Wahlkampf und Lagerschuppen
Themen haben die Hildener vor 100 Jahren beschäftigt? Das zeigen die Schlagzeilen, die in der Hildener Zeitung am 17. Februar 1921 erschienen sind.
Die Redakteure berichten ausführlich über eine Ratssitzung, die Bürgermeister Erich Lerch tags zuvor eröffnet hatte. Neben Regularien haben sich die Stadtverordneten damals unter anderem mit dem Umbau eines Lagerschuppens beschäftigt. „In Frage kommt das Mädchenabortgebäude auf dem Hofe des Verwaltungsgebäudes in der Heiligenstraße, das nach seinem Umbau als Lagerraum bzw. Werkstatt dienen soll. Die Kosten belaufen sich auf 2000 Markt, für die Deckung vorhanden ist.“Die Stadtverordneten stimmen zu.
Die Hildener Zeitung berichten darüber hinaus über einen anstehenden Straßenbahnstreik. „Die Lohnkommission des Verbandes der rhein.-westf. Straßenbahner hatte Montag abend in Essen beschlossen, den Betrieb der Straßenbahnen Mittwoch abend stillzulegen und Donnerstag früh in den Streik zu treten. Dieser Beschluss ist zur Ausführung gelangt. Der Streik hat heute früh begonnen. Auf sämtlichen Strecken – auch in Hilden – ruht der Betrieb vollkommen.“Im Anzeigenteil tobt zwischen Hinweisen auf Filmvorstellungen („Die Geheimnisse von New York“im Hildener Theater mit eigener Theaterkapelle), dem Notverkauf eine Kuh („wegen Futtermangel“) und besonders leckeren Voll-Heringen (sowie „Freitag oder Samstag eintreffend ein Waggon Saatkartoffeln – Bestellungen werden entgegengenommen“bei Schlaus an der Kaiser-Wilhelmstraße 43) vor allem der Wahlkampf: Am 20. Februar werden der preußische Landtag, der Provinziallandtag und der Kreistag gewählt. Zentrum, Deutsche Volkspartei, Deutsche Demokratische Partei und Deutschnationale Volkspartei rufen auf, ihnen die Stimme zu geben. Einige Parteien laden zu Versammlungen ein, auf denen prominente Redner wie beispielsweise Reichstagsabgeordnete in letzter Minute um Stimmen werben – unter anderem die spätere Alterspräsidentin des Deutschen Bundestages (ab 1953), Marie-Elisabeth Lüders. tobi