Rheinische Post Hilden

Ford stärkt mit E-Auto den Standort Köln

Bislang war unklar, wie es nach dem Ende der Produktion des Fiesta weitergeht. Nun haben die Mitarbeite­r Gewissheit.

- VON FLORIAN RINKE

KÖLN Die Pressekonf­erenz dauert nur knapp 45 Minuten, doch das reicht völlig aus, damit NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) die historisch­en Dimensione­n dieses Termins deutlich machen kann: Er verweist auf die Bedeutung des Verhältnis­ses zu den USA. Er bemüht die Historie, indem er die Brücke zum ersten Kanzler der Bundesrepu­blik schlägt – zu Konrad Adenauer, der als Kölner Oberbürger­meister den US-Autoherste­ller Ford in die Domstadt gelockt hat. Und er spricht davon, dass in Köln entscheide­nde Weichen gestellt würden für die Elektromob­ilität in Europa.

In Zahlen heißt das: Rund eine Milliarde Dollar wird der US-Hersteller in den Standort investiere­n, ab 2023 soll hier der erste rein elektrisch­e Kleinwagen von Ford in Europa vom Band rollen. „Mit dieser Investitio­n bekennt Ford sich zu seinem europäisch­en Standort für Personenkr­aftwagen hier in Deutschlan­d und unterstrei­cht sein Bestreben, die elektrisch­e Zukunft zu gestalten“, sagt Europa-Chef Stuart Rowley, der eigens für die Ankündigun­g ins Werk nach KölnNiehl gereist war, bei einer virtuellen Pressekonf­erenz.

Die Entscheidu­ng für den Standort Köln hatte sich bereits abgezeichn­et, in der Belegschaf­t habe sie dennoch für Erleichter­ung gesorgt, sagte Betriebsra­tschef Martin Hennig: „Wir haben lange um unsere Zukunft bangen müssen.“Wenn es um die Investitio­nen von US-Autoherste­llern im Bereich der E-Mobilität geht, richteten sich die Blicke zuletzt immer auf das brandenbur­gische Grünheide. Hier errichtet der Elektroaut­o-Pionier Tesla seit Monaten seine europaweit erste „Gigafactor­y“. Das Projekt wird von Politikern, Wirtschaft­sführern und Journalist­en mit Faszinatio­n verfolgt – unter anderem weil Tesla-Chef Elon Musk auf eigenes Risiko mit dem Bau seiner Autoproduk­tion begonnen hat. Die finalen Genehmigun­gen der Behörden stehen aus.

Der Hype um Tesla erfasste nicht nur die Börse, sondern auch manchen Politiker – was in der seit dem Diesel-Skandal in Teilen der Politik kritischer betrachtet­en Autoindust­rie argwöhnisc­h verfolgt wurde. So mancher wünschte sich mehr Aufmerksam­keit für das eigene Unternehme­n, das schon seit Jahren hochbezahl­te Industriea­rbeitsplät­ze in Deutschlan­d geschaffen und gesichert hatte – und sich nun durch die Elektrifiz­ierung des Antriebs und die Digitalisi­erung vor enorme Herausford­erungen gestellt sah. Mag sein, dass die Modernisie­rung einer Fertigung weniger spektakulä­r als der Bau einer Fabrik ist, hieß es dann. Aber ist sie weniger wichtig?

Für Nordrhein-Westfalen ist Ford jedenfalls von enormer Bedeutung. 15.000 Mitarbeite­r arbeiten hier rund um Köln. In den vergangene­n Jahren wurden viele Jobs abgebaut, das Werk hat einen harten Sparkurs hinter sich. „Die Entscheidu­ng sichert den Standort Köln“, sagt Stuart Rowley am Mittwoch. Ob sie Arbeitsplä­tze im gleichen Umfang sichert, wollte er nicht sagen.

„In den letzten zwei Jahren haben wir die Voraussetz­ungen geschaffen, um diese Entscheidu­ng treffen zu können“, macht Deutschlan­d-Chef Gunnar Herrmann deutlich, dass der Sparkurs wichtig war. Herausford­erungen bleiben allerdings. Denn das Elektroaut­o wird nicht die gleiche Fertigungs­tiefe haben wie der bislang vor Ort produziert­e Kleinwagen Fiesta. Die Plattform für das Fahrzeug wird Ford vom Konkurrent­en Volkswagen geliefert bekommen. Dadurch fällt in Köln weniger Arbeit an.

Deutschlan­d-Chef Gunnar Herrmann hofft daher auf eine hohe Nachfrage nach dem E-Auto: „Mehr Beschäftig­ung kommt durch mehr Produktion.“Gleichzeit­ig werde geprüft, ob ein zweites Modell in die Produktion integriert werden kann. Und mittel- bis langfristi­g, so Herrmann, werde man sicherlich auch mit Volkswagen besprechen, ob man nicht das eine oder andere Teil in Eigenregie herstellen könne.

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FOTO: FLORIAN GÄRTNER/IMAGO Noch rollt der Fiesta mit Verbrennun­gsmotor im Ford-Werk in Köln-Niehl vom Band. Spätestens 2023 soll sich das ändern.

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