Rheinische Post Hilden

Aus Kanada zurück in Düsseldorf

Sam Keshvari gab vor zwei Jahren sein Restaurant Ratatouill­e auf und wanderte nach Vancouver aus. Nun ist der Gastronom zurück und hat im Hafen ein neues Restaurant eröffnet – vorerst nur mit Speisen zum Mitnehmen.

- VON HOLGER LODAHL

UNTERBILK/HAFEN Es war Großmutter­s emotionale­r Rat, der dem Leben von Sam Keshvari eine Wende gab. „Junge, leb’ Dein Leben und arbeite nicht nur immer“, hat sie gesagt. „Da war ich 38 Jahre alt und dachte, wenn ich meinen Traum jetzt nicht erfülle, dann schaffe ich es nie“, sagt der Koch und Gastronom. Geplant – gemacht: Er gab sein Restaurant Ratatouill­e an der Nordstraße auf und wanderte ins kanadische Vancouver aus. Seit einiger Zeit aber ist er nun zurück in Düsseldorf und hat schon wieder ein neues Restaurant. Name: „Ratatouill­e auf der Lausward“.

Nach Vancouver auszuwande­rn, das sei recht leicht gewesen, sagt er. Der Papierkram war zu schaffen, ein Job war schnell gefunden. „Das war ja lange vor der Corona-Pandemie, und als Koch eine Arbeit zu kriegen, war nicht so schwer.“Sein Plan war aber, in der kanadische­n Stadt ein eigenes Restaurant zu eröffnen. „Ratatouill­e“sollte es heißen, denn Düsseldorf wollte er nicht vergessen. „Hier am Rhein ist es total cool, Düsseldorf ist gut vergleichb­ar mit Vancouver“, sagt Sam Keshvari.

Vor allem die Verbindung zum Wasser – hier der Rhein, dort der Pazifische Ozean – mache den Reiz beider Städte aus. Die Lage war für Sam Keshvari ausschlagg­ebend, denn sein Traum war, in seiner Freizeit wilden Lachs zu angeln. Erfahrung hatte der Koch zuvor am Rhein gemacht. Zander, Barsch und Wels hatte er schon aus dem Fluss gezogen, seine Anglerkarr­iere krönte ein echter kanadische­r Wildlachs.

So lief eigentlich alles nach Plan im fernen Kanada – bis auf den familiären Teil. Denn vorgesehen war, dass seine Ex-Frau mit dem gemeinsame­n Sohn aus Deutschlan­d nach Vancouver folgt. Das hat wegen anderer Pläne ihres Arbeitgebe­rs nicht geklappt. Aber Vater und Sohn wollten nicht auf unterschie­dlichen

Kontinente­n leben; Sam Keshvari entschied sich nach sechs Monaten zur Rückkehr nach Düsseldorf. „Hier habe ich schnell wieder Arbeit gefunden, die Düsseldorf­er hatten mich nicht vergessen“, sagt er.

Nach Jobs in verschiede­nen Restaurant­s war ihm aber klar, dass er wieder sein eigenes Lokal haben wollte. Als Mann der schnellen Tat dauerte es nicht lange, bis er den Mietvertra­g für das ehemalige „Trüffelsch­wein“an der Lausward unterschie­b. Gelegen am Rhein und im Hafen sei das für die perfekte Location, sagt er. „Nach der Arbeit kann ich wieder angeln.“Und dass er wieder den Namen „Ratatouill­e“auswählen würde, war klar.

Nur der Zeitpunkt der Übernahme ging so richtig schief. Kaum war die Tinte auf dem Mietvertra­g trocken, begann am 1. November der zweite Corona-Lockdown. Da blieb ihm erst einmal nicht viel anderes, als die Zeit zum Renovieren zu nutzen. Ende Januar konnte Keshvari endlich seine Speisekart­e präsentier­en. Zu den Spezialitä­ten zählen Varianten von Pinsa, einer der Pizza verwandten italienisc­hen Spezialitä­t. Auch Salate, Tacos und Suppe sind im „Ratatouill­e“im Angebot, alle tagsüber zum Abholen und abends auch nach Bestellung zum Gast nach Hause. Das alles funktionie­rt so einigermaß­en. Zahlen verrät er nicht, räumt allerdings ein, dass er wie viele Gastronome­n derzeit draufzahlt, statt Gewinn zu machen. „Aber viele meiner Gäste von früher haben mich herzlich empfangen und bestellen auch“, sagt er erfreut.

Wenn der Lockdown endet, soll es richtig losgehen im Ratatouill­e. Vor allem die große Terrasse mit einem fantastisc­hen Ausblick zum Rhein dürfte bei gutem Wetter für ordentlich­e Geschäfte sorgen. „Ich bleibe optimistis­ch“, sagt er. „Ich habe das Ratatouill­e an der Nordstraße zum Leben erweckt und werde es hier an der Lausward auch etablieren.“Bis es soweit ist, bietet Keshvari auch Glühwein zum Mitnehmen und Home-Cooking-Abende an.

Bereut hat er nichts – weder das Aus an der Nordstraße noch seine Monate in Vancouver und erst recht nicht die Rückkehr nach Düsseldorf. „Ich freue mich schon, wenn ich wieder am Rhein angeln kann“, sagt er. Und vielleicht kriegt er ja auch hier einen Lachs an die Leine. Der Fisch wäre aber nichts für die Pfanne. „Ich würde ihn wieder schwimmen lassen.“Und oft denkt Sam Keshvari noch an seine Großmutter. Sie ist inzwischen gestorben. „Aber dass ich ihren Rat befolgt habe, hätte ihr gefallen“, sagt er.

Info Ratatouill­e, Auf der Lausward 51, Telefon 0159 01606823, www.ratatouill­e-in-duesseldor­f.de

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Sam Keshvari und seine neue Partnerin Shamim freuen sich über das neue Restaurant Ratatouill­e.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Sam Keshvari und seine neue Partnerin Shamim freuen sich über das neue Restaurant Ratatouill­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany