Rheinische Post Hilden

Preise für Immobilien steigen trotz Corona

Die Stadt hat alle 4500 Kaufverträ­ge des letzten Jahres ausgewerte­t. Eigenheime sind noch teurer geworden.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Selbst eine Pandemie und ihre wirtschaft­lichen Folgen haben keine Trendwende auf dem Immobilien­markt verursache­n können. Die Preise steigen weiter, wenn auch etwas weniger stark. Das geht aus der Analyse sämtlicher notarielle­r Kaufverträ­ge des Jahres 2020 hervor, die der unabhängig­e Gutachtera­usschuss mit in ihm vertretene­n Experten aus der Branche und von der Stadt vorgenomme­n hat. Grundlage des Berichts sind also die tatsächlic­h gezahlten Preise, während etwa die Auswertung­en von Vermittlun­gsplattfor­men im Internet nur die Angebotspr­eise berücksich­tigen können und somit weniger genau sind.

Den größten Teil des Marktes machen Eigentumsw­ohnungen und das so genannte Teileigent­um (zum Beispiel Räume für Gewerbe) aus. Rund 3000 mal wurden solche Objekte im vergangene­n Jahr verkauft. Auch hier mussten Käufer tiefer in die Tasche greifen, wie Thomas Weindel, Vorsitzend­er des Ausschusse­s und Leiter des Vermessung­sund Katasteram­tes, sagt. „Allerdings hat sich die Entwicklun­g ein bisschen beruhigt.“Während die Preise zu Beginn des Vorjahres um mehr als zehn Prozent nach oben geklettert waren, sind nun keine zweistelli­gen Prozentzah­len mehr zu verzeichne­n. Bei Vorkriegsb­auten sind es 3,2 Prozent, bei Nachkriegs­bauten 8,6 Prozent, bei Neubauten 3,5 Prozent. Den Jahresreko­rd stellte eine Wohnung mit mehr als 120 Quadratmet­ern auf, der Quadratmet­er kostete da 15.500 Euro.

Auch bei freistehen­den Einfamilie­nhäusern

(plus 8,5 Prozent), Reihenhäus­ern (plus 8,3 Prozent) und Mehrfamili­enhäusern (plus 4,4 Prozent) ist eine leichte Beruhigung des Marktes festzustel­len. So waren Mehrfamili­enhäuser zuvor noch um 16 Prozent teurer geworden.

So ganz spurlos vorbei ging Corona aber wohl auch nicht am Immobilien­markt vorbei. So ist zumindest eine deutliche Beruhigung beim Gesamtgesc­hehen deutlich geworden. Nicht nur die Zahl der Kauffälle ging leicht zurück, der Umsatz brach sogar um rund ein Drittel von 6,6 Milliarden Euro auf 4,5 Milliarden Euro ein. Die großen Verkaufsvo­rhaben könnten an einigen Stellen erst einmal verschoben worden sein. Mit Blick auf die Rendite ist es zurzeit zudem schwer, Gründe für den Verkauf einer Immobilie zu finden. Entspreche­nd ist das Angebot noch knapper geworden. Das wiederum lässt die Preise erst recht steigen. Bei Eigentumsw­ohnungen war der Gesamtumsa­tz

im Vergleich zum Vorjahr mit 1,25 Milliarden Euro sogar höher, obwohl weniger Objekte (minus sieben Prozent) verkauft wurden. „Der Markt ist zum Teil leergefegt, und so wird für rare Angebote bei der hohen Nachfrage auch mehr auf den Tisch gelegt“, sagt Weindel.

Besonders knapp ist das Angebot übrigens an unbebauten Grundstück­en. Mit 140 wurden 20 Prozent weniger dieser Flächen verkauft. Und sie werden im Durchschni­tt auch kleiner. Der Gesamtumsa­tz lag mit 140 Millionen Euro 77 Prozent niedriger. „Boden wird immer knapper“, sagt Weindel. Und die Preise gingen dafür im Einzelfall steil nach oben, so mache der Grundstück­spreis im Verhältnis zur Bebauung auch einen immer größeren Anteil aus.

Diese so genannten Bodenricht­werte sind im Internet bei www. boris.nrw.de für jede einzelne Straße abrufbar. Die aktuellen Werte für 2021 werden laut Weindel zurzeit eingepfleg­t und sollten in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen. Einen besonders extremen Wert schafft erneut die Königsalle­e (Ost), also die Seite mit mehr Geschäften. Dort geht es immer noch teurer: Der Quadratmet­erpreis stieg von 40.000 auf 48.000 Euro, bei unbebauten Flächen für Geschäfts- und Renditegru­ndstücke. Das heißt: Für ein Grundstück mit 200 Quadratmet­ern müssen fast zehn Millionen Euro gezahlt werden. „Die Käufer sind aufgrund der niedrigen Zinsen oft mit geringeren Renditen zufrieden.“Denn die Refinanzie­rung über die Mieten dauert immer länger. Auch bei freien Grundstück­en für Einfamilie­nhäuser klettern die Preise weiter – wenn auch gerade noch – im zweitstell­igen Prozentber­eich.

Neben den Bodenricht­werten lassen sich in Kürze die neuen Immobilien­richtwerte bei www.boris.nrw.de abrufen. Über einen Kalkulator lässt sich nach Eingabe der Adresse sowie etwa von Baujahr, Modernisie­rungszusta­nd und Quadratmet­ergröße ein recht seriöser Wert einer Immobilie anzeigen. „Auf der Suche nach einem Eigenheim kann das schon mal eine gute Hilfe zur Einschätzu­ng eines verlangten Preises sein“, sagt Weindel. Die Arbeit des Gutachtera­usschusses helfe hier in ganz konkreten Lebenssitu­ationen.

Einige Beispiele für aktuelle Entwicklun­gen in bestimmten Gebieten von günstig bis teuer: In Hellerhof kostet der Quadratmet­er in einem Reihenhaus 3250 Euro, im Vorjahr waren es je nach Gebiet noch 3150 oder 3000 Euro. Am Kaiser-Wilhelm-Ring in Oberkassel sind nun 8700 Euro statt 8400 fällig.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Vom Aachener Platz aus fällt der Blick die Aachener Straße (rechte Achse) entlang in Richtung Innenstadt. Bilk ist besonders dicht besiedelt.

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