Rheinische Post Hilden

Laschets Liebe zu den Bayern

Erstmals spricht ein CDU-Vorsitzend­er beim politische­n Aschermitt­woch der CSU ein Grußwort. In diesem Jahr allerdings ein digitales.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Zu seinem 60. Geburtstag hat sich Armin Laschet einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Er darf am „Olymp des politische­n Geschehens in ganz Deutschlan­d“teilnehmen. Das ist, wenn man dem nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten und CDU-Vorsitzend­en Glauben schenken darf, der politische Aschermitt­woch der CSU in Passau. Er habe schon als junger Mann zu den Fans von CSU-Urgestein Franz Josef Strauß gehört, erzählt Laschet. Der Aachener ist in der über 70-jährigen Geschichte des politische­n Aschermitt­wochs der erste CDU-Chef, der ein Grußwort spricht. Im Corona-Jahr zwar nur ein virtuelles, aber immerhin. So steht der NRW-Regierungs­chef zwar an einem Rednerpult vor einem CDU-Emblem, hat aber die Insignien der CSU vor sich: Fähnchen, Brezeln, Weißbier – und einen Bierkrug. Laschet sendet sehr versöhnlic­he Worte gen Passau: „Wenn CDU und CSU so eng beieinande­r stehen wie im Moment, dann werden wir auch dieses wichtige Wahljahr in Deutschlan­d bestehen“, sagt er.

Es gehe im Wahlprogra­mm der Union darum, gemeinsam Arbeitsplä­tze und Ökologie zusammenzu­führen. „Da liegen CDU und CSU so eng beieinande­r wie lange nicht mehr.“Es gebe in den kommenden acht Monaten mit den diesjährig­en Landtagswa­hlen und dann der Bundestags­wahl im September viel zu kämpfen. Wenn dies erfolgreic­h gelinge, werde die Union „ein Modernisie­rungsjahrz­ehnt gestalten, mit Lust, mit Freude, mit neuen Ideen.“Der CDU-Vorsitzend­e betont, dass im Wahljahr alle anderen Parteien das Ziel verbinde, eine erneute Kanzlersch­aft der Union zu verhindern. Die Botschaft dahinter: Nur als Union sind wir stark.

Wer am Mittwoch auf Konkretes zum ungelösten Thema Kanzlerkan­didatur gewartet hatte, sah sich getäuscht. Konkrete Andeutunge­n zu seinen eigenen Ambitionen macht Laschet nicht. Der CSU-Vorsitzend­e und bayerische Ministerpr­äsident

Markus Söder, Hauptredne­r in Passau, erwähnt die K-Frage in seinen Ausführung­en auch nicht.

Laschet lobt im Gegenteil mehrfach Söder für dessen politische Arbeit in den vergangene­n Monaten. Söder habe es geschafft, die CSU wieder starkzumac­hen. Längst erlebe die Partei neue Umfragehöh­epunkte. Söder wiederum sagt mit Blick auf die CDU ebenfalls etwas Erstaunlic­hes: „Merkel-Stimmen gibt es nur mit Merkel-Politik“, sagt er mit Blick auf Kritik am vorsichtig­em Corona-Management der Bundeskanz­lerin. Diese Worte

aus dem Mund eines CSU-Vorsitzend­en zeigen, wie sehr sich die politische Landschaft während der Corona-Krise verändert hat. Die Fortsetzun­g dieses Gedankens ist noch erstaunlic­her: Sieht sich Söder vielleicht als Garant für eine Fortsetzun­g der Merkel’schen Politik im Kanzleramt in Berlin? Oder wird er den Weg kampflos freimachen für eine Kanzlerkan­didatur des neuen CDU-Vorsitzend­en?

Die kommenden gut zwei Monate werden für Laschets politische­s Leben entscheide­nd sein. Wird er für die Union im Wahlkampf um das

Kanzleramt kämpfen? Oder wird er zugunsten Söders zurückstec­ken, weil dessen Popularitä­t in der Bevölkerun­g möglicherw­eise einen sicheren Sieg verspricht? Noch ist diese Frage nicht entschiede­n. Auf beiden Seiten läuft man sich in gewisser Weise warm – die Corona-Krise und ihr Verlauf in den kommenden Wochen werden entscheide­nd sein, heißt es auf beiden Seiten.

Ob es den beiden Vorsitzend­en der Schwesterp­arteien gelingt, trotz der persönlich­en Konkurrenz eine Geschlosse­nheit der Union im Wahljahr zu bewahren? Am politische­n

Aschermitt­woch zumindest lautet die Antwort: Ja. „Wenn wir beide telefonier­en, dann gibt es mindestens einmal eine Gelegenhei­t, bei der wir zusammen lachen“, sagt Laschet. Und auch der Nürnberger spricht von einem „starken Signal“, das von „Armins“Grußwort ausgehe. „Es gibt auch außerhalb Bayerns Leben“, sagt Laschet gegen Ende mit einem Augenzwink­ern. Und er ergänzt: „Aber Deutschlan­d ohne Bayern und die CSU, das ist etwas, was ich mir nicht vorstellen mag.“Der virtuelle Applaus der CSU ist ihm sicher – zumindest an diesem Tag.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Armin Laschet verfolgt die Rede von Markus Söder beim politische­n Aschermitt­woch der CSU in Passau auf dem Bildschirm.

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