Katholiken-Initiative stärkt Woelki den Rücken
Pfarrer, Juristen und Ärzte stellen sich mit einem offenen Brief hinter den Kölner Kardinal.
KÖLN/DÜSSELDORF In der anhaltenden Missbrauchsdebatte im Erzbistum Köln hat sich jetzt eine Initiative gefunden, die sich an die Seite von Kardinal Rainer Maria Woelki stellt. In einem Offenen Brief an den Erzbischof, der der Rheinischen Post exklusiv vorliegt, heißt es: „Wir unterstützen Ihre Haltung, sich bis zur Veröffentlichung der beiden Gutachten inhaltlich nicht zu äußern, um mit den dann öffentlichen Gutachten die Aufarbeitung in neuer Qualität fortsetzen zu können. Die erfolgten Durchstechereien einzelner Missbrauchsfälle dienen nicht der umfassenden Aufklärung.“
Für die Unterzeichner – unter ihnen auch der Journalist Martin Lohmann, der bereits Anfang Februar eine Online-Petition pro Woelki gestartet hat – habe der Erzbischof „nachvollziehbar begründet“, warum er das erste Gutachten der Münchner Anwaltskanzlei Westphal Spilker Wastl (WSW) bislang nicht veröffentlichte. Die Hoffnung jener, die den Offenen Brief tragen, richtet sich auf Mitte März, wenn das Erzbistum Köln die nach ihren Worten „bis dahin umfassendste und ohne großflächige Schwärzung erstellte Dokumentation von Missbrauch und seiner Behandlung durch Entscheidungsträger in einer deutschen Diözese“vorlegt – „auch soweit es Ihre Person betrifft“. Erst dann könne man das Handeln des Kardinals „bewerten“und darüber „öffentlich urteilen“.
Gegen Ende des Briefs an Kardinal Woelki wird ausdrücklich die Solidarität mit dem Erzbischof ausgesprochen: „Wir wünschen uns als Ihnen anvertraute Gläubige aus dem Erzbistum, dass Sie standhaft bleiben, dass Ihr guter Ruf wiederhergestellt und Ihr langjähriger Einsatz insbesondere für Opfer sexuellen Missbrauchs in rechter Weise gewürdigt werden.“Dass der Brief am Aschermittwoch mit dem Beginn des Fastens veröffentlicht wird, ist bewusst gewählt: als ein Zeichen der Wiedergutmachung und Umkehr.
Zu den Erstunterzeichnern des Briefes zählen einige Pfarrer aus
Köln, federführend Volker Hildebrandt, Priester an Sankt Pantaleon in Köln und Opus-Dei-Mitglied, sowie Ärzte, Ingenieure und Juristen – darunter als Verantwortlicher Hans-Gerd Jauch, ein Cousin von Fernsehmoderator Günther Jauch. Knapp vier Wochen vor der Veröffentlichung des durch den Kölner Strafrechtler Björn Gercke erstellten zweiten Gutachtens finden damit entschiedene Unterstützer des Erzbischofs zusammen.
Unterdessen solidarisierte sich der Vorstand des Katholikenrates Düsseldorf und die „Runde der 15“Pfarrgemeinderäte mit dem Diözesanrat der Katholiken zur aktuellen Lage der Missbrauchsaufklärung im Erzbistum. Dieser hatte die „volle Transparenz und Offenlegung aller Sachverhalte“gefordert, als eine „Mindestanforderung“an Aufklärung und Aufarbeitung. „Wir erwarten darüber hinaus die Übernahme persönlicher Verantwortung und ein Einstehen für persönliches Verschulden, das auch jenseits einer rein juristischen Klärung möglich ist. Nur so gibt es die Möglichkeit, dass verlorenes Vertrauen wiederhergestellt wird.“Danach sollen alle, die ihre Pflichten verletzt und „in ihrem geistlichen Amt versagt“haben, Konsequenzen ziehen und nicht erst warten, bis Rom entscheide oder ein Rechtsgutachter darüber Auskunft gebe, was falsch gemacht wurde.
Der Katholikenrat Düsseldorf kritisiert überdies die seiner Meinung nach „vollkommen unzureichende Kommunikation des Erzbischöflichen Generalvikariates in diesen sensiblen Fragestellungen“. Auch die Düsseldorfer verbinden hohe Erwartungen mit der neu beauftragten Studie; erwarten aber auch „breite Zugangsmöglichkeiten“zum WSW-Gutachten.