Laschets Liebe zu den Bayern
Erstmals spricht ein CDU-Vorsitzender beim politischen Aschermittwoch der CSU ein Grußwort. In diesem Jahr allerdings ein digitales.
BERLIN Zu seinem 60. Geburtstag hat sich Armin Laschet einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Er darf am „Olymp des politischen Geschehens in ganz Deutschland“teilnehmen. Das ist, wenn man dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und CDU-Vorsitzenden Glauben schenken darf, der politische Aschermittwoch der CSU in Passau. Er habe schon als junger Mann zu den Fans von CSU-Urgestein Franz Josef Strauß gehört, erzählt Laschet. Der Aachener ist in der über 70-jährigen Geschichte des politischen Aschermittwochs der erste CDU-Chef, der ein Grußwort spricht. Im Corona-Jahr zwar nur ein virtuelles, aber immerhin. So steht der NRW-Regierungschef zwar an einem Rednerpult vor einem CDU-Emblem, hat aber die Insignien der CSU vor sich: Fähnchen, Brezeln, Weißbier – und einen Bierkrug. Laschet sendet sehr versöhnliche Worte gen Passau: „Wenn CDU und CSU so eng beieinander stehen wie im Moment, dann werden wir auch dieses wichtige Wahljahr in Deutschland bestehen“, sagt er.
Es gehe im Wahlprogramm der Union darum, gemeinsam Arbeitsplätze und Ökologie zusammenzuführen. „Da liegen CDU und CSU so eng beieinander wie lange nicht mehr.“Es gebe in den kommenden acht Monaten mit den diesjährigen Landtagswahlen und dann der Bundestagswahl im September viel zu kämpfen. Wenn dies erfolgreich gelinge, werde die Union „ein Modernisierungsjahrzehnt gestalten, mit Lust, mit Freude, mit neuen Ideen.“Der CDU-Vorsitzende betont, dass im Wahljahr alle anderen Parteien das Ziel verbinde, eine erneute Kanzlerschaft der Union zu verhindern. Die Botschaft dahinter: Nur als Union sind wir stark.
Wer am Mittwoch auf Konkretes zum ungelösten Thema Kanzlerkandidatur gewartet hatte, sah sich getäuscht. Konkrete Andeutungen zu seinen eigenen Ambitionen macht Laschet nicht. Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident
Markus Söder, Hauptredner in Passau, erwähnt die K-Frage in seinen Ausführungen auch nicht.
Laschet lobt im Gegenteil mehrfach Söder für dessen politische Arbeit in den vergangenen Monaten. Söder habe es geschafft, die CSU wieder starkzumachen. Längst erlebe die Partei neue Umfragehöhepunkte. Söder wiederum sagt mit Blick auf die CDU ebenfalls etwas Erstaunliches: „Merkel-Stimmen gibt es nur mit Merkel-Politik“, sagt er mit Blick auf Kritik am vorsichtigem Corona-Management der Bundeskanzlerin. Diese Worte
aus dem Mund eines CSU-Vorsitzenden zeigen, wie sehr sich die politische Landschaft während der Corona-Krise verändert hat. Die Fortsetzung dieses Gedankens ist noch erstaunlicher: Sieht sich Söder vielleicht als Garant für eine Fortsetzung der Merkel’schen Politik im Kanzleramt in Berlin? Oder wird er den Weg kampflos freimachen für eine Kanzlerkandidatur des neuen CDU-Vorsitzenden?
Die kommenden gut zwei Monate werden für Laschets politisches Leben entscheidend sein. Wird er für die Union im Wahlkampf um das
Kanzleramt kämpfen? Oder wird er zugunsten Söders zurückstecken, weil dessen Popularität in der Bevölkerung möglicherweise einen sicheren Sieg verspricht? Noch ist diese Frage nicht entschieden. Auf beiden Seiten läuft man sich in gewisser Weise warm – die Corona-Krise und ihr Verlauf in den kommenden Wochen werden entscheidend sein, heißt es auf beiden Seiten.
Ob es den beiden Vorsitzenden der Schwesterparteien gelingt, trotz der persönlichen Konkurrenz eine Geschlossenheit der Union im Wahljahr zu bewahren? Am politischen
Aschermittwoch zumindest lautet die Antwort: Ja. „Wenn wir beide telefonieren, dann gibt es mindestens einmal eine Gelegenheit, bei der wir zusammen lachen“, sagt Laschet. Und auch der Nürnberger spricht von einem „starken Signal“, das von „Armins“Grußwort ausgehe. „Es gibt auch außerhalb Bayerns Leben“, sagt Laschet gegen Ende mit einem Augenzwinkern. Und er ergänzt: „Aber Deutschland ohne Bayern und die CSU, das ist etwas, was ich mir nicht vorstellen mag.“Der virtuelle Applaus der CSU ist ihm sicher – zumindest an diesem Tag.