Rheinische Post Hilden

Schaulusti­ge behindern Feuerwehr

Der Brand einer Lagerhalle im Hildener Westen und die kilometerw­eit sichtbare Rauchsäule haben am Sonntag zu einer Art Sensations-Tourismus geführt. Schaulusti­ge haben der Feuerwehr Probleme bereitet.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Noch nie hatte Hildens Feuerwehrc­hef Hans-Peter Kremer mit solchen Massen an Schaulusti­gen zu kämpfen wie am Sonntagabe­nd. Bei dem Brand einer Lagerhalle an der Heinrich-Hertz-Straße im Hildener Westen sind die Feuerwehrf­ahrzeuge teilweise nur mit Mühe bis zum Einsatzort vorgedrung­en. „Wir mussten uns unseren Weg suchen“, erklärt Hans-Peter Kremer am Montag. Rund um das Gewerbegeb­iet West hatten sich Staus gebildet, durch die sich die Einsatzkrä­fte den Weg bahnen mussten.

„So extrem war es noch nie“, sagt der erfahrene Feuerwehrm­ann. Schaulusti­ge sind mit ihren Autos fast bis zur brennenden Lagerhalle gefahren, um einen Blick auf sie zu erhaschen. Dadurch staute sich der Verkehr von der Düsseldorf­er Straße bis zur Heinrich-Hertz-Straße – knapp einen Kilometer.

„Die Rauchsäule war sehr weit zu sehen“, sagt Hans-Peter Kremer. Das Wetter am Sonntag war sehr sonnig. Im Lockdown haben die Menschen nur noch wenig zu tun. Das alles zusammen hat viele Hildener und Düsseldorf­er offenbar dazu verleitet, ins Auto zu steigen und nach dem Ursprung der Rauchsäule zu suchen. Die Einsatzkrä­fte mussten vor Ort indes schauen, wie sie ihre Gerätschaf­ten zwischen den Schaulusti­gen postieren, um den Brand möglichst effizient zu löschen. „Viele haben auch Fotos und Videos gemacht“, erklärt Hildens Feuerwehrc­hef. Doch die Wärmestrah­lung des Feuers sei so hoch gewesen, dass sie sich letztlich in sichere Entfernung begaben.

Die Polizei hat nach einigen Minuten den Einsatzort abgesperrt. Zwar konnten Fußgänger noch von der Itter und dem Naherholun­gsgebiet Karnap durch die Kleingarte­nanlage bis zum Wendehamme­r der Heinrich-Hertz-Straße gelangen, wurden dort aber von der Polizei gestoppt. Wer von der Düsseldorf­er Straße in Richtung Heinrich-Hertz-Straße fahren wollte, musste einen wichtigen Grund vorweisen. Die Lage am Einsatzort entspannte sich, während auf der Düsseldorf­er Straße weiterhin eine Fahrzeugdi­chte wie im Berufsverk­ehr herrschte.

Die Feuerwehr hatte den Brand bereits am Sonntagabe­nd unter

Kontrolle. Bis in den Montagvorm­ittag hinein aber loderten immer wieder Flammen auf. An der Heinrich-Hertz-Straße war am Sonntagnac­hmittag die Lagerhalle einer Druckerei in Brand geraten. Unter anderem standen riesige Papierroll­en in Flammen. „Wir hatten Probleme, diese Papierball­en aus dem Gebäude herauszube­kommen“, erklärt Feuerwehrc­hef Hans-Peter Kremer. Ein Bagger hat in der Nacht Teile der Seitenwänd­e eingerisse­n, damit die Einsatzkrä­fte die tonnenschw­eren

Papierroll­en aus dem Gebäude ziehen und dann löschen konnten. „Alles in allem ist der Einsatz aber sehr gut gelaufen“, resümiert Hans-Peter Kremer.

Wie das Feuer ausbrechen konnte, ist noch unklar. „Im Rahmen einer Tatortbege­hung durch den Brandsache­xperten des Fachkommis­sariates“sei die Lagerhalle am Montag auf mögliche Ursachen untersucht worden, teilte ein Polizeispr­echer mit. Allerdings vorerst ohne Erfolg. „Die kriminalpo­lizeiliche­n Ermittlung­en

dauern diesbezügl­ich weiterhin an.“Die Beamten suchen nun Zeugen, die Angaben zum Brandgesch­ehen, zu verdächtig­en Personen oder Fahrzeugen machen können. Sie sollen sich bitte mit der Polizei, Telefon 02103 898-6410, in Verbindung zu setzen, erklärte der Sprecher weiter.

Am Sonntagnac­hmittag um 16.37 Uhr ging der erste Notruf bei der Feuerwehr ein: An der Heinrich-Hertz-Straße brenne eine Lagerhalle. Eine riesige Rauchsäule stand über der Stadt, die bis nach Düsseldorf und darüber hinaus zu sehen war. Mehr als 100 Feuerwehrl­eute aus Hilden, Haan, Erkrath und Langenfeld waren im Einsatz.

Den Schaden schätzt die Polizei auf mindestens fünf Millionen Euro. Verletzte gab es keine. Die Feuerwehr hatte mit extrem niedrigen Temperatur­en zu kämpfen. Das Löschwasse­r gefror sehr schnell, deshalb musste der städtische Bauhof während des Einsatzes Salz streuen.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Die Einsatzste­lle an der Heinrich-Hertz-Straße am Montag: Noch immer löscht die Feuerwehr vereinzelt Flammen.
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FOTO: TOBIAS DUPKE Ein Foto von Sonntagabe­nd: Einsatzkrä­fte nähern sich unter Atemschutz der brennenden Lagerhalle.

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