Rheinische Post Hilden

NRW-Touristen? Fehlanzeig­e

Düsseldorf, Köln und Bonn fehlten 2020 die Gäste, im Sauerland war es besser.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Das NRW-Gastgewerb­e liegt am Boden: Sowohl die Zahl der Gäste als auch die der Übernachtu­ngen ist im Jahr 2020 so stark eingebroch­en wie nie zuvor. Dies ist das Ergebnis der Beherbungs­statistik, die IT.NRW am Dienstag veröffentl­icht hat. Noch schlimmer: Für die erste Jahreshälf­te diesen Jahres ist zumindest in den Städten keine Verbesseru­ng in Sicht. „Messen finden fast keine statt“, sagt ein Sprecher des nordrhein-westfälisc­hen Hotelund Gaststätte­nverbands (Dehoga NRW): „Geschäftsr­eisen sind auf extrem niedrigen Niveau.“

In ganz Nordrhein-Westfalen sank die Zahl der Besucher im Jahr 2020 wegen der Pandemie um 54,9 Prozent auf elf Millionen, die Übernachtu­ngen gingen um 46,5 Prozent auf 28,5 Millionen zurück. Besonders hart traf die Krise die größeren Städte: In Köln und Umgebung brach die Zahl der Gäste um 61 Prozent auf 1,7 Millionen ein; in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis waren es minus 58 Prozent, in Düsseldorf und Mettmann sank die Zahl der Ankünfte sogar um 64 Prozent auf 1,3 Millionen.

In der Eifel, im Münsterlan­d und im Sauerland gelang es hingegen, mindestens die Hälfte des Geschäfts zu retten. Und weil die verbleiben­den Gäste eher Privatleut­e mit einer etwas längeren Verweildau­er waren als Geschäftsr­eisende, brach die Zahl der Übernachtu­ngen abseits der Städte meist nur um rund 40 Prozent ein. Am Niederrhei­n sank sie um um 43 Prozent, im Sauerland nur um ein Drittel.

Angesichts der Bedeutung der privaten Anreisen warnt Dehoga-Präsident Bernd Niemeier davor, die Möglichkei­t von Osterurlau­b schon jetzt zu verneinen. Diese Debatte sei „überflüssi­g und inakzeptab­el“. Er drängt darauf, dass die Hilfen für die Unternehme­n schnell fließen. „Nach diesem desaströse­n Jahr sind die Konten leer, die Schulden gestiegen und zehntausen­de Existenzen in der Branche gefährdet“, sagte er und forderte, dass der Staat neue Perspektiv­en schaffe, indem massenweis­e Schnelltes­ts eingesetzt würden und mehr geimpft werde.

Im Corona-Jahr brach die Zahl der ausländisc­hen Besucher um 67 Prozent ein. Der zweite Lockdown ab Dezember gab der Branche dann den Rest. In der Stadt Düsseldorf sank die Zahl der Gäste um 92 Prozent auf nur noch 700 pro Tag, in Köln ging die Zahl der Gäste um 92 Prozent auf 26.000 in einem Monat zurück. Bonn meldete 6900 Gäste, 90 Prozent weniger als im Vorjahresm­onat. In ganz NRW sank die Zahl der Gäste um 88,4 Prozent auf 218.000. Angesichts solcher Zahlen darf es nicht verwundern, dass die Zahl der geöffneten Beherbergu­ngsbetrieb­e in NRW im Jahresverl­auf 2020 von 4796 im Januar bis Dezember auf 3721 gesunken ist. Mehr als jeder fünfte Betrieb gab also erst einmal ganz auf. Die anderen halten sich über Wasser, indem sie Teile der Belegschaf­t in Kurzarbeit schicken.

Ein Lichtblick: Zumindest die Messe „Caravan Salon“im August in Düsseldorf wurde bisher nicht abgesagt, auch nicht die internatio­nale Leitmesse Medica im November.

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FOTO: MARCEL KUSCH/DPA Schön, aber unbesucht: die Essener Zeche Zollverein.

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