Preise für Immobilien steigen trotz Corona
Die Stadt hat alle 4500 Kaufverträge des letzten Jahres ausgewertet. Eigenheime sind noch teurer geworden.
DÜSSELDORF Selbst eine Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen haben keine Trendwende auf dem Immobilienmarkt verursachen können. Die Preise steigen weiter, wenn auch etwas weniger stark. Das geht aus der Analyse sämtlicher notarieller Kaufverträge des Jahres 2020 hervor, die der unabhängige Gutachterausschuss mit in ihm vertretenen Experten aus der Branche und von der Stadt vorgenommen hat. Grundlage des Berichts sind also die tatsächlich gezahlten Preise, während etwa die Auswertungen von Vermittlungsplattformen im Internet nur die Angebotspreise berücksichtigen können und somit weniger genau sind.
Den größten Teil des Marktes machen Eigentumswohnungen und das so genannte Teileigentum (zum Beispiel Räume für Gewerbe) aus. Rund 3000 mal wurden solche Objekte im vergangenen Jahr verkauft. Auch hier mussten Käufer tiefer in die Tasche greifen, wie Thomas Weindel, Vorsitzender des Ausschusses und Leiter des Vermessungsund Katasteramtes, sagt. „Allerdings hat sich die Entwicklung ein bisschen beruhigt.“Während die Preise zu Beginn des Vorjahres um mehr als zehn Prozent nach oben geklettert waren, sind nun keine zweistelligen Prozentzahlen mehr zu verzeichnen. Bei Vorkriegsbauten sind es 3,2 Prozent, bei Nachkriegsbauten 8,6 Prozent, bei Neubauten 3,5 Prozent. Den Jahresrekord stellte eine Wohnung mit mehr als 120 Quadratmetern auf, der Quadratmeter kostete da 15.500 Euro.
Auch bei freistehenden Einfamilienhäusern
(plus 8,5 Prozent), Reihenhäusern (plus 8,3 Prozent) und Mehrfamilienhäusern (plus 4,4 Prozent) ist eine leichte Beruhigung des Marktes festzustellen. So waren Mehrfamilienhäuser zuvor noch um 16 Prozent teurer geworden.
So ganz spurlos vorbei ging Corona aber wohl auch nicht am Immobilienmarkt vorbei. So ist zumindest eine deutliche Beruhigung beim Gesamtgeschehen deutlich geworden. Nicht nur die Zahl der Kauffälle ging leicht zurück, der Umsatz brach sogar um rund ein Drittel von 6,6 Milliarden Euro auf 4,5 Milliarden Euro ein. Die großen Verkaufsvorhaben könnten an einigen Stellen erst einmal verschoben worden sein. Mit Blick auf die Rendite ist es zurzeit zudem schwer, Gründe für den Verkauf einer Immobilie zu finden. Entsprechend ist das Angebot noch knapper geworden. Das wiederum lässt die Preise erst recht steigen. Bei Eigentumswohnungen war der Gesamtumsatz
im Vergleich zum Vorjahr mit 1,25 Milliarden Euro sogar höher, obwohl weniger Objekte (minus sieben Prozent) verkauft wurden. „Der Markt ist zum Teil leergefegt, und so wird für rare Angebote bei der hohen Nachfrage auch mehr auf den Tisch gelegt“, sagt Weindel.
Besonders knapp ist das Angebot übrigens an unbebauten Grundstücken. Mit 140 wurden 20 Prozent weniger dieser Flächen verkauft. Und sie werden im Durchschnitt auch kleiner. Der Gesamtumsatz lag mit 140 Millionen Euro 77 Prozent niedriger. „Boden wird immer knapper“, sagt Weindel. Und die Preise gingen dafür im Einzelfall steil nach oben, so mache der Grundstückspreis im Verhältnis zur Bebauung auch einen immer größeren Anteil aus.
Diese so genannten Bodenrichtwerte sind im Internet bei www. boris.nrw.de für jede einzelne Straße abrufbar. Die aktuellen Werte für 2021 werden laut Weindel zurzeit eingepflegt und sollten in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen. Einen besonders extremen Wert schafft erneut die Königsallee (Ost), also die Seite mit mehr Geschäften. Dort geht es immer noch teurer: Der Quadratmeterpreis stieg von 40.000 auf 48.000 Euro, bei unbebauten Flächen für Geschäfts- und Renditegrundstücke. Das heißt: Für ein Grundstück mit 200 Quadratmetern müssen fast zehn Millionen Euro gezahlt werden. „Die Käufer sind aufgrund der niedrigen Zinsen oft mit geringeren Renditen zufrieden.“Denn die Refinanzierung über die Mieten dauert immer länger. Auch bei freien Grundstücken für Einfamilienhäuser klettern die Preise weiter – wenn auch gerade noch – im zweitstelligen Prozentbereich.
Neben den Bodenrichtwerten lassen sich in Kürze die neuen Immobilienrichtwerte bei www.boris.nrw.de abrufen. Über einen Kalkulator lässt sich nach Eingabe der Adresse sowie etwa von Baujahr, Modernisierungszustand und Quadratmetergröße ein recht seriöser Wert einer Immobilie anzeigen. „Auf der Suche nach einem Eigenheim kann das schon mal eine gute Hilfe zur Einschätzung eines verlangten Preises sein“, sagt Weindel. Die Arbeit des Gutachterausschusses helfe hier in ganz konkreten Lebenssituationen.
Einige Beispiele für aktuelle Entwicklungen in bestimmten Gebieten von günstig bis teuer: In Hellerhof kostet der Quadratmeter in einem Reihenhaus 3250 Euro, im Vorjahr waren es je nach Gebiet noch 3150 oder 3000 Euro. Am Kaiser-Wilhelm-Ring in Oberkassel sind nun 8700 Euro statt 8400 fällig.