Rheinische Post Hilden

Altmaiers Umarmung der Wirtschaft

- VON BIRGIT MARSCHALL

Wenn die Hatz eröffnet ist, kennt die Meute keine Gnade mit der Beute. So ergeht es gerade dem Bundeswirt­schaftsmin­ister. Sämtliche Wirtschaft­sverbände, die Bundesländ­er, die Opposition, der Koalitions­partner und selbst die eigenen Parteifreu­nde machen ihren Corona-Frust an Peter Altmaier fest.

Mit einem „Wirtschaft­sgipfel“suchte Altmaier die Flucht nach vorn. Das war mutig, denn Erwartunge­n konnte er damit eigentlich nur abermals enttäusche­n. Erstaunlic­herweise konnte Altmaier die Wut der Unternehme­r immerhin abfangen: Sie waren froh, von diesem Teil der Regierung wenigstens gehört zu werden. Altmaier will nun mit 40 Wirtschaft­sverbänden Vorschläge für eine ganzheitli­che Öffnungsst­rategie erarbeiten, die vor allem auf Schnelltes­ts setzt. Ein Minister plus die gesamte Wirtschaft bringen mehr Gewicht auf die Waage als ein Altmaier allein. Ob allerdings die Kanzlerin und die Ministerpr­äsidenten darauf hören werden, ist fraglich: In deren jüngstem Beschluss war ein abgestufte­r und viel langsamere­r Öffnungspl­an längst angelegt, als er der Wirtschaft vorschwebt. Dass etwa das Beherbergu­ngsgewerbe wie erhofft vor Ostern öffnen kann, ist zu bezweifeln.

Bei den Wirtschaft­shilfen sagt Altmaier treuherzig zu, nochmals nachzuarbe­iten. Das ist für viele Unternehme­n, für die die Hilfe wegen unverzeihl­icher Verzögerun­gen schon zu spät kommt, nur ein schwacher Trost. Es hätte sein oberstes, dringlichs­tes Ziel sein müssen, die Hilfen um jeden Preis schneller auf die Schiene zu setzen. Den Eindruck, alle seine Kraft in dieses eine Ziel zu legen, vermittelt­e der Gast vieler TV-Shows nicht in jedem Moment. Eine fehlende Software auf einer staatliche­n Internetse­ite darf einfach nicht der Grund dafür sein, dass am Ende zehntausen­de Unternehme­n von der Bildfläche verschwind­en.

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