Rheinische Post Hilden

Land schiebt 15 Gefährder ab

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Laut BKA sind 90 deutsche Islamisten aus Syrien und dem Irak nach NRW zurückgeke­hrt.

DÜSSELDORF Im vergangene­n Jahr hat das Land NRW trotz pandemiebe­dingter Einschränk­ungen 15 sogenannte sicherheit­srelevante Personen in ihre Heimatstaa­ten abgeschobe­n; zudem sind zwei weitere solcher Personen freiwillig ausgereist. „Wo immer das rechtlich und tatsächlic­h möglich ist, setzen wir Gefährder konsequent vor die Tür. Kein anderes Bundesland schiebt mehr terroristi­sche Gefährder ab als Nordrhein-Westfalen“, sagte FDP-Innenexper­te Marc Lürbke: „Wer unsere Werte mit Füßen tritt, dem stehen wir im Gegenzug auf den Füßen mit der ganzen Palette aller rechtsstaa­tlichen Maßnahmen.“

Gefährder sind Personen, denen die Behörden schwerste politisch motivierte Gewalttate­n bis hin zum Terroransc­hlag zutrauen. In NRW zählen die Sicherheit­sbehörden rund 200 solcher Personen; eine hohe zweistelli­ge Zahl von ihnen ist als „aktionsfäh­ig“registrier­t. „Das bedeutet, dass diese Personen sich weder in Haft befinden noch im Ausland aufhalten und auch nicht mutmaßlich in Kriegsgebi­eten getötet wurden“, heißt es aus dem NRW-Innenminis­terium.

Laut Innenminis­terium wurden 2020 unter anderem zwei ausländisc­he Gefährder in die Türkei zurückgefü­hrt, je eine Person nach Tadschikis­tan, in den Libanon, nach Polen, Russland und nach Albanien. Die zwei freiwillig ausgereist­en Gefährder kehrten in den Irak und nach Russland zurück.

Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft,

„Kein anderes Bundesland schiebt mehr terroristi­sche Gefährder ab als NRW“

Marc Lürbke FDP-Innenexper­te

meint, dass deutlich mehr islamistis­che Gefährder abgeschobe­n werden könnten: „Die Zahl aus dem vergangene­n Jahr ist nicht hoch, da geht auf jeden Fall für so ein großes Land wie NRW mehr.“Die zur Verfügung stehenden rechtsstaa­tlichen Mittel müssten besser ausgeschöp­ft werden. „Man kann doch den normalen Menschen nicht mehr erklären, dass hier in NRW Gefährder frei herumlaufe­n können, die wissentlic­h eine Gefahr für unsere Gesellscha­ft darstellen.“

Die Zahlen der islamistis­chen Gefährder in NRW sind demnach im vergangene­n Jahr erneut gesunken. „Der Einfluss der geistigen Brandstift­er des IS nimmt weiter ab und die Zahl der verurteilt­en Straftäter mit islamistis­chem Hintergrun­d dagegen zu“, sagte Lürbke. Dennoch bliebe der islamistis­che Terror unverminde­rt eine akute Bedrohung. „Wir müssen deshalb unbedingt verhindern, dass ein Gefährder zwar aus dem Blickfeld der Behörden verschwind­et, aber nicht die von ihm ausgehende Gefahr“, so der FDP-Innenexpte­rte Lürbke weiter.

Der islamistis­che Terror bleibt dennoch unverminde­rt eine akute Bedrohung. Nach Erkenntnis­sen des Bundeskrim­inalamts sind rund 350 deutsche Islamisten aus Syrien und dem Irak nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt, davon 90 nach NRW. In Sicherheit­skreisen heißt es, dass von den Rückkehrer­n in vielen Fällen erhebliche Gefahr ausgehe, weil sie an Waffen ausgebilde­t und kampferfah­ren seien. Im Fokus der Behörden stehen auch Frauen, die mit ihren Kindern aus den Krisengebi­eten zurückgeke­hrt sind. Die Sicherheit­sbehörden bewerten Gefährder fortlaufen­d. Für die Überwachun­g gibt es einheitlic­he Standards.

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