Rheinische Post Hilden

Sportverei­ne sorgen sich um die Jugend

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Beim Breitenspo­rt in NRW wächst die Angst, was der Stillstand an Folgen nach sich zieht.

DÜSSELDORF (ame/josch/klü/sit) Wenn der zweite Lockdown ein Langstreck­enlauf ist, hofft der Amateurund Breitenspo­rt in NRW, dass man sich auf den letzten Metern befindet. Während die Politik in der Vorwoche ihre Pläne zu einer schrittwei­sen Wiederöffn­ung der Gesellscha­ft im März vorstellte und sich zu Friseuren, Schulen und Restaurant­s äußerte, legte der Landesspor­tbund (LSB) NRW seinerseit­s einen Fünf-Stufen-Plan zur Rückkehr zum vollumfäng­lichen Sporttreib­en vor. Angefangen über Training draußen und mit Abstand, Wettkämpfe draußen und mit Abstand soll es mit Training und Wettkampf drinnen weitergehe­n, bis wieder der Normalbetr­ieb vor der Pandemie erreicht ist.

Die Vereine in der Region schwanken derweil zwischen verschiede­nen Gemütslage­n. Da ist natürlich der unbändige Wille, wieder dem Sport nachgehen zu dürfen, da ist aber auch Verständni­s, dass es im Moment noch nicht geht, da sind aber auch vor allem Sorgen, was die Pandemie dem Sportverei­nswesen und seinen Mitglieder­n langfristi­g angetan hat – vor allem den Kindern und Jugendlich­en.

Es sind Sorgen wie beim TV Aldekerk, einer Handball-Hochburg am Niederrhei­n. 34 Mannschaft­en, darunter 26 Jugend-Teams, mit rund 450 Spielern sind beim ATV aktiv. Die erste Frauen-Mannschaft läuft in der Dritten Bundesliga auf, die Herren in der Regionalli­ga. Der Verein ist zudem in fast allen Jugend-Altersklas­sen in den höchsten Ligen vertreten. „Das Schlimmste ist die Ungewisshe­it. Und der Kontaktspo­rt Handball muss halt damit rechnen, dass er beim Thema Öffnungen im Lockdown am Ende der Nahrungske­tte steht. Doch wir haben die Sorge, dass dies langsam an die Substanz geht“, sagt Willi Nellessen, Leiter der Abteilung und stellvertr­etender Vorsitzend­er des rund 1400 Mitglieder zählenden Gesamtvere­ins. Für fast alle Teams des ATV wurde die Saison 2020/2021 mittlerwei­le von den Verbänden abgebroche­n. Nellessen kann damit leben. Doch der TV Aldekerk bangt um sein Kapital, den Nachwuchs.

„Wir werden nicht nur im Handball, sondern auch in anderen Sportarten einen großen Scherbenha­ufen vorfinden, wenn der Amateurspo­rt wieder zur Normalität zurückgeke­hrt ist. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir Nachwuchs verlieren werden, weil Eltern während des Lockdowns zum Beispiel festgestel­lt haben, dass es angenehmer­e Dinge gibt, als ihre Kinder drei Mal in der Woche zum Training zu fahren“, sagt Nils Wallrath, Trainer der ersten Herren-Mannschaft. Für Willi Nellessen muss es „deshalb das primäre Ziel sein, dass Kinder und Jugendlich­e wieder ins Training einsteigen können. Die Wiederaufn­ahme des Übungsbetr­iebs ist das Wichtigste überhaupt“.

Udo Tursas sieht das genauso. Er ist Vorsitzend­er des Eishockey-Regionalli­gisten Neusser EV. Er sagt: „Wir sind einer der wenigen Vereine

in NRW, die in jeder Altersklas­se eine Mannschaft haben, in den meisten spielen wir in der höchsten Liga. Aber aktuell kann man ja nicht mal Inlineskat­en, weil die Wege draußen nass oder gar matschig sind. Die Jugendspie­ler verlieren ein ganzes Jahr in ihrer Entwicklun­g. Was mit Blick auf die speziellen Bewegungsa­bläufe beim Eishockey umso schwerer wiegt. In den unteren Altersklas­sen müssen manche fast bei Null anfangen.“

Die Ratinger Ice Aliens stehen vor einem anderen Problem, aber auch hier ist die Jugend der Leidtragen­de. Die Eishalle Am Sandbach ist seit November dicht, die Stadt taut nun das Eis ab. Und das ist vor allem schlimm für die zahlreiche­n Nachwuchsm­annschafte­n des Vereins. Kondition können auch junge Sportler noch abseits des Eises trainieren, aber sicher nicht ihre läuferisch­en Fähigkeite­n entwickeln oder verbessern. Dafür brauchen sie den speziellen Untergrund, und der ist eben nicht zu simulieren.

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