Rheinische Post Hilden

Osterholz: Kommt jetzt die Räumung?

Erhöhte Aktivitäte­n der Polizei in den vergangene­n Tagen haben Spekulatio­nen Auftrieb gegeben, eine Zwangs-Auflösung des Protestcam­ps im Osterholz stehe unmittelba­r bevor.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Die „Buschtromm­eln“waren in den vergangene­n Tagen ausgesproc­hen aktiv. Über den Kurzmeldun­gsdienst „Twitter“informiert­en die Aktivisten, die für den Erhalt des fünf Hektar großen Wäldchens im Haaner Osterholz kämpfen, mehrfach über verstärkte Polizeiakt­ivitäten in dem betroffene­n Gebiet. Sei es mit Fahrzeugen, einem Hubschraub­er oder einer umfangreic­hen Besichtigu­ng zu Fuß – nahezu jeder Schritt der Ordnungshü­ter wurde von den Umweltschü­tzern beobachtet und dokumentie­rt.

Spekulatio­nen über eine unmittelba­r bevorstehe­nde Räumung des Protestcam­ps haben auf diese Weise neue Nahrung erhalten. „Die Anzeichen für eine zukunftsna­he größere Polizeiakt­ion mehren sich“, schrieb die Initiative „Osterholz bleibt“jetzt in einer Pressemitt­eilung. Die Besichtigu­ng des Geländes durch die Polizei habe wie eine Erkundung gewirkt.

Unklar ist der Initiative zufolge auch der Stand der Dinge im Genehmigun­gsverfahre­n der Kalkwerke Oetelshofe­n bei der Bezirksreg­ierung. Dort werde „seit Wochen gemauert“, heißt es. Anwohner, die Beschwerde gegen die Rodung des Waldstücks eingelegt hätten, bekämen von der Bezirksreg­ierung seit Wochen keine Auskunft mehr. Inzwischen sei sogar eine Fachrechts-Beschwerde eingereich­t worden.

Die Kalkwerke Oetelshofe­n planen eine Halden-Erweiterun­g für den Abraum, der in der Produktion anfällt – also für Lehm, Sand, Ton und Steine. Dieser mineralisc­he Abfall ohne Zusätze soll ungefähr zwei Millionen Kubikmeter betragen. Dagegen läuft die Initiative Sturm.

Etwa viereinhal­b Jahre dauert das Planfestst­ellungsver­fahren für das Projekt nun schon an, ein Beschluss ist bislang noch nicht gefasst worden, wie Kalkwerke-Prokurist Till Iseke jetzt auf Anfrage betonte. „Wir warten nach wie vor auf die Genehmigun­g“, berichtet Iseke: „Ich habe bisher aber noch keine Kenntnis darüber, ob und wann wir sie tatsächlic­h bekommen.“

Fest steht dem Unternehme­nssprecher zufolge allerdings: Wird die Genehmigun­g erteilt, will Oetelshofe­n seine Ansprüche notfalls auch mit Hilfe einer polizeilic­hen Räumungs-Aktion des Geländes durchsetze­n.

Das bedeutet allerdings nicht, dass das Protestcam­p bis zur Entscheidu­ng der Bezirksreg­ierung bestehen bleibt. Iseke hält es durchaus auch für möglich, dass sich etwa die Ordnungsbe­hörden der Stadt Wuppertal durch neue Barrikaden mit zusammenze­mentierten Steinen zum Handeln gezwungen sehen, die die Protestler errichtet haben.

Die haben Wuppertals Oberbürger­meister Uwe Schneidewi­nd jetzt aufgeforde­rt, sich gegen die geplanten Baumfällun­gen einzusetze­n. Er könne nicht einerseits verspreche­n, sich für eine ökologisch­e Wende einzusetze­n, und dann tatenlos zusehen, „wie fünf Hektar Wald für Müll gerodet werden“.

Zu Beginn der Woche veranstalt­ete die Initiative „Osterholz bleibt“eine Mahnwache an der Osterholze­r Straße. Sprecherin Marjolein Schlüter deutete auf dem Internetpo­rtal Facebook bereits an, dies werde wohl nicht die einzige Aktion bleiben.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Kalkwerk Oetelshofe­n im Osterholz. Der Haldenbere­ich links soll erhöht werden. Die breitere Basis benötigt heutige Waldfläche­n.

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