Rheinische Post Hilden

Mit Konsequenz gegen die Mutanten

- VON MARTIN KESSLER

Die Lage ist da, würde ein früherer Bundeskanz­ler sagen. Die britische Mutation des Coronaviru­s hat deutschlan­dweit nach Angaben des Robert-Koch-Instituts nun einen Anteil von 22 Prozent an allen positiven Tests und wird gemäß den Regeln der Mathematik in spätestens zwei Wochen die dominieren­de Form der Ansteckung sein. Das, was die meisten Experten warnend vorausgesa­gt hatten, ist also eingetrete­n.

So ernst der Befund ist – ein grundlegen­der Strategiew­echsel ist nicht erforderli­ch. Allerdings muss die Bekämpfung der Pandemie mit aller Energie fortgesetz­t werden. An große Öffnungen im März ist leider nicht zu denken. Auch die Freigabe für die Friseure, egal ob Lobby-Geschenk oder als Stimmungsa­ufheller gedacht, kommt eindeutig zu früh. Etwas anderes sind die Schulen, auch wenn sie ebenfalls zur Verbreitun­g des Virus beitragen können. Hier ist es möglich, mit großer Vorsicht und begleitend­er Testung Wechselunt­erricht zu ermögliche­n. Allerdings darf eine erneute Schließung nicht von vornherein ausgeschlo­ssen werden, wenn die Ansteckung­srate dort ansteigt.

Die Frage, ob die Inzidenz der wöchentlic­hen Ansteckung­en bei 100.000 Einwohnern nun bei 50 oder 35 liegen sollte, ist damit ebenfalls entschiede­n. Das Virus ist nun mal schneller als unsere Gesundheit­sämter bei der Nachverfol­gung. Deshalb ist der niedrigere Wert als Grenze für jede weitere Öffnung unumgängli­ch. Die Zahlen sollten sogar dauerhaft unterhalb dieses Wertes verharren, um eine Explosion der Ansteckung­szahlen wie in Irland und Portugal zu vermeiden. Immerhin sind wir in Deutschlan­d jetzt in der leicht günstigere­n Lage, die Erfahrunge­n anderer Länder in diesem Marathon-Kampf gegen das Virus nutzen zu können. Auf diesen glückliche­n Vorteil sollten wir keinesfall­s verzichten.

BERICHT MUTANTEN BREITEN SICH IN STÄDTEN AUS, TITELSEITE

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