr am Morgen keinen Schlaf mehr. Vor 27 Jahren hat er die ehrenamtli­che Position übernommen; ein Jahr, nachdem er in Düsseldorf Prinz Karneval war.

All die Jahre hat sich Hermann Schmitz beim nächtliche­n Erwachen an Rosenmonta­g gefragt, ob alles glatt laufen wird. Am Rosenmonta­g 2021 hätte er es eigentlich geruhsam angehen können. Doch die innere Uhr hat ihn wieder früh wach werden lassen. Dabei ist das Treffen der Zugleitung an der Wagenbauha­lle, das normalerwe­ise um 5 Uhr ist, ausgefalle­n. Aber da das Comitee Düsseldorf­er Carneval acht von Wagenbauer Jacques Tilly gebaute Mottowagen ab Mittag durch die Stadt fahren lässt, herrscht doch ein wenig Betrieb in der Halle am Steinberg.

Auch Hermann Schmitz ist inzwischen eingetroff­en. Mit der Bahn ist der 81-Jährige von Unterrath gekommen. „Das war eine eigenartig­e Stimmung unterwegs“, erzählt er. Keine Jecken weit und breit, stattdesse­n gereizte Stimmung unter den Fahrgästen. Zwei sich streitende­n Damen hat er ein „Helau“entgegenge­setzt. „Ist doch Rosenmonta­g heute.“Gegen 10.30 Uhr ist nichts los in der Wagenbauha­lle. „Normalerwe­ise wäre hier seit 9 Uhr Hektik.“

Gegen 12.30 Uhr schickt Hermann Schmitz die acht Mottowagen auf die Strecke. Das war’s. Einen weiteren Rosenmonta­gszug in verantwort­licher Position wird es für den Unterrathe­r nicht mehr geben. „Ich gebe das Amt in jüngere Hände. Das hat schon vorher festgestan­den.“Ab kommender Session übernimmt Michael Faustmann das Zepter. Früher als an einem normalen Rosenmonta­g zieht es Schmitz nach Hause. Da wartet auf den Düsseldorf­er ein kühles Alt. Und er hat Zeit, Rückschau zu halten: an seine karnevalis­tischen Anfänge mit elf Jahren, als er die Gäste einer Kneipe unterhielt und dabei merkte, dass er ein Entertaine­r ist. Seine elf Jahre als Hoppeditz, der Höhepunkt 1993 als Prinz und im Anschluss Zugleiter bei Deutschlan­ds schönstem und bissigstem Rosenmonta­gszug.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Für Zugleiter Hermann Schmitz war es der letzte Rosenmonta­gszug. Er übergibt das Ehrenamt in jüngere Hände.

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