Kitas öffnen Montag für alle Kinder
Familienminister Joachim Stamp legt ein Phasenmodell vor. Der Betreuungsumfang bleibt aber zunächst begrenzt. Gewerkschaften kritisieren den mangelnden Schutz der Erzieher.
DÜSSELDORF Die Kitas in NRW stehen vom kommenden Montag an wieder allen Kindern offen. „Zum 22. Februar 2021 sind alle Kinder wieder in die Kindertagesbetreuung eingeladen“, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP). Allerdings dürfe es weiterhin nur feste Gruppen geben, die strikt voneinander getrennt seien. Auch bleibe es zunächst bei der landesweiten Kürzung des Betreuungsumfangs für jedes Kind um zehn Stunden pro Woche. NRW gehe damit vom „eingeschränkten Pandemiebetrieb“zum „eingeschränkten Regelbetrieb“über.
Der dringende Appell, die Kinder nicht in die Kitas zu bringen, wird mit der neuen Regelung obsolet. Anfangs waren landesweit rund zwei Drittel der Eltern dem Aufruf gefolgt und hatten ihre Kinder zu Hause betreut. Doch von Woche zu Woche hatten sich die Kitas mehr gefüllt. Zudem war die Auslastung sehr unterschiedlich, in einigen Einrichtungen
betrug sie nahezu 100 Prozent. Weitere Öffnungsschritte sollen Stamp zufolge einem Phasenmodell folgen. Sollte es die Infektionslage zulassen, könnte die nächste Stufe am 8. März zünden, die Stamp als „lokal eingeschränkten Regelbetrieb“bezeichnete. Je nach Situation vor Ort, könne dann zum Normalbetrieb gewechselt werden, jedoch in getrennten Gruppen. „Wir haben aber auch einen Plan B“, versicherte Stamp, zugleich stellvertretender Ministerpräsident. Bei wider Erwarten sprunghaft steigenden Infektionszahlen gebe es eine „Corona-Notbremse“, die auch zu Kita-Schließungen und einer ganz eng begrenzten Notbetreuung führen könne. Stamp folgt damit einem Stufenplan, den er in ähnlicher Form vor gut einer Woche auch für andere Bereiche vorgeschlagen hatte. Beim Koalitionspartner CDU fand es aber bisher keinen großen Anklang.
Die Gewerkschaft Komba in NRW hält die geplanten Öffnungen für zu schnell: „Modelle mit Perspektive sind gut und wichtig. Dennoch darf man in der aktuellen Situation keine Stufen überspringen, sondern muss den mühsamen Weg Schritt für Schritt gehen“, sagte Sandra van Heemskerk, stellvertretende Landesvorsitzende, und forderte zugleich ein Wechselmodell wie in den Grundschulen. „Keine andere Gruppe arbeitet in dem Maße ungeschützt wie es die Kita-Kräfte tun“, so van Heemskerk. Sie begrüßte daher, dass sich die Kita-Beschäftigten nun zweimal wöchentlich testen lassen können. „Daten zeigen, dass Kinder in der Entwicklung des Infektionsgeschehens eine Rolle spielen“, gab Barbara Nolte, Leiterin des Referats Erzieher/-innen, beim Verband Bildung und Erziehung ( VBE) in NRW zu bedenken. Es sei unklar, wie sich die Mutationen auswirkten.
„Im Klartext bedeutet es, dass die Kinderkrankentage ab dem 22. Februar nicht mehr genommen werden können, es sei denn die Einrichtung hat zu“, sagte der Familien-Experte der SPD-Opposition, Dennis Maelzer. Kita-Gebühren würden aber erhoben: „Eltern werden also doppelt belastet und werden allein schon deshalb ihre Kinder wieder in Betreuung geben.“
Offen ist Stamp zufolge noch, ob Kita-Beiträge rückwirkend erstattend werden, auch für Februar: „Die Landesregierung behält auch die Elternbeitragserhebung im Blick und berät mit den Kommunen, inwieweit wir noch einmal rückwirkend einen anteiligen Ausgleich erstatten können.