Wie Rose seinen Abschied erklärt
Als es um seinen BVB-Wechsel geht, findet Gladbachs Trainer kaum konkrete Worte.
MÖNCHENGLADBACH Borussias Hymne „Die Seele brennt“wird seit Monaten nicht im Stadion gespielt, zwischen den Urhebern und dem Verein läuft ein Rechtsstreit. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste in diesen Tagen über eine einstweilige Umbenennung des Liedes diskutiert werden. Denn je nach Gemüt heißt es aktuell „Die Seele weint“oder „Die Seele kocht“bei den Fans des Bundesligisten. Im Sommer verliert Gladbach seinen Trainer Marco Rose an Borussia Dortmund, seit Montag ist das offiziell bekannt, am Mittwoch nahm der Klauselziehende erstmals selbst Stellung zu seinem Wechsel.
„Ich bin extrem in mich gegangen und die Entscheidung wurde nicht an zwei Tagen getroffen. Ich habe viel nachgedacht, viel mit Max Eberl gesprochen. Natürlich wusste ich, was auf mich zukommt, ich bin ja nicht doof“, erklärte Rose. Während Eberl, sein Manager, auf der Pressekonferenz eine kämpferische Rede zur Lage der Borussen hielt, schweifte Rose in seinen Statements nicht gerade aus. „An meiner Einstellung zu meinem Arbeitgeber hat sich nichts geändert. Es ist die Aufgabe Borussia Dortmund, die mich reizt“, sagte er. Die Entscheidung habe er sich nicht leichtgemacht, am Ende sei sie auch „aus einem Gefühl heraus“gefallen.
Dass Rose, als er über seinen jetzigen Arbeitgeber sprach, aus Versehen „Borussia Dortmund“sagte, wird seiner deutlich vernehmbaren Nervosität geschuldet gewesen sein. Doch natürlich sind solche Kleinigkeiten ein gefundenes Fressen für die Fraktion „Die Seele kocht“. Schließlich geht es für Rose nun noch in mindestens 16 Spielen darum, vor allem mit Ergebnissen zu belegen, dass für ihn bis zum Saisonende nur die Borussia aus Mönchengladbach zählt.
Ein Duell wird ihn direkt mit seinem neuen Verein konfrontieren, am 2. März kommt der BVB zum DFB-Pokal-Viertelfinale. Und solange die aktuelle Konstellation in der Tabelle Bestand hat, schwebt das Damoklesschwert eines möglichen Interessenkonfliktes über dem Trainer: Die Borussias sind punktgleich und bewegen sich in einem Bereich, in dem fast jede Platzierung am Ende die Qualifikation für einen anderen europäischen Wettbewerb bedeutet – oder sogar gar keine.
Insgesamt verlor Rose nur wenige konkrete Worte zu seinen Beweggründen für den Wechsel. Der Reiz der Aufgabe stand jeweils im Mittelpunkt. Den Gladbach-Fans ist in diesen Tagen seine Antrittsrede aus dem Mai 2019 wieder in den Sinn gekommen, lediglich 21 Monate später hatten viele noch die Sätze des damals laut Jürgen Klopp „gehyptesten Trainers von allen“im Kopf: „Ich unterschreibe hier auch für drei Jahre, um Dinge zu entwickeln.“Das für einige überraschende Prädikat „lässig“verpasste Rose der Gladbacher Borussia. „Viele werden darüber diskutieren, ob der Rose das einfach nur so gequatscht hat. Das steht, das ist auch nicht weg“, betonte er jetzt. „Ich musste eine Entscheidung fällen. Man kann mir glauben, dass das nicht einfach war.“
Eine unverschuldet unglückliche Note hat Roses Zeit am Niederrhein durch die Pandemie erhalten. Er hat längst mehr Geisterspiele als Partien vor Publikum gecoacht. Die Corona-Blase hat viel von dem geschluckt, was Rose vor knapp zwei Jahren mit Sicherheit gereizt hat, als er aus Salzburg kam. Die Champions-League-Qualifikation wurde im leeren Stadien gefeiert, Real Madrid und Inter Mailand waren vor einer Geisterkulisse zu Gast. Gegen Mainz 05 am Samstag dürfte sie indes erstmals ganz gelegen kommen.