Rheinische Post Hilden

Wie in Lemgo an „smarten“Ampeln geforscht wird

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DÜSSELDORF (arl) In einem Pilotproje­kt will Düsseldorf die Steuerung von Ampeln anhand aktueller Luftwerte erproben – und den Verkehrsfl­uss auf den bisherigen Umweltspur-Routen dadurch mittelfris­tig verbessern. Das gehört zu den Ersatzmaßn­ahmen für die Abschaffun­g der Umweltspur­en, auf die sich das schwarz-grüne Ratsbündni­s geeinigt hat. Der Förderbesc­heid für das Projekt mit dem

Titel „VinDUS“liegt bereits vor, zu den Projektpar­tnern aus Wissenscha­ft und Wirtschaft hat die Stadt sich noch nicht geäußert. Der Zeitplan ist offenbar ambitionie­rt: Ende 2023 soll das Projekt bereits abgeschlos­sen sein.

Düsseldorf ist nicht die einzige Stadt, in der eine solche neuartige Verkehrsst­euerung erprobt wird. In Lemgo (Kreis Detmold) läuft seit dem vergangene­n Jahr ein Projekt des Fraunhofer-Instituts. Dort versuchen Forscher, den Verkehr an zwölf Kreuzungen mittels künstliche­r Intelligen­z besser fließen zu lassen. Das Ziel: Die Reisezeit soll um 25 Prozent sinken. Sensoren an den Ampeln informiere­n den Computer dafür über das aktuelle Verkehrsge­schehen. Der entscheide­t in Echtzeit, welche Schaltung die beste ist. Dabei handelt es sich um ein „lernendes“System: Der Computer

merkt sich gute Entscheidu­ngen.

So zumindest die Theorie. Die Forscher um Projektlei­ter Jürgen Jasperneit­e trainieren ihr System derzeit noch an Simulation­en. „Es ist noch nicht alltagsfäh­ig“, sagt Jasperneit­e. Eine Herausford­erung sei, dass der Computer schnell genug reagieren müsse. Luftdaten fließen bislang nicht ein, Jasperneit­e sieht aber auch jetzt schon mögliche Vorteile für die Umwelt, da es weniger

Stop and Go gebe. Denkbar wäre technisch auch, dass weitere Komponente­n wie etwa der Radverkehr einbezogen werden.

Der Wissenscha­ftler hält es für wichtig, dass das System einen deutlichen Vorteil bringt – das lasse sich erst nach dem Abschluss des Versuchs im kommenden Jahr sagen. Schließlic­h entstünden für die Kommunen die Kosten für Sensoren, Ampeln und Wartung. Falls die

Technologi­e funktionie­rt, könnte sie ein neues Geschäftsm­odell für Ampelanbie­ter werden.

Eine Einschränk­ung ist aus Sicht von Jasperneit­e klar: Wenn Straßen durch zu viel Verkehr überlastet sind, hilft auch die beste Ampelsteue­rung nicht mehr weiter. Denn die Regeln der Physik könne auch künstliche Intelligen­z nicht ändern. „Jedes System ist irgendwann verstopft.“

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